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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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lehne mich gegen die Wand, dankbar, dass ich im Augenblick alleine in dem schmalen Korridor stehe, der durch eine Schwingtür von der lauten Bar getrennt ist.
    Ich bin ein nervliches Wrack.
    Meine freie Hand zittert wie verrückt, mein Herz beginnt zu rasen. Ich bekomme kaum noch Luft.
    Das liegt nicht nur daran, dass ich beschwipst bin und den ganzen Tag kaum was gegessen habe – obwohl ich davon überzeugt bin, dass all das meine Verfassung auch nicht gerade verbessert.
    Es liegt an etwas Anderem. Ich habe Angst.
    Bekomme ich vielleicht einen Herzinfarkt?
    Meine Brust ist wie zugeschnürt.
    Oh Gott.
    War das auch schon so, bevor ich über einen Herzinfarkt nachgedacht habe?
    Ich bin mir nicht sicher.
    Ich habe mich so darauf versteift, meine körperlichen Symptome und die ansteigende Herzfrequenz zu analysieren, dass ich ganz vergessen habe, was ich hier gerade tue. Plötzlich höre ich ein Klicken, und eine männliche Stimme sagt: „Valley Playhouse, hier ist Edward.“
    Jetzt geht es mit der Stammelei los.
    „Ich … äh, ich habe mich gefragt … ist das … äh, ist dort das Valley Playhouse?“ Frustriert beende ich den Satz. Ich bin ein kompletter Idiot, aber ich kann nichts dagegen tun.
    „Ja, allerdings.“ Edward ist geduldig.
    Ich fasse wieder Mut und bin in der Lage, ihn nach der Telefonnummer des Wohnheims zu fragen.
    Aber anstatt die Nummer runterzurasseln, sagt Edward: „Verstehe. Versuchen Sie, jemanden von den Schauspielern zu erreichen?“
    Wer ist denn jetzt der Idiot? Warum sonst würde ich ihn wohl um die Nummer bitten?
    „Ja, so ist es“, sage ich und frage ihn nach Will.
    Wie kann meine Stimme nur so ruhig wirken, wo ich doch innerlich so verzweifelt bin?
    „Ist das ein Notfall?“
    Ja, das ist ein Notfall.
    Ich brauche ihn verzweifelt.
    Ich habe einen Herzinfarkt und muss mit ihm sprechen, bevor ich sterbe.
    „Ja, ein Notfall“, antworte ich an der Schwelle zur Hysterie und bete, dass Edward erkennt, dass die Dringlichkeit meiner Stimme nicht gespielt ist.
    „Bleiben Sie bitte dran“, sagt er schnell.
    Und das versuche ich.
    Ich versuche, dranzubleiben.
    Aber innerlich zerreißt es mich fast.
    Eine Zigarette wird mir helfen.
    Öffne die Tasche.
    Suche nach der Packung.
    Gut.
    Jetzt das Feuerzeug.
    Kein Feuerzeug.
    Mist.
    Dann vielleicht Streichhölzer.
    Streichhölzer gefunden.
    Zünde dir die Zigarette an.
    Inhaliere tief.
    Es hilft nicht.
    Mein Herz pocht, und kalter Schweiß tritt auf meine Stirn. Ich kann gerade noch verhindern, den Telefonhörer aufzuknallen und wegzulaufen.
    Verschwinde verdammt noch mal aus diesem Korridor und überhaupt aus dieser überfüllten Bar, und aus Wills Wohngegend und aus dieser fremden Stadt und aus deinem einsamen Leben.
    Aber nein.
    Das kann ich nicht.
    Edward wird mir eine Telefonnummer geben, unter der ich Will erreichen kann. Und wenn ich mit ihm sprechen kann, wird alles wieder in Ordnung kommen.
    Ich nehme einen weiteren Zug.
    Was aber, wenn durchs Rauchen der Herzinfarkt noch schlimmer wird?
    Allerdings scheint das nicht der Fall zu sein.
    Ich habe noch immer dieselben Symptome, gleichzeitig wird mir auch noch schwindliger. Von den Getränken. Der Alkohol macht sich bemerkbar.
    Wirklich? Oder bin ich sogar betrunken?
    Nein. Und was ist mit meinem Herzen los?
    Was, wenn es wirklich ein Herzinfarkt ist?
    Was, wenn es
kein
Herzinfarkt ist?
    Was kann es dann sein? Was stimmt nicht mit mir?
    Zwei Frauen drücken sich Richtung Toilette an mir vorbei. Eine schaut mich komisch an und flüstert der anderen etwas ins Ohr. Erst kann ich mir nicht vorstellen, warum.
    Dann sehe ich, dass ich unter einem Nichtraucher-Schild stehe.
    Oh. Na und? Was soll’s?
    Ich nehme die Zigarette an die Lippen und inhaliere noch einmal.
    Trotz einer Betrunkenen.
    Niemand kann mich davon abhalten.
    Dann höre ich ein Rascheln an meinem Ohr und Wills atemlose Stimme am Telefon. „Hallo? Hallo? Mutter, bist du das?“
    Ekstase.
    Es ist Will.
    Verwirrung.
    Mutter?
    „Will? Ich bin’s.“
    Eine Pause entsteht, dann kommt ein ungläubiges: „Tracey?“
    „Ja!“
    „Ich dachte, du wärst meine … was ist los?“
    „Ich wollte einfach deine Telefonnummer haben. Für das Wohnheim. Ich meine, darum habe ich Edward gebeten. Er hätte dich nicht gleich ans Telefon holen müssen.“
    „Tracey, was zum Teufel …? Was machst du nur?“ Eine weitere Pause.
    Diesmal ist es meine Pause, schätze ich. Denn ich bin dran und habe Angst, zu sprechen.
    „Edward hat gesagt, es

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