Apartment in Manhattan
betrogen.“
„Und woher weißt du das, Schätzchen?“
„Ich weiß es einfach.“ Und glauben Sie mir, ich weiß es wirklich. Mein Vater ist nach dreißigjähriger Ehe immer noch bis über beide Ohren in meine Mutter verliebt. Fragen Sie mich nicht, warum. Manchmal kommt es mir so vor, als ob sie den lieben langen Tag nichts anderes tut, als an ihm herumzunörgeln. Wie ich schon sagte, ist sie übergewichtig, hat einen Damenbart und liebt Stretchhosen, trotzdem nennt er sie
Bella
– das italienische Wort für „Schöne“. Was beweist, dass Liebe blind macht. Und das erklärt eine Menge, zum Beispiel, dass Will noch immer mit mir zusammen ist.
„Sie hat Recht“, sagt Brenda. „Paulie betrügt mich nicht.“
Paulie ist der Mann, mit dem sie seit der Junior High School zusammen ist. Bevor sie gemeinsam an dieselbe Uni gegangen sind, haben sie sich verlobt, und jetzt, drei Jahre später, steht das große Ereignis kurz bevor. Im Juli wird die Hochzeit in einer riesigen Halle in Jersey abgehalten, und wir alle sind mit unseren Partnern eingeladen.
Als ich vor ein paar Wochen die Einladung bekommen habe, war mein erster Gedanke, wie süß es von Brenda ist, mich mit auf die Gästeliste zu setzen, wo wir uns doch erst seit ein paar Monaten kennen.
Mein zweiter – und, wenn ich das hinzufügen darf, ziemlich dummer – Gedanke war, dass Will ja vielleicht nach Hause kommen und mich begleiten würde.
Natürlich hat er gesagt, dass er sich beim Theater deshalb nicht frei nehmen könnte, vor allem nicht an einem Wochenende.
Also werde ich Raphael mitbringen. Ich wäre auch alleine gegangen, aber Latisha kommt mit Anton und Yvonne mit Thor, ihrem schwedischen Brieffreund. Die beiden haben als Kinder angefangen, sich zu schreiben, und wenn er nächsten Monat Urlaub in New York macht, werden sie sich zum ersten Mal persönlich treffen.
Anton, das brave Muttersöhnchen. Thor, der ausländische Brieffreund, der offenbar fünf Sprachen spricht, zu denen Englisch allerdings nicht gehört, und Raphael, die schwule Antwort auf die Baywatch-Mädels.
Was für ein herrlich dynamisches Trio.
„Natürlich betrügt Paulie dich nicht“, sagt Latisha zu Brenda in ernstem, tröstendem Ton. „Nicht jeder Mann betrügt – obwohl ich meine Hand nicht für Anton ins Feuer legen würde. Yvonne hat Recht – vielen Männern kann man einfach nicht trauen. Und vielleicht sollte Tracey nicht nur ans Däumchendrehen denken, solange Will fort ist.“
„Ich werde nicht Däumchen drehen“, protestiere ich.
„Nein? Was wirst du dann tun?“ fragt Yvonne.
„Ich werde an mir arbeiten.“
Ich muss gestehen, bis zu dieser Sekunde habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Aber in dem Moment, in dem die Worte aus meinem Mund kommen, ist mir klar, dass das die beste Idee ist, die ich jemals hatte. Ich werde an mir arbeiten.
„An dir arbeiten?“ wiederholt Yvonne. „Inwiefern, Süße?“
„In jeder Weise. Ich werde abnehmen. Eine Menge abnehmen. Ich muss wieder in Form kommen. Ich werde Geld sparen, vielleicht kann ich mir ja noch einen Nebenjob suchen. Ich habe ja viel Zeit, wenn Will erst mal weg ist.“
„Einen Nebenjob? Was denn zum Beispiel?“
„Keine Ahnung … Hunde ausführen. Babysitten. Außerdem muss ich mal richtig aufräumen. Und … und klassische Literatur lesen …“ Ich kann gar nicht mehr aufhören.
„Gute Idee, Mädchen“, sagt Latisha, und wir schütteln uns die Hände.
„Klar. Ich werde endlich mit allem anfangen, was ich schon immer tun wollte. Außer mit dem Rauchen aufzuhören“, füge ich schnell hinzu. Denn wenn ich aufhöre zu rauchen, wird sich mein Gewicht innerhalb der ersten Woche verdoppeln. Aber alles andere …
Ich kann es schaffen.
Ich weiß, dass ich es kann.
Zum ersten Mal seit Wochen freue ich mich geradezu auf die kommenden Monate. Ich werde mich selbst neu erfinden. Wenn Will zurückkommt, wird er mich nicht einmal mehr erkennen. Ich werde dünner sein als die Schauspielerinnen in
Friends
. Dünner als Lara Flynn Boyle.
Okay, vielleicht nicht ganz so dünn. Aber ich werde gut aussehen. Verdammt gut. Ich werde sogar ein schmeichelhaftes, neues Outfit und eine trendige Frisur haben.
Will verliebt sich natürlich total in die neue, schillernde Tracey. Und schon kurz darauf ziehen wir zusammen. Danach heiraten wir …
Ich rufe mich selbst zur Ordnung, als wir das klimatisierte mexikanische Restaurant betreten, schließlich tue ich das alles nicht nur für Will.
Ich tue
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