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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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Married“, sagt er. „Milos hat mich gebeten, mit dir zu üben.“
    Der Bodyguard, der mich im Fahrstuhl nach oben begleitet hat – erst
nachdem
mein Name auf einer Liste in der Lobby gegengeprüft und noch mal telefonisch nachgefragt worden war –, geht zurück auf seinen Posten.
    Ich versuche, mich nicht mit offenem Mund umzusehen, als John mich durch einen riesigen Sitzbereich in einen Raum führt, den er „Atrium“ nennt. Drei Wände sind aus Glas, durch die man einen unglaublichen Blick auf den Central Park hat, der sich zwanzig Stockwerke tiefer erstreckt. Ohne diese Aussicht könnte man geradezu meinen, dass man sich irgendwo auf einer tropischen Terrasse befindet. Terracotta-Kübel, Pflanzen in Hülle und Fülle, antik aussehende schmiedeeiserne Möbel und ein Springbrunnen. Mehrere Männer schleppen gerade einen Flügel aus dem Wohnzimmer durch die Doppeltür.
    Das ganze Apartment ist mit hin- und hereilenden Menschen gefüllt, wovon jeder einzelne attraktiver ist als ich und ebenfalls einen grauen Frack und schwarze Hosen trägt. Wenigstens kann ich jetzt doch einmal diese langweiligen Gabardine-Hosen anziehen, die ich vor über einem Jahr für die Beerdigung meiner Großtante gekauft habe. Und wenigstens passen die auch ziemlich gut – was sie vielleicht Anfang der Woche nicht getan hätten. Der Bund sitzt etwas eng, und das beweist, dass ich seit meiner Collegezeit mindestens zehn Pfund zugenommen habe – und in der vergangenen Woche fünf oder mehr abgenommen.
    Während John mir von der Veranstaltung erzählt, erhalte ich eine spektakuläre Besichtigungstour durch das Apartment. Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine Cocktailparty, die eine Frau zum vierzigsten Geburtstag ihres Mannes ausrichten lässt. Ich sehe das edel gerahmte Porträt eines attraktiven Pärchens über dem Kamin und vermute, dass es ich um das Geburtstagskind mit Gattin handelt.
    Ich frage mich, was die beiden arbeiten, um in einer solchen Wohnung leben zu können. Mir kommt es so vor, als hätte ich Trump Vanderbilt getroffen. Ich möchte John fragen, ob es sich um Prominente oder ausländische Adlige oder so handelt, aber das klingt so nach … Brookside. Also zwinge ich mich, nicht zu gaffen, während er mich herumführt, und so zu tun, als sei ich an die Statussymbole des Reichtums total gewöhnt.
    Unbezahlbare Gemälde? Einen privaten Trainingsraum neben dem Schlafzimmer? Ein riesiger, begehbarer Schrank, der doppelt so groß ist wie mein Apartment?
    Ist doch nichts Besonderes.
    Aber überhaupt nicht.
    John zeigt mir, wie man das Tablett hält und den Gästen die Appetithappen anbietet. Das kann ja wohl nicht so schwer sein! Zumindest bilde ich mir das bis zu dem Augenblick ein, wo ich mit dem leeren Silbertablett zu üben beginne und feststellen muss, dass es schwerer ist, als es aussieht.
    Man sagt mir, ich solle höflich und persönlich sein.
    „Nicht vergessen“, sagt John, „ die Gäste sind nicht da, um mit den Bedienungen zu sprechen.“
    „Sind Sie da sicher?“ frage ich ernsthaft. „Weil ich nämlich schon ein paar sehr lustige Witze auswendig gelernt habe und …“
    Er sieht entsetzt aus.
    „Keine Angst, das war ein Scherz!“ sage ich lachend.
    „Oh!“ Er scheint erleichtert. „Ich dachte, Sie wären …“
    „Völlig verrückt?“
    „Nun, wir hatten schon Verrückte hier, glauben Sie mir. Leute, die nicht wissen, wie das hier läuft. Eine Menge von den Kellnern sind im Show-Business. Einmal haben wir ein Fest für einen Plattenproduzenten veranstaltet, und eine Bedienung hat angefangen, lauthals zu singen, als sie ihn bediente.“
    „Ist das Ihr Ernst?“
    Er nickt. „Sie hat gehofft, entdeckt zu werden.“
    „Nun, ich hoffe das nicht. Und glauben Sie mir, ich weiß, wie so was läuft“, sage ich. „Will hat mir genug darüber erzählt. Ich halte mich absolut im Hintergrund, okay? Leise und effizient.“
    „Will?“
    „Will McCraw. Mein Freund. Er arbeitet für Milos.“
    „Oh, ich kenne Will. Wir arbeiten ständig zusammen.“ Aber er sieht überrascht aus. „Er hat eine Freundin?“
    „Wie bitte? Ach so, Sie haben wohl gedacht, er sei schwul?“
    „Nein! Das bestimmt nicht …“
    Wenn er nicht überrascht ist, weil er annahm, Will sei schwul … dann ist er überrascht, weil er nicht dachte, dass Will eine Beziehung hat.
    „Was denn dann?“ hake ich nach.
    „Nichts. Ich hatte nur keine Ahnung, dass er eine Freundin hat.“ John vermeidet es, mir in die Augen zu sehen.

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