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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Die Dunkelheit, die niedrigen Räume, der ganze Krempel, der überall herumlag und stand und dann noch die Gänge, die immer weiter in den Berg führten, Gänge und Räume, in denen sich keiner der vier auskannte – all dies könnte ihnen in die Karten spielen, hoffte Rufus. Lieber klein und schlau als groß und dumm. Rufus lächelte.
    » Was grienst du so dämlich?«, fragte Max.
    » Nichts weiter. Ich freu mich nur auf unseren Sieg.«
    » Das möchte ich sehen! Du und siegen! Wenn einer der geborene Verlierer ist, dann doch wohl du.« Rufus lächelte weiter, blieb eine Antwort schuldig und ging hinüber zu Kasi.
    » Und wie sind die Regeln?«, fragte er.
    » Regeln?« Alex und Max sahen sich an, als hörten sie jetzt und hier zum ersten Mal in ihrem Leben dieses Wort und könnten es beim besten Willen nicht mit einem Inhalt füllen. Wahrscheinlich lag Rufus, als er diesen Vergleich anstellte, gar nicht einmal so weit neben der Wirklichkeit; Regeln existierten für beide höchstens im Elternhaus, erzwungenermaßen noch in der Schule, außerhalb dieser beiden Gefängnisse jedenfalls nicht. Alex kratzte sich mit der Taschenlampe am Kopf. »Regeln«, wiederholte er noch einmal das fremde Wort.
    » Wie lange soll das Spiel dauern?«, fragte Rufus.
    » Eine halbe Stunde?«
    » Also: eine halbe Stunde. Wenn ihr uns bis dahin nicht gefangen habt, sind wir die Sieger.« Ein Sägeblatt kratzte über Max’ einzelne Geigensaite. Rufus ignorierte dieses Lachen und zog sein Handy hervor. Er stellte den Wecker, Alex folgte seinem Beispiel. »Wenn es klingelt, sind wir frei. In einer halben Stunde.«
    » Halbe Stunde, pah! Euch Nieten haben wir in zehn Minuten. Spätestens!«
    » Jaja, und morgen ist Weihnachten.« Rufus wedelte mit seiner Lanze in Max’ Richtung. »Und wie viel Vorsprung haben wir? Drei Minuten?« Alex und Max nickten. »Aber ihr wartet oben!«
    » Warum das denn?« Max, das erkannte Rufus am Klang seiner Stimme, wollte die Treppe nicht wieder zurückgehen. Max wollte nicht zwei Mal über die Geröllzunge klettern und das nur, um da oben drei Minuten zu warten, aber genau das war es ja, was dieser Forderung ihren Reiz verlieh, jedenfalls für Rufus.
    » So sind eben die Regeln«, sagte der, verschränkte die Arme und wartete. Max wollte etwas erwidern, aber Alex zog den Freund zur Treppe.
    » Lass, ist schon in Ordnung so«, hörte Rufus ihn sagen. Was Alex etwas leiser sagte und was nicht bis an Rufus’ Ohr drang, bestand aus abwarten und fangen , fesseln und Rache . Max’ Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, er lachte und verschwand.
    » Drei Minuten.«
    » Drei Minuten«, wiederholte Rufus. Alex drehte sich um und folgte Max und Timi. Kurz konnten Rufus und Kasi noch einen Lichtkegel im Gang tanzen sehen, schließlich verschwand auch der wie ein heller Schatten, der seinem Besitzer folgen muss.

    Kasis Lampe erhellte noch einige Sekunden den Gang. Erwartete er, dass die Gendarmen zwei Minuten früher als verabredet die Jagd aufnähmen? Aber kein Gesicht spähte um die Ecke, nur von oben, sehr weit weg, wie es sich für die beiden Jungen anhörte, drangen Stimmen an ihre Ohren, Max’ Gelächter.
    » Komm, worauf wartest du noch?« Rufus stand bereits im Durchgang zum nächsten, bisher einzig von Alex betretenen Raum, in dem, wenn man Alex glauben durfte, nur ein Haufen leerer Fässer stand. »Die werden gleich kommen!« Aber irgendetwas hinderte Kasimir daran, sofort ins Unbekannte davonzustürmen, ein Gefühl nur, eine Ahnung, die sich wie eine Schranke vor diesen Ausgang da legte. Kasi kurbelte und sein Taschenlampenstrahl wanderte durch den Raum, über Tisch, Truhe, Lanzen und Kessel.
    » Wir bleiben hier«, flüsterte er schließlich.
    » Dann haben die uns doch gleich!«
    » Oder auch nicht.«
    » Aber …«
    » Die denken bestimmt, wir sind weiter in den anderen Raum dort und von da aus was weiß ich wohin. Dass wir uns hier verstecken«, Kasis Zeigefinger tippte gegen die eigene Stirn, »darauf kommen die beiden nie.«
    Rufus versuchte sich in die Jäger hineinzuversetzen. Kasis Argumente leuchteten ihm ein, aber verhielten sich Alex und Max auch entsprechend? Was, wenn sie ihren leeren Köpfen folgend irgendetwas ganz anderes dachten und entschieden? Kasi rannte zu dem in der hinteren Ecke liegenden Ensemble aus Lanzen, Standarten und zerbrochenen Einzelteilen. Er hob ein paar von ihnen an.
    » Los, du versteckst dich hier. In deinen schwarzen Klamotten sehen die dich nie.«
    » Und du?« Kasi

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