Apartment in Manhattan
brauchst, besorge dir ein Aerobic-Video“, schlägt sie vor.
„Aerobic? Ich? Ich bin die unrhythmischste Person, die du je gesehen hast, Brenda.“
„Jeder kann Aerobic machen“, sagt sie. „Ich bringe dir morgen eins meiner Jane-Fonda-Videos mit. Du hast doch einen Videorekorder zu Hause, oder?“
Ich nicke. Den habe ich von meiner Familie bekommen, als ich nach New York gezogen bin.
„Ich bringe das Video morgen mit. Und wie funktioniert es mit der Kohlsuppe?“
„Großartig“, sage ich, weil ich keine Lust habe, ihr zu erklären, dass eine Frau nicht von Kohlsuppe allein leben kann.
„Wirklich? Ich habe die Diät schon am ersten Tag abgebrochen“, erzählt sie. „Und seit letzter Woche zwei Pfund zugenommen.“
„Das sieht man aber nicht“, sage ich wahrheitsgemäß. Brenda ist eine von den Menschen, deren Figur schwer einzuschätzen ist. Sie trägt weite Kleider und Blazer, und man kann nicht wirklich wissen, was sich darunter verbirgt. Aber sie sieht in ihrem weiten bunten Sommerkleid wirklich nicht nach Übergewicht aus. Hinzu kommt, dass ihr hochtoupiertes Haar die Aufmerksamkeit komplett auf sich zieht.
„Paulie hat mich gestern gebeten, ihm eine Lasagne zu machen“, erzählt sie. „Er hat eine Hälfte gegessen und ich fast den ganzen Rest.“
Mir läuft sofort das Wasser im Mund zusammen. Lasagne. Mein Gott, ich habe schon seit Ewigkeiten keine Lasagne mehr gegessen …
Da fällt mir ein: „Brenda, glaubst du, dass Jake mich am Freitag vor dem langen Wochenende früher gehen lassen würde?“
„Vielleicht. Warum?“
„Weil ich nach Hause fahren will. Meine Eltern feiern ihren Hochzeitstag. Wir wollen ihnen eine Party geben.“
„Da solltest du wirklich gehen.“ Sie senkt ihre Stimme und lehnt sich vor. „Melde dich am Freitag doch einfach krank.“
„Ich glaube nicht, dass ich das tun sollte. Was, wenn Jake herausfindet, dass ich gar nicht krank bin?“
„Wie soll er das rausfinden?“
„Wenn er mich zum Beispiel zu Hause anruft.“
Sie zuckt die Achseln. „Du bist zu krank, um ans Telefon zu gehen.“
„Ich glaube, ich frage ihn lieber einfach, ob ich früher gehen kann. Um drei Uhr fährt ein Bus vom Port Authority ab.“
„Kannst du keinen späteren nehmen?“
Ich schüttle den Kopf. „Die Fahrt dauert neun Stunden, Brenda.“
„Ich dachte, das ist auch in New York.“
„Ist es auch. New York ist ein großer Staat.“
„Wow. So groß?“
„Neun Stunden groß“, sage ich feierlich.
Es hört niemals auf, mich zu verwundern, wie wenig Ahnung die Leute vom Rest des Staates New York haben.
„Tracey? Bist du das?“ ruft Jake aus dem Gang.
„Klingt ganz so, als ob dein Typ verlangt wird“, meint Brenda und verdreht die Augen. „Ich finde es großartig, wie er von seinem Schreibtisch aus nach dir ruft, anstatt einfach mal aufzustehen und zu dir zu gehen, wie jeder normale Mensch es tun würde.“
„Ist schon okay“, sage ich und steure auf Jakes Büro zu.
Aber vielleicht hat sie ja Recht. Ich habe nur vorher nie darüber nachgedacht, wie erniedrigend es ist.
Jake lungert in seinem Sessel, seine Füße liegen wie üblich auf dem Tisch. „Sie müssten mir etwas besorgen“, sagt er. „Meine Mutter hat Geburtstag, und ich habe vergessen, Laurie zu sagen, dass sie ihr etwas kaufen soll. Gehen Sie doch bitte zu dem Süßigkeitenladen an der Ecke der Dreiundvierzigsten Straße, und kaufen Sie ihr ein paar Pfund belgische Trüffel. Ich gebe Ihnen das Geld mit.“
Er greift in seine Tasche und reicht mir eine Hand voll Zehndollar- und Zwanzigdollarscheine. Ich nehme sie. Was bleibt mir auch anderes übrig? Soll ich mich weigern, für ihn eine persönliche Besorgung zu machen?
Vielleicht würde Brenda das tun.
Ich weiß, das Latisha und Yvonne es würden. Sie sagen mir immer wieder, dass ich mir von Jake nicht alles gefallen lassen darf. Aber ich weiß nicht, wie ich Nein sagen soll.
Außerdem, ist es denn so schlimm? Er hat mich nur um einen Gefallen gebeten. Und es ist doch nicht schlecht, eine Zeit lang aus dem Büro rauszukommen.
Dann kann ich eine Zigarette rauchen.
Und mich bewegen …
Obwohl ich natürlich weiß, wie verführerisch es sein wird, mit leerem Magen in einem Süßigkeitenladen zu stehen.
„Wie viel soll ich ausgeben?“ frage ich.
„Wenn’s geht, bleiben Sie unter hundert. Oh, und wenn Sie auf dem Rückweg bei Hallmark vorbeikommen, dann nehmen Sie doch auch eine Geburtstagskarte mit, okay?“ fügt er hinzu. „Eine,
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