Apartment in Manhattan
Schwester Je’-Naye.“
Also gut, meine Probleme sind nichts gegen Latishas. Sie ist eine allein erziehende Mutter, die versucht, ihre halbwüchsige Tochter in einer schäbigen Wohngegend, in der ihre Schwester als Teenager erschossen worden ist, großzuziehen.
Ich seufze. „Wir brauchen beide einen Margarita, Latisha. Vielleicht sogar ein paar. Lass mich schnell herausfinden, was Jake will, und dann treffe ich euch unten.“
„So machen wir es.“ Sie verschwindet hüftschwingend in der Halle. So wie sie sich anzieht, könnt man meinen, sie hätte einen Körper wie Jennifer Lopez. Sie ist kleiner und schwerer als ich, aber niemals käme sie auf die Idee, schwarze und weite Klamotten zu tragen. Heute hat sie ein kurzes rotes T-Shirt mit V-Ausschnitt an und dazu einen beigefarbenen Rock, der die Hüften und Oberschenkel nur knapp bedeckt.
Ich sehe, wie Myron, der Typ aus der Postabteilung, ihr zuschaut.
„Hm, hm“, murmelt er und schüttelt den Kopf. Er hält seinen kartonbeladenen Karren kurz an und dreht den Kopf, um ihr nachzusehen. „Verdammt!“
„Cool bleiben, Myron“, ruft sie über ihre Schulter, aber ich weiß, dass es ihr gefällt.
„Mädchen, du siehst toll aus.“
„Hmhm, als ob ich das nicht wüsste“, antwortet Latisha selbstgefällig. Ich wünschte, ich hätte nur die Hälfte ihres Selbstbewusstseins. Aber irgendwie glaube ich, dass Myron, sollte ich jemals so etwas Hautenges tragen, schreiend wegrennen würde.
Ich biege um die Ecke in Jakes Büro. Klar, da sitzt er lang ausgestreckt hinter seinem Schreibtisch und zielt auf den Basketballkorb über seinem Kopf. Das Büro ist so geräumig, dass eine Couch und ein paar Stühle darin Platz haben. Vier große Fenster blicken direkt auf die Zweiundvierzigste Straße. In meiner kleiner Zelle hingegen finden gerade mein Tisch, mein Computer und ein gerahmtes Bild von Will Platz.
„Was gibt’s, Tracey? Jaaaaaa!“ Jake reißt, als der Ball durch den Korb fällt, jubelnd die Arme in die Höhe.
„Sie wollten mich vor dem Mittagessen sprechen“, erinnere ich ihn.
„Stimmt. Ich habe zwei Bitten.“
„Soll ich mitschreiben?“
„Nicht nötig.“ Er setzt sich gerade hin und fordert mich mit einer Handbewegung auf, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
Das tue ich und blicke auf das gerahmte Hochzeitsfoto von ihm und Laurie. Wenn Sie mich fragen, sieht sie viel besser aus als er. Sie ist eine hübsche, dünne, mondän aussehende Brünette. Er ist ein rundgesichtiger, rothaariger, jungenhafter Typ, auf dessen Wangen noch Spuren einer ehemals schlimmen Akne zu sehen sind. Nicht dass Aussehen alles ist, aber ich kann nicht anders, als mich wundern, aus welchem Grund Laurie ihn wohl geheiratet hat.
Andererseits kann er auch sehr charmant sein, wenn er will. Und er ist reich. Richtig reich. Offenbar hat er vor ein paar Jahren einen heißen Aktientipp bekommen, jeden Cent zusammengekratzt, und es hat sich mehr als ausgezahlt. Jetzt wohnen er und Laurie in einem großen Apartment in einem dieser schönen Gebäude mit Empfang östlich vom Sutton Place und suchen, wie gesagt, ein Wochenendhaus oben in Westchester.
Ich frage mich, ob Laurie glücklich ist.
Ich frage mich, wie lange ihre Ehe halten wird.
Mein Magen knurrt, und ich überlege, ob ich mir zu meiner Quesadilla den Light-Sauerrahm und den fettarmen Käse bestellten soll oder mich für das volle Fett entscheiden soll.
„Zuerst einmal möchte ich, dass Sie herausfinden, was ich tun muss, damit ich diesen Strafzettel nicht bezahlen muss“, sagt Jake und reicht ihn mir über den Tisch.
„Warum?“ frage ich, während ich ihn betrachte. „Was stimmt damit nicht? Haben Sie nicht falsch geparkt?“
„Doch, habe ich“, sagt er. „Aber es gab keine Parkplätze mehr. Außerdem bezahlt niemand solche Strafzettel. Machen Sie einfach ein paar Anrufe und finden Sie heraus, was ich tun muss, um auf unschuldig, oder wie immer das heißt, zu plädieren, und lassen Sie es mich dann wissen.“
„Klar.“ Ich vermute mal, er wird in der nächsten Zeit nicht mit dem Ehrenbürger-Orden ausgezeichnet.
„Und was meine andere Bitte betrifft …“ Er räuspert sich, und mir wird klar, dass es sich um etwas wirklich Wichtiges handeln muss.
Mist, ich frage mich, in welcher Sache ich ihm jetzt noch aushelfen muss. Zum Schluss ende ich noch in einem Zeugenschutz-Programm, und werde Will nie mehr wiedersehen.
„Wie kreativ sind Sie eigentlich, Tracey?“
„Wie kreativ?“ Ich studiere aufmerksam
Weitere Kostenlose Bücher