Apartment in Manhattan
denken.
Und ich gestehe, dass das nicht das erste Mal ist, dass ich große Pläne habe abzunehmen. Aber dieses Mal wird es funktionieren. Ich werde Erfolg haben, und wenn ich dabei draufgehe.
Nicht nur mit der Diät. Mit allem. Ich werde mein ganzes Leben ändern. Ab Sonntag.
Was mir bis dahin zu tun bleibt, ist, mich moralisch darauf vorzubereiten.
Oh, ja.
Und mich von Will zu verabschieden.
7. KAPITEL
B estimmt wäre es einfacher, wenn unsere letzten gemeinsamen vierundzwanzig Stunden richtig mies laufen würden.
Ich meine, wenn wir die ganze Zeit nur streiten oder uns auf die Nerven gehen oder zu Tode langweilen würden.
Aber so ist es nicht.
Das Wochenende mit Will ist harmonischer, als es jemals war – oder als es zumindest seit langer Zeit war.
Besonders froh bin ich darüber, dass Nerissa mit Broderick die Stadt verlassen hat, denn es ist heiß und stickig, und in meinem Apartment gibt es keine Klimaanlage. Also haben wir Wills Wohnung ganz für uns.
Nicht, dass wir die ganze Zeit dort rumhängen.
Freitag Abend hat er mich mit Karten für die Broadway-Show
Rent
überrascht. Er hat sie zwar schon ein paar Mal gesehen, aber ich noch nie. Allerdings kannte ich die Musik bereits in- und auswendig, weil Will die CD hat, doch ich hatte schon lange vor, hineinzugehen … wahrscheinlich, weil mich die Texte und die Charaktere ansprechen. Es geht um einen Haufen New Yorker, die versuchen, über die Runden zu kommen und genug Geld für die Miete eines schäbigen Apartments in Lower Manhattan zu verdienen.
Wenigstens bin ich nicht HIV-positiv, wie die meisten Charaktere in dem Stück. Schlimm genug aber, dass ich mich in jedes sonstige Problem hervorragend hineinversetzen kann, obwohl ich nicht dazu neige, angsterfüllt Lieder zu singen, sobald es richtig hart wird.
Nach der Show hat Will mich zum Dinner in einen Cabaret-Club eingeladen. Zwar hat an diesem Abend niemand gesungen, den er kennt, aber das war egal. Wir haben sowieso nur mit einem Ohr hingehört. Meistens haben wir uns unterhalten.
Ich weiß gar nicht mehr, worüber wir gesprochen haben, doch wir haben viel gelacht und viel Wein getrunken.
Später sind wir in seine Wohnung gegangen und hatten zum ersten Mal seit Monaten großartigen Sex. Vielleicht lag das an dem vielen Wein oder an der Tatsache, dass wir wochenlang nicht mehr ungestört alleine zusammen sein werden.
Heute Morgen sind wir nach dem Aufstehen Bagel essen gegangen, danach durch Soho geschlendert, wo Will mir ein Paar tolle Ohrringe geschenkt und ich ihm einen geschnitzten Bilderrahmen gekauft habe. Ich meinte im Scherz, er könne ihn ja mit einem Foto von mir auf seine Reise mitnehmen, und als wir wieder in seinem Apartment waren, tat er genau das! Er fand diesen Schnappschuss von mir, der nicht ganz so fürchterlich aussieht – einer, der sogar mir gefällt – und danach steckte er den Rahmen und das Foto in seine Umhängetasche.
Nun sitzen wir nach unserem chinesischen Imbiss hier und trinken Pinot Grigio, und ich frage mich, warum ich mir über seine Abreise überhaupt solche Sorgen gemacht habe. Es sieht wirklich so aus, als ob er gar nicht gehen will, und er hat mir mehrfach gesagt, dass er mich vermissen wird.
„Die Zeit wird nur so vorbeifliegen“, behaupte ich hoffnungsvoll, und lehne mich an sein Bett. Wir sitzen auf dem Boden, die weißen Pappkartons des chinesischen Essens sind noch überall um uns herum verstreut. Im Hintergrund läuft Jazzmusik.
„Es sind drei Monate“, sagt er, und ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass er mir zustimmt oder nicht.
„Denk daran, wie schnell drei Monate vorbeigehen“, sage ich. „Ich meine, vor drei Monaten habe ich noch als Aushilfe gearbeitet, und jetzt bin ich bei Blaire Barnett … warte mal, ich glaube, das beweist meine These nicht, weil es mir so vorkommt, als würde ich dort schon ewig arbeiten.“
Will lächelt. „Okay, wie findest du das? Vor drei Monaten hatte ich diese schreckliche Darmgrippe, und du bist mit Alka-Seltzer und Zwieback vorbeigekommen. Und das scheint doch gar nicht so lange her zu sein, oder?“
Ehrlich gesagt kommt es mir vor, als wäre es eine Ewigkeit her. Und ich hätte nicht Ärztin spielen sollen, weil ich schließlich selbst eine Magen-Darm-Grippe bekam und mich in der U-Bahn übergeben musste – eine Erfahrung, die ich niemandem wünsche. Keiner hat mir geholfen, und eine Gruppe Teenager hat sich sogar über mich lustig gemacht.
„Mir fällt was Besseres ein“, sage ich und
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