Apartment in Manhattan
schiebe die unangenehme Erinnerung weg. „Vor ungefähr drei Monaten war dieser wunderschöne, warme Tag, an dem wir beide nicht arbeiten mussten, und wir haben ganz spontan den Zoo im Central Park besucht. Weißt du noch?“
„Das ist drei Monate her?“ fragt er und lehnt sich zurück. Seine Schulter berührt meine. „Ich dachte, das war im Mai.“
„Nein, im März.“ Ich werfe mein stoppelfreies Bein über seinen Schoß. Erst heute Morgen habe ich mir die Beine rasiert, schließlich hat die Saison für kurze Hosen wieder begonnen. Ich trage schwarze, abgeschnittene Jeans, die lang genug sind, dass sie meine wabbeligen, delligen Oberschenkel verdecken. Meine Haut ist kalkweiß, und man kann, obwohl die Beine frisch rasiert sind, ganz schwach kleine schwarze Punkte sehen, wo die Haarfollikel sind. Außerdem habe ich ein paar blaue Flecken auf dem Schienbein. Wunderbar.
Ich gelobe, dass ich, bis Will zurück kommt, nicht nur dreißig oder vierzig Pfund abnehmen, sondern auch sonnengebräunt sein werde – fragen Sie mich nicht, wie ich das anstellen will. Ich könnte mich ja gelegentlich auf das Dach meines Hauses legen oder so. Und vielleicht werde ich sogar meine Beine mit Wachs behandeln lassen, damit sie glatter aussehen.
Will grübelt noch immer über den Tag im Zoo nach. „Vielleicht war das auch im April …“
„Glaube mir, es war März. Das war ja das Tolle, es war die Woche vor St. Patrick’s Day und trotzdem fast dreißig Grad warm und sonnig. Wir haben beide Sonnenbrillen an einem Stand auf der Straße gekauft, und der Typ hat geschworen, es seien echte Ray-Ban.“
„Ja, stimmt. Meine ist eine Stunde später bereits kaputtgegangen“, erinnert sich Will kopfschüttelnd.
„Das war ein wirklich schöner Tag, Will.“
„Mhm.“
Seine Stimme klingt weit entfernt, und ich frage mich, ob er an jenen Tag denkt oder an seine unmittelbare Zukunft ohne mich.
Wenn ich nur daran denke, dass er bald fort ist, fühle ich mich wirklich schlecht. Denn ganz egal von welcher Seite man es betrachtet, drei Monate sind eine lange Zeit.
Es ist eine komplette Jahreszeit.
Ein Vierteljahr.
In drei Monaten kann eine Menge geschehen … und nicht unbedingt nur Gutes.
„Ich wünschte, du müsstest nicht gehen“, sage ich und schaue ihm in die Augen. Sein Gesicht ist wirklich sehr nah an meinem, ich kann sein Eau de Cologne riechen.
„Ich muss gehen.“ Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber ich werde kurz nach Labour Day wieder zurück sein.“
„Ja. Und ich werde dich besuchen.“
„Klar.“
Nur leider sieht er bei dem Gedanken nicht gerade entzückt aus.
Panik schießt durch meinen Körper. Wir haben schon zuvor über meinen Besuch gesprochen, jedoch keine definitiven Pläne gemacht. Mit einem Mal wird mir klar, dass ich immer diejenige war, die dieses Thema zur Sprache gebracht hat. Ich versuche mich zu erinnern, ob auch er mir einmal zu verstehen gegeben hat, dass es schön wäre, wenn ich ihn besuchte, und kann es nicht.
„Ich werde erst kommen, wenn du dich eingewöhnt hast“, sage ich, für den Fall, dass er Angst hat, ich könne ihn bereits am nächsten Wochenende oder so überfallen.
„Klar.“
„Will, es ist doch in Ordnung, dass ich dich besuche, oder?“ frage ich und beobachte ihn genau. „Weil ich auf jeden Fall ein paar deiner Auftritte sehen will …“
Und weil ich dich auf jeden Fall kontrollieren und herausfinden muss, ob du mich noch liebst.
„Ist schon gut“, antwortet er. „Du musst nur wissen … Ich meine, ich habe diese Woche die Regeln für das Schauspielerwohnheim bekommen, und Übernachtungsgäste sind da nicht zugelassen.“
„Übernachtungsgäste sind nicht zugelassen?“ wiederhole ich ungläubig und finde, dass das sehr nach den Regeln eines Schwesternheims in den vierziger Jahren klingt. „Aber ich dachte, das Haus ist für Frauen und Männer.“
„Ist es auch. Doch es ist jetzt schon völlig ausgebucht. Für Gäste gibt es keine Zimmer mehr. Außerdem denke ich mal, sie wollen, dass wir uns ganz und gar auf die Auftritte konzentrieren, und Übernachtungsgäste würden uns nur ablenken.“
„Oh.“
„Das heißt, du kannst mich übers Wochenende besuchen, aber … weißt du, es gibt eine Menge nette Häuser dort, Motels und Pensionen …“
„Ja, das wäre schön.“ Meine Stimmung hellt sich auf, als ich mir vorstelle, wie Will und ich ein verschmustes Wochenende in einem romantischen Landhotel verbringen. „Vielleicht
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