Apartment in Manhattan
das für mich. Damit ich mich zur Abwechslung mal in meiner Haut wohlfühle.
Wenn ich dadurch für Will unwiderstehlich werde, dann ist das nur das Sahnehäubchen obendrauf.
Schließlich sollte man sich nie wegen eines Mannes verändern – diesen Ratschlag habe ich mir nach unzähligen Artikeln in Frauenmagazinen sehr zu Herzen genommen, außerdem hat Andrea Antonowski, meine beste Freundin zu Hause, immer das Gleiche gesagt – und ihre Worte sind für mich Gesetz, denn sie war seit der sechsten Klasse niemals ohne Freund, jetzt ist sie verlobt und wird bald heiraten.
In einer gesunden Beziehung liebt und akzeptiert man sich so, wie man ist.
Und das ist ja genau die Art von Beziehung, die Will und ich führen.
Wenn nicht, wären wir nicht mehr zusammen. Natürlich akzeptiert er mich so, wie ich bin. Nur ich akzeptiere mich selbst nicht. Ich will in jeder Beziehung besser sein.
Okay, vor allem will ich
besser aussehen
. Wenn ich es gleichzeitig schaffe, ein Sparbuch anzulegen, meinen Schrank aufzuräumen und ein paar klassische Bücher zu lesen, umso besser. Aber mein Hauptziel für diesen Sommer ist, Gewicht zu verlieren.
Was soll daran falsch sein?
„Du solltest es mit dieser Kohlsuppen-Diät versuchen“, sagt Brenda. „Eine meiner Brautjungfern wird mir eine Kopie des Rezeptes schicken, damit ich vor der Hochzeit noch fünf Pfund abnehmen kann.“
„Ich muss zehn Mal soviel abnehmen“, antworte ich und quetsche mich zwischen den Empfangstisch und eine Gruppe japanischer Geschäftsleute, die auf einen Tisch warten.
Brenda äußert sich nicht dazu, aber ich wünschte, sie würde. Sie wissen schon, sie oder Latisha oder Yvonne könnten so etwas sagen wie: „Oh, sei doch nicht kindisch, so viel wiegst du nun wirklich nicht, Tracey.“
Auch wenn es nicht stimmt.
Ich versuche, nicht verletzt zu sein. Will ich denn wirklich, dass meine Freunde mich anlügen, nur damit es mir besser geht?
Vielleicht.
„Du solltest die Protein-Diät ausprobieren“, sagt Latisha. „Du magst doch Speck und Steaks, oder?“
„Wer nicht?“
„Diese Diäten funktionieren doch nicht“, wirft Yvonne ein und wedelt tadelnd mit ihren manikürten Krallen. „Du musst Sport machen. Das ist die Lösung. Fang damit an, jeden Tag Sport zu treiben. Trete einem Fitnessclub bei. Such dir einen persönlichen Trainer.“
„Oder geh zu den Weight Watchers“, schlägt Latisha vor.
„Persönlicher Trainer? Weight Watchers? Wer bin ich, die Herzogin von York? Ich bin pleite, Leute, habt ihr das vergessen? Ich kann kein Geld dafür ausgeben abzunehmen.“
„Die Weight Watchers sind günstig.“
„Aber nicht kostenlos. Ich brauche was Kostenloses.
„Nun, es kostet nichts zu hungern“, sagt Brenda. „Zumindest so lange nicht, bis du in einer Klinik für Magersüchtige endest.“
Ich denke an Sofia, meine Freundin von der Uni – die, die mir beigebracht hat, dass man durchs Rauchen Gewicht verliert. Offensichtlich hat es bei ihr funktioniert, schließlich wird sie regelmäßig in die Cleveland Klinik eingewiesen. Ich hingegen rauche nach drei Jahren etwa ein Päckchen am Tag und habe mehr Fett angesetzt als je zuvor.
„Lach nicht. Ich kenne jemanden, der da gelandet ist“, sagt Latisha zu Brenda. „Eine von Je’Nayes früheren Freundinnen. Ich kann kaum glauben, dass ich mir damals Sorgen machte,
sie
könnte mit all ihren Diäten einen schlechten Einfluss auf meine Schwester haben. Das war schließlich überhaupt nichts, verglichen mit der Gang … Egal, das Letzte, was ich von Charmaine gehörte habe ist, dass sie wieder im Krankenhaus ist.“ Sie schüttelt den Kopf, aber sie hat jetzt diesen abwesenden Blick, den sie immer bekommt, wenn sie an ihre tote Schwester denkt.
Keiner von uns weiß, was er sagen soll, und es entsteht ein langer Augenblick des Schweigens.
Dann sagt Brenda: „Wie auch immer, Tracey, Kohl ist billig. Ich werde dir eine Kopie des Rezeptes geben. Wann willst du anfangen?“
„Sobald Will im Zug sitzt“, sage ich. „Wenn ihr mich am Montag zu sehen bekommt, bin ich schon auf dem besten Weg zu meinem neuen Ich.“
„Wie viele?“ unterbricht die Bedienung, die, nachdem sie die Japaner zu ihrem Tisch geführt hat, vor uns auftaucht.
„Vier“, sagen wir alle gleichzeitig.
Als sie uns zum Tisch bringt, entscheide ich mich für die Voll-Fett-Variante aus Sauerrahm und Käse. Ein letztes Hurra, bevor ich die in mir steckende Calista Flockhart befreie.
Ich weiß, was Sie jetzt
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