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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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trotzdem hat er dich hängen lassen“, sagt Will. „Also gehst du alleine zur Hochzeit.“
    „Eigentlich nicht.“
    „Oh.“ Eine Pause.
    Trotz allem gefällt mir, dass er jetzt nachdenkt. Dass er versucht, sich an einen anderen schwulen Freund zu erinnern, den ich mitnehmen könnte. Vielleicht ist er sogar eifersüchtig und überlegt, ob ich ein richtiges Date habe.
    „Du gehst nicht allein? Wen nimmst du denn mit?“ fragt er.
    „Buckley. Er ist ein Freund von mir. Ich habe ihn auf einer Party von Raphael kennen gelernt. Ich habe dir von ihm erzählt, erinnerst du dich?“
    „Nein, aber ….“ Er klingt nicht beunruhigt. Oder eifersüchtig. „Nun, wenn du gehen musst …“
    Ich schaue auf die Uhr. Ja, ich muss gehen. Die Hochzeit beginnt in eineinhalb Stunden, und vorher treffe ich Buckley, und dann müssen wir noch den weiten Weg nach Jersey hinter uns bringen.
    Aber endlich ruft Will an, und diesmal lasse ich ihn nicht einfach so davonkommen.
    „Ich kann noch kurz reden“, sage ich, trage das Telefon zum Schrank und grabe die Schuhe aus, die ich tragen werde.
    „Hör zu, Tracey, es tut mir Leid, dass ich vor ein paar Tagen aufgelegt habe. Aber ich musste zurück auf die Bühne …“
    „Ich verstehe …“
    „Und ich dachte, du wärst betrunken. Wenn das nicht stimmt, tut es mir Leid.“
    „Schon okay.“
    „Warst du betrunken?“
    Am liebsten würde ich Nein sagen. Aber ich habe das Gefühl, dass eine Lüge die Situation nicht verbessert. Denn es geht nicht nur um diese Nacht. Es geht um viel mehr. Um viel, viel mehr.
    „Ich habe ein paar Gläser getrunken, ja“, gebe ich vorsichtig zu, zünde mir eine Zigarette an und mache mich auf die Suche nach einem Aschenbecher. „Aber ich habe dich angerufen, weil ich Schwierigkeiten hatte und deine Hilfe brauchte. Du warst der einzige Mensch, an den ich mich wenden konnte.“
    „Was für Schwierigkeiten?“
    „Ich weiß nicht. Es war eine Art Attacke. Es war so, als ob ich keine Luft bekäme.“
    Ich merke, dass er das erst verdauen muss. Dann sagt er: „Geht’s dir jetzt besser?“
    „Ja.“
    Immerhin ist es seitdem nicht mehr passiert. Aber ich habe Angst davor, dass es wiederkommt. Ich weiß nicht, was es die letzten Male ausgelöst hat, also weiß ich nicht, wie ich es verhindern soll.
    „War das eine Panikattacke?“ fragt Will.
    „Eine Panikattacke?“ wiederhole ich langsam. Ich ziehe an meiner Zigarette. Blase den Rauch aus. „Ich weiß nicht. Vielleicht.“
    „Helene hatte immer Panikattacken. Ihr Herz begann zu rasen, und sie dachte, sie müsse sterben. Sie hatte eine Angstneurose.“
    „Das ist was anderes“, sage ich schnell.
    Und das ist es auch.
    Denn ich habe keine Angstneurose.
    Wenn ich eine hätte, wäre es wie …
    Nun, ich weiß nicht, wie es wäre. Aber ich habe keine.
    „Das war was Körperliches, nichts Psychisches“, sage ich bestimmt, stehe auf und steige mit meinen schwarzen Strumpfhosen in schwarze, flache Schuhe. „Da war ein Schmerz. In meiner Brust. Ich bekam keine Luft mehr.“
    „Das ist genau so, wie es bei Helene war.“
    Helene, seine bekloppte, übergewichtige Ex-Freundin, die er verlassen hat.
    „Es war keine Panikattacke“, rufe ich laut. „Aber egal, der Punkt ist, dass ich mit dir sprechen musste und keine Ahnung hatte, wie ich dich erreichen soll. Ich wollte einfach in dem Wohnheim anrufen und mit dir sprechen.“
    Ich gehe hinüber zum Spiegel und nehme Zigarette und Aschenbecher mit. Ich betrachte mein Spiegelbild, als Will sagt: „Edward meinte, es sei ein Notfall. Er dachte, du wärst meine Mutter. Ich dachte, etwas Schreckliches sei passiert.“
    „Nun, tut mir Leid.“
    „Okay.“ Er räuspert sich. „Es ist nur … jeder hat mich gefragt, was passiert sei. Sie sahen, dass Edward mich gerufen hat, und dachten, es sei etwas Ernstes.“
    Ich fühle mich wie ein Schaf, schäme mich dafür, dass ich solche Aufregung verursacht habe.
    Trotzdem kann ich, als ich in den Spiegel schaue, nicht umhin festzustellen, dass ich verdammt gut aussehe.
    Ich trage ein kurzes, schlichtes schwarzes Cocktailkleid mit einem schwingenden Rock. Das habe ich vor zwei Jahren für die Hochzeit meines Cousins gekauft. Ich habe es nur ein Mal getragen, und damals war es mir schon zu eng. Jetzt sitzt es genau so, wie es sollte. Vielleicht ist es sogar etwas zu locker um die Hüften und den Bauch herum.
    Sind Sie bereit dafür? Ich habe elf Kilo abgenommen – ein paar davon zweifellos durch meine Brechorgie der

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