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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Träume, seine Enttäuschung. Er dachte an Spinnen und sagte schließlich Nein und rührte weiter, allerdings nur zwei Umdrehungen, dann stoppte die Kochlöffellanze erneut. Max sah auf und zu seinem Freund herüber.
    Freund?
    » Doch, ich hatte Angst.«
    Alex, der sich bei Max’ Worten umgedreht hatte, sah schnell wieder in die alte Richtung, denn der Freund stand unterhosenlos und mit einer keine Fragen offenlassenden Verfärbung seines Hinterteils vor dem Kessel. Nein, das musste man nicht sehen, ganz bestimmt nicht.
    » Und jetzt? Ist es jetzt besser?« Wieder ließ sich Max mit seiner Antwort Zeit, allerdings nicht, um diese zu finden, sondern weil er sich nicht sicher war, ob der Zeitpunkt für so viel Ehrlichkeit wirklich schon hier im Raum stand. Aber wenn man einmal begonnen hatte, die wirklichen Gedanken auszuplaudern, dann durfte man es ruhig auch ein zweites Mal, entschied Max, vor allem, wenn man ohne Hosen dastand. Was brauchten die Gedanken noch Hosen?
    » Weiß nicht, was jetzt ist«, sagte Max. »Ich weiß, dass ich Hunger habe und mir kalt ist.« Und Spinnen mich beschützen .
    » Glaubst du, dass wir es schaffen?« Alex flüsterte, die Kleinen mussten dieses Gespräch nicht hören. Sie sollten weiterhin an die Großen glauben und daran, dass diese den Sieg im Auge behielten, auch wenn ihnen die Decke auf den Kopf fiel. »Glaubst du an eine reelle Chance, hier rauszukommen?«
    Max schüttelte den Kopf, dieses Mal ohne lange zu überlegen. »Nein«, sagte er, dabei fischte er seine keineswegs saubere Unterhose aus der Brühe. Er reinigte mit ihr sein Hinterteil und warf die Hose zurück ins Wasser. »Ich glaube, dass ihr mich hättet in Ruhe lassen sollen, dann hätte ich es vielleicht schon bald hinter mir gehabt. Aber so …«
    » Was so ?«
    » Na ja, mit dem Wasser ziehen wir alles nur in die Länge.« Max fand, dass der Reinheitsgrad seiner Kleider nun den Anforderungen eines Dreizehnjährigen genügte und beendete den Spülgang. Er zog Hose und Unterhose aus dem Wasser, wrang sie aus und hängte sie über den Rand des Toilettenfasses.
    » Leg sie doch nebenan auf die Fässer«, sagte Alex. »Ist doch blöd hier, wenn einer mal muss.« Max zögerte, dann streckte er Alex die Sachen hin.
    » Legst du sie rüber? Ich bleib hier, bis das Zeug trocken ist.« Weder Timi noch Kasi sollten ihn so sehen. Das Mädchen auf keinen Fall! Doch Alex zögerte. Die immer noch ziemlich stinkenden Sachen in die Hand nehmen? Er schüttelte den Kopf, bevor Max sich aber über das Verhalten seines Freundes aufregen konnte, hatte der schon die eigene Hose ausgezogen, stand nun in seinen beinahe knielangen Boxershorts da und hielt Max sein Beinkleid hin.
    » Da, bis dein Zeug trocken ist. Aber wasch dir vorher vielleicht noch mal den Hintern ab, ja?«
    Max leerte den Inhalt des Kessels in das Toilettenfass und Alex holte frisches Wasser, welches nicht nur dem Hinterteil seines Freundes, sondern auch als zweiter Waschgang dessen Hosen zugutekam. Als Max sich in Alex’ etwas zu enge Hose gequetscht hatte (zum Glück gab es einen Gummibund), fühlte er sich deutlich wohler. Und müde.

    In den folgenden Stunden stand Alex unterhalb der Decke und warf Steine und Schutt nach unten, Timi, Max und Kasi schafften den Abraum beiseite, konnten dabei aber kaum mit Alex Schritt halten. Kasis Arm und Max’ Schwäche standen einem schnellen Erfolg im Wege, einzig Timi rannte hin und her und der Jüngste schleppte die schwersten Brocken. Als Max zum wiederholten Male schwankte und sich diesmal fast eine Minute an der Wand festhalten musste, hielt Alex die Zeit für eine Unterbrechung für gekommen.
    » Pause.« Er rutschte nach unten. Kasi spülte sich den Mund aus.
    » Ich hab mal irgendwo gelesen …«
    » Gelesen .«
    »… dass man Schuhe essen kann.« Kasis Magen knurrte. In den zurückliegenden Stunden hatte er an nichts anderes als an Essen gedacht und die Gerüche all dessen, was während des Steineschleppens vor seinem inneren Auge auferstand, hatten dabei abwechselnd in der Nase des Jungen gehangen: zuerst frisches Brot, noch warm, sodass die Butter darauf schmolz. Danach der Geruch, der in der Küche hing, wenn seine Mutter in einem kaum anzuhebenden gusseisernen Topf Fleisch und Gemüse für sein geliebtes Gulasch anbriet. Dem Duft nach hatte sie das Rotkraut bereits fertig, mit Speck und Apfelstücken …
    » Schuhe? Essen?«
    » Ja«, sagte Kasi und schluckte den in seinem Mund versammelten Speichel. »Man kann das

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