Apartment in Manhattan
wäre ein Notfall“, sagt Will kurz angebunden. „Ich war hinter der Bühne zwischen zwei Liedern. In zwei Minuten muss ich wieder auf der Bühne stehen und ,We Go Together‘ singen.“
„We Go Together“, wiederhole ich, und mein Hirn beginnt wild zu arbeiten. Ich fühle mich, wie eine Kandidatin in
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, und ich weiß, dass ich die Antwort kenne.
Mann! Jetzt hab ich’s! „Will, du spielst in
Grease
mit!“
„Ja, ich spiele in
Grease
mit. Tracey, du hörst dich fertig an. Geht’s dir nicht gut?“
„Doch!“
„Tracey, sag mir … ist das jetzt ein Notfall oder nicht?“
„Ja!“
„Was ist denn nicht in Ordnung?“
Das. Das ist nicht in Ordnung. Wie er sich verhält. Sein Ton ist ungeduldig, so, als ob er mir nicht glaubt.
Warum zum Teufel sollte er mir nicht glauben? Edward hat mir geglaubt. Edward, ein absolut Fremder glaubt mir, und Will, mein Freund, nicht.
„Tracey, um Himmels willen, ich muss in einer Minute zurück auf die Bühne. Was ist los? Was für ein Notfall ist das?“
Er will, dass ich ihm den Notfall erkläre. Meint er das Ernst?
„Tracey, rede!“
„Warum sprichst du so mit mir?“ jammere ich.
„Weil … ist das ein Notfall oder bist du betrunken?“
„Ich bin nicht betrunken!“ fauche ich in dem Moment, in dem die beiden Frauen von der Toilette zurückkommen.
Verdammt.
Was für eine Pleite.
Ich
bin eine Pleite.
Aber nicht betrunken.
Das ist nicht der Grund, warum ich ihn angerufen habe.
Das ist nicht der Grund für diese Symptome.
„Worum geht es dann?“ fragt Will.
Er ist noch immer ungeduldig. Noch immer nicht nett oder liebevoll.
Noch immer nicht der Mensch, den ich jetzt brauche.
„Es geht um mein Herz“, sagte ich und hole tief Luft. Schaudernd stelle ich fest, dass es schmerzt und ich nicht so tief einatmen kann, wie ich müsste, etwas stimmt nicht, verdammt, und Will kann nicht …
„Was ist mit deinem Herz, Tracey?“
Was ist mit meinem Herz? Ich versuche, mich zu konzentrieren. Die Frage zu beantworten.
Was ist mit meinem Herz?
Es tut weh.
Es bricht. Will bricht mein Herz. Ich lehne mich an die Wand, neige den Kopf nach hinten und schließe die Augen. Ich fühle mich betäubt.
Er versteht das nicht.
Ich habe ihn erreicht, so, wie ich es gewünscht habe. Aber es hilft mir nicht weiter. Er …
Er ist ablehnend.
Geradezu feindlich.
„Tracey, ich muss gehen“, sagt er kurz angebunden. „Ich muss zurück auf die Bühne.“
„Aber Will … ich brauche dich.“
„Du hast diese Nummer gewählt und Edward erzählt, es wäre ein Notfall. Das ist der Notfall? Dass du mich brauchst?“
„Warum bist du so wütend?“ Jetzt fange ich an zu weinen. „Will, hör auf, so mit mir zu sprechen. Ist es dir denn egal?“
„Ist mir was egal?“
Ich.
Nein.
Sag das bloß nicht.
„Ist es dir egal, dass ich Schmerzen habe?“
„Tracey …“
„Nein, Will, ich meine echte, körperliche Schmerzen. Es geht mir schlecht. Ich kann nicht atmen, und mein Herz schlägt zu schnell …“
„Das liegt daran, dass du getrunken hast.“
„Nein, das ist es nicht! Hör auf, so was zu sagen!“
„Du bist betrunken, Tracey. Das hört man. Du lallst. Das ist so erbärmlich. Ich muss gehen.“
„Nein, Will, nicht …“
„Wiederhören.“
Klick.
Besetztzeichen.
Weg ist er!
Wo ist dieses Kaugummipapier?
Durchsuche deine Hosentasche.
Suche in der Handtasche.
Oh bitte! Ich kann es nicht finden! Wo ist es? Ich brauche es. Ich brauche die Telefonnummer vom Valley Playhouse. Ich muss ihn nochmal anrufen.
Aber im Augenblick singt er ja gerade „We Go Together“.
Ramma lamma ding dong.
Also werde ich warten, bis er fertig ist.
„Entschuldigen Sie …“
Ich blicke auf.
Ein Fremder steht vor mir in der Tür, die zum Restaurant führt. Ein fremder Mann. Ein fremder, verschwommener Mann spricht mit mir. Warum?
Er scheint böse auf mich zu sein.
Oh Gott. Er auch?
Warum?
Warum ist jeder böse auf mich?
Tränen rollen meine Wangen hinunter.
„Ich brauche das Kaugummipapier“, erzähle ich dem Mann. „Bitte, können Sie mir helfen, es zu finden?“
„Rauchen ist hier nicht erlaubt“, sagt er und deutet auf das Zeichen.
„Ich weiß, aber mein Freund hat gerade einfach aufgelegt, und ich kann dieses Kaugummipapier nicht finden, und mein Herz …“
„Bitte machen Sie sie aus“, sagt er fest und blickt auf die Zigarette in meiner Hand.
„Aber ich versuche, Ihnen zu erklären, warum …“
„Bitte. Das hier ist
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