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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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zumindest der Streit scheint zu Ende zu sein.
    Ich blicke hinunter und sehe ein glückliches Pärchen, das sich in den Armen liegt und mehr oder weniger Sex macht. Toll.
    Und jetzt?
    Meine Wohnung ist mit Büchern, Zeitschriften und der Zeitung vom Wochenende übersät, und mir wird klar, wie lange es her ist, dass ich das letzte Mal etwas gelesen habe.
    Ich erinnere mich an meinen Schwur, mich in diesem Sommer mit klassischer Literatur zu befassen, und baue einen Stapel aus den Taschenbüchern, die ich noch lesen wollte. Dann schiebe ich die Bücher von Mary Higgins Clark und das von James Patterson unter mein Bett und lege das aktuelle von Joyce Carol Oates aufs Kopfkissen. Das ist zwar nicht gerade ein Klassiker, aber es ist das literarischste Werk in meiner derzeitigen Bibliothek.
    Danach packe ich meine Einkäufe in der kleinen Küchennische aus und stelle fest, dass ich schon wieder hungrig bin. Also schmeiße ich ein paar – okay, vier – Hotdogs in die Pfanne und füge ein klein wenig Butter hinzu.
    Während die Würstchen vor sich hin braten, checke ich meinen Anrufbeantworter.
    Drei Nachrichten.
    Vielleicht hat Will vom Zug aus angerufen, denke ich, drücke den Knopf und höre, wie die Kassette zurückspult.
    Ein Piepen und die erste Nachricht:
    „Hi, Tracey, ich bin’s“, verkündet Raphaels Stimme. „Kate und ich würden am Sonntag gerne mit dir Mittagessen gehen. Wir wissen, dass Will dieses Wochenende geht. Ruf mich an, damit wir etwas ausmachen können.“
    Ein weiteres Piepen, und die zweite Nachricht:
    „Hey, Trace, Raphael und ich wollen mit dir am Sonntag Essen gehen, damit du nicht zu deprimiert bist, weil Will fort ist. Ruf mich an.“
    Noch ein Piepen. Nachricht Nummer drei:
    „Tracey, geht’s dir gut? Mom sagt, dass du sie seit über einer Woche nicht mehr angerufen hast. Sie macht sich Sorgen. Ruf mich oder sie an und lass uns wissen, dass du okay bist. Love you.“
    Ich seufze.
    Man sollte ja meinen, dass meine Mutter in der Lage ist, selbst das Telefon in die Hand zu nehmen und mich anzurufen, anstatt zu erwarten, dass Mary Beth das erledigt. Aber – und das ist die absolute Wahrheit – sie führt einfach keine Ferngespräche. Das mag zum Teil am Geld liegen, aber ich glaube vielmehr, dass sie in ihrer üblich dickköpfigen Art einfach zeigen will, wie sehr es sie ärgert, dass ich so weit weg bin. Fast kommt es mir so vor, als hoffe sie, wenn sie mich nicht anruft, würde mir klar werden, wie sehr ich sie vermisse, und ich käme wieder nach Hause.
    Normalerweise rufe ich mehrmals die Woche zu Hause an, doch letzte Woche hatte ich viel zu arbeiten und habe jede freie Minute mit Will verbracht.
    Ich nehme den Hörer ab und wähle die Nummer meiner Schwester, und nicht die meiner Eltern. Die sind jetzt gerade sowieso in der Kirche.
    Mary Beth antwortet nach dem zweiten Klingeln. „Du lebst!“ sagt sie.
    „Woher wusstest du, dass ich es bin?“
    „Ich kann es jetzt auf meinem Display sehen. Ich habe mir ein neues Telefon gekauft, damit ich sehe, wenn Vinnie anruft und ich nicht abnehmen muss.“
    „Sehr gut.“ Ich bin überrascht. Ich dachte, dass sie ihrem Ex-Mann immer noch hinterher heult und sobald es klingelt ans Telefon eilt, in der Hoffnung, dass er sich versöhnen will.
    „Mein Psychiater hat mich gebeten, das zu tun. Er sagt, ich muss aufhören, mit Vinnie zu sprechen, es sei denn, es geht um die Kinder, weil er mich sonst nur verletzt und mir Hoffnungen macht.“
    „Was, Vinnie hat dich angerufen und dir gesagt, dass es noch Hoffnung gibt?“ Das ist ja eine überraschende Wendung.
    „Er hat mich mehrfach angerufen, ja“, sagt Mary Beth. „Aber er erzählt von diesen Frauen, mit denen er sich trifft, und den ganzen Möbeln, die er sich für seine neue Wohnung kauft, und das kotzt mich total an, weil er so ein Geizhals ist, sobald es um die Scheidung geht. Ich glaube, er will es mir einfach heimzahlen, mir alles unter die Nase reiben. Aber George sagt …“
    „Wer ist George?“
    „Mein Psychiater. Er sagt, ich darf ihm nicht mehr zuhören und nicht mehr mit ihm sprechen.“
    „Mit Vinnie?“
    „Mit wem sonst?“
    „Keine Ahnung – George vielleicht.“
    „Nein“, antwortet sie frustriert. „
George
sagt, dass ich aufhören muss, mit
Vinnie
zu sprechen, weil ich mir sonst Hoffnungen mache.“
    Warum sie sich in dieser Situation überhaupt Hoffnungen machen könnte, ist mir schleierhaft. Aber es ist nun mal so, dass Mary Beth Vinnie vermutlich ihr Leben

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