Apartment in Manhattan
anrufst, weil es mir Spaß gemacht hat, mit dir ins Kino zu gehen“, höre ich mich sagen.
„Du machst Witze.“
Es ist gefährlich, wenn man vor lauter Erschöpfung so unzurechnungsfähig ist. Am Ende werde ich noch …
„Warum treffen wir uns dann nicht nochmal?“
… etwas total Dummes sagen.
Wie …
„Klar. Wann?“
Habe ich das wirklich gesagt? Oder liege ich noch immer im Bett und träume nur?
Doch leider Gottes ist das nicht der Fall, weil Buckley mir seine sehr reale Visitenkarte mit seiner sehr realen Privatnummer drauf in die Hand drückt und sagt: „Großartig. Warum rufst du mich nicht an?“
„Das werde ich“, lüge ich.
Ich schiebe die Karte in meine Tasche, werfe ihm ein unechtes Lächeln zu und haste auf die Straße. Auf diesen Schreck brauche ich etwas Härteres als Kaffee.
Ich überquere die Avenue und laufe einen Block weiter zu Starbucks, wo ich einen doppelten Espresso bestelle. Ich muss wach werden, bevor ich noch etwas wirklich Beängstigendes anstelle.
Während ich an der Theke auf den Espresso warte, ziehe ich Buckleys Karte aus der Tasche und sehe sie an.
Darauf steht nur sein Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail. Keine Berufsbezeichnung, aber in der einen Ecke ist ein altmodisch wirkendes, geschmackvolles Bild von einem Füllfederhalter und einem Tintenfass abgedruckt. Das passt doch zu einem Texter.
Mein Espresso kommt, und ich füge Magermilch und Süßstoff hinzu. Als ich das leere Tütchen wegwerfe, bemerke ich, dass ich noch immer Buckleys Karte in der Hand habe.
Ich sollte sie einfach wegwerfen, denke ich und halte sie über den Mülleimer. Schließlich werde ich ihn sowieso nie anrufen. Und ich wollte sowieso nicht so viel Papier anhäufen.
Ich muss etwas Ordnung schaffen.
Deswegen schreibe ich seinen Namen und seine Nummer in mein Adressbuch, bevor ich die Karte wegwerfe.
Schließlich weiß man ja nie, ob man nicht eines Tages einen Texter braucht.
12. KAPITEL
S echs Kilo leichter und drei Wochen später steige ich kurz vor Mitternacht in Buffalo aus dem Bus. Das war kein Hampton Jitney mit zurückklappbaren Sitzen und frischem Duft in der Luft.
Glauben Sie mir, Sie wollen lieber nicht wissen, was in diesem Bus in der Luft lag, in einem Bus, der voll mit Männern war, von denen die meisten riechen und sich verhalten, als seien sie gerade erst aus dem Knast gekommen. Sie wären erstaunt, wie viele Ex-Sträflinge mit dem Bus nach Buffalo fahren, um den 4. Juli zu feiern. Das scheint geradezu eine Tradition zu sein, wenn ich auch nicht weiß, warum.
Drei verschiedene Männer, alle fast so gut wie zahnlos, bieten mir an, meine Koffer zu tragen, als ich endlich aussteige. Ich lehne dankend ab. Zwei von ihnen verschwinden in der Nacht, aber ein dritter nennt mich „Schlampe“ und verfolgt mich.
Mein Bruder Joey und seine Frau Sara holen mich wie versprochen ab.
Nachdem wir uns umarmt und geküsst und darüber unterhalten haben, ob die Fahrt so schrecklich war, wie sie vermuten – und das war sie –, laufen wir zum Auto.
„Warum schaust du immer über deine Schulter, Trace?“ fragt Joey.
„Nur so.“ In Wahrheit will ich nur sichergehen, dass dieser feindselige Kofferträger uns nicht verfolgt. Und ich hoffe, dass ich auf meiner Rückfahrt am Montag nicht wieder auf ihn treffe.
„Hast du abgenommen, Tracey?“ fragt Sara, die hinter mir steht und mir die Autotür aufhält.
„Kannst du das aus diesem Winkel wirklich sehen?“
„Auf jeden Fall!“
Sara ist so süß! So süß, dass ich sie fast nicht mehr dafür hasse, dass sie essen kann, was sie will und trotzdem aussieht, wie ein Lutscher mit Haaren. Meine Mutter und Mary Beth sagen immer, dass sie zu dünn ist. Aber sie waren es auch, die behauptet haben, ich sähe schön in dem roten Kleid mit den breiten Schulterpolstern aus, das ich zum Abschlussball getragen habe. Also haben sie keine Ahnung.
„Hast du eine Diät gemacht oder Sport oder beides?“ fragt Sara.
„Beides.“ Ich erzähle ihr, wie ich bei jeder Gelegenheit durch Manhattan gelaufen bin und die Übungen auf dem Jane-Fonda-Video, das Brenda mir geliehen hat, nachgeturnt habe. Anfangs war ich mir ja furchtbar ungelenkig vorgekommen, und wollte schon aufgeben, aber Brenda hat mich gedrängt dranzubleiben. Ich habe ein paar Mal gebraucht, bis ich die Bewegungen kapiert habe, aber jetzt macht es mir sogar Spaß.
Als wir die vierzig Meilen nach Brookside fahren, sprechen vor allem Sara und ich miteinander. Wie gesagt, Joey
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