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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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lang lieben und dankbar für jede Art von Verbindung sein wird. So war es von dem Moment an, als die beiden als Schüler angefangen haben, miteinander auszugehen.
    „Hey, Mary Beth, bist du immer noch in diesem Fitnessclub?“ frage ich und schreite ruhelos durch mein winziges Apartment. Ich fülle mir aus dem Wasserhahn ein Glas Wasser ein, schließlich bin ich von all dem Wein und der Sojasauce der letzten Nacht und dem Kaffee von heute Morgen geradezu ausgedörrt.
    „Klar, immer noch, allerdings habe ich momentan wenig Zeit. Wieso?“
    „Hast du abgenommen?“ Ich trinke einen Schluck Wasser. Igitt, es ist warm. Ich drehe den Hahn wieder auf und lasse das Wasser laufen, bis es kälter wird, schütte den Rest aus dem Glas in meinen Philodendron und frage mich dabei, wann ich ihn wohl zuletzt gegossen habe.
    „Ich habe etwas abgenommen“, antwortet Mary Beth. „Außerdem wiegen Muskeln auch mehr als Fett, weißt du.“
    Was nichts anderes bedeutet, als dass sie sich dafür entschuldigt, nicht mehr Gewicht verloren zu haben.
    Wer weiß? Vielleicht haben wir beide einfach großes Pech mit unseren Genen.
    Nein.
    Ich kann nicht akzeptieren, dass ich für immer so aussehen soll. Ich fülle das Glas erneut und laufe damit durch den Raum.
    Vor dem großen Spiegel an der Badezimmertür bleibe ich stehen.
    Mein Gott!
    Die Vollansicht meines Spiegelbildes ist einfach scheußlich. Ich trage die gleichen schwarzen Shorts wie gestern, und darüber ein schlampig aussehendes, weißes T-Shirt, das mir bis über die Schenkel fällt. Auch wenn die Shorts meine wabbeligste Cellulite-Zone bedecken, können sie doch nicht die Tatsache verheimlichen, dass meine Beine dick und klobig sind.
    Ich sehe Nerissas schlanken Körper einer Tänzerin vor mir.
    Und fühle neue Kraft für meine Diät-Pläne.
    Ich werde zusätzlich Sport treiben. Jeden Tag.
    Und ich trinke acht Gläser Wasser täglich.
    Ich nehme noch einen Schluck. Okay, das ist ein guter Anfang.
    „Was gibt’s bei dir Neues?“ fragt meine Schwester.
    Am liebsten würde ich ihr von meinem Selbstverbesserungsplan erzählen, aber noch bevor ich das Thema anschneiden kann, fährt sie fort, als ob es ihr gerade einfalle: „Oh, Will geht bald, oder?“
    „Er ist heute Morgen abgefahren.“
    „Du musst am Boden zerstört sein.“
    Das ist das Problem mit meiner Schwester. Sie ist wie meine Mutter eine Pessimistin. Und ich muss permanent meine eigene dahin gehende Neigung unterdrücken.
    Für meine Mutter und Mary Beth ist das Glas immer halb leer.
    Nicht, dass es irgendetwas halb-voll-artiges in diesem Moment für mich gibt, schließlich hat Will mich gerade verlassen.
    Aber es gibt eine Menge andere Bespiele, in denen meine Schwester negativ auf etwas in meinem Leben reagiert hat, anstatt zu versuchen, mich zu ermutigen.
    Als ich zum Beispiel mein Apartment gefunden und Mary Beth davon erzählt habe, sagte sie nicht etwa, wie toll es ist, dass ich in einer eigenen, bezahlbaren Wohnung lebe – sie ließ sich darüber aus, dass ich eine lächerlich hohe Miete bezahle und nicht einmal ein separates Schlafzimmer habe.
    Natürlich sollte man meinen, dass ich mich inzwischen an ihre Art gewöhnt habe, aber sie regt mich noch immer auf. „Weißt du was? Ich muss auflegen. Ich treffe meine Freunde zum Mittagessen.“
    „Welche Freunde?“
    „Kate und Raphael.“ Als ob das wichtig sei, sie hat noch nie einen meiner New Yorker Freunde kennen gelernt.
    „Raphael … ist das nicht der Homosexuelle?“
    Ich kann mich gerade noch zurückhalten, nicht laut aufzulachen, nicht wegen des Ausdrucks, sondern darüber, wie mühsam sie ihn ausspricht. Statt einfach „Schwuler“ zu sagen.
    „Ja, genau der.“
    Ich kann spüren, dass sie damit kämpft, tolerant zu sein. „Na dann, viel Spaß, Tracey. Oh, und vielleicht solltest du darüber nachdenken, nächsten Monat zu Moms and Dads Hochzeitstag nach Hause zu kommen. Wir wollen ihnen eine Party schmeißen. Es ist ihr fünfunddreißigster.“
    „Ich weiß nicht … es ist zur Zeit schwierig, Urlaub zu nehmen.“ Ich darf momentan nämlich noch gar keinen nehmen, das ist erst nach sechs Monaten erlaubt, aber Latisha meint, dass ein Tag vielleicht möglich wäre, je nachdem, welchen Chef man hat.
    Hoffentlich wird Jake mir demnächst ein langes Wochenende zugestehen, das ich dazu nutzen will, Will zu besuchen, und nicht etwa, um nach Brookside zu fahren.
    „Schau mal, was du da machen kannst, Tracey. Auch wenn du nur für ein Wochenende

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