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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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lächelte, er hatte sein Versteck längst gefunden.
    » Ich setz mich da rein.« Der Lampenstrahl wanderte einmal durch den Raum und blieb an dem riesigen Kessel hängen, der vor Jahrhunderten einmal im Burghof gestanden haben mochte, angefüllt mit Fleisch und Gemüse und Kräutern. Rufus wollte etwas erwidern, aber die verstreichende Zeit legte ihm ihre Hand auf den Mund. Ein Blick auf sein Handy genügte, um zu wissen, dass in knapp zwei Minuten Alex und Max mit sehr viel Lärm hereinstürmen würden. Er warf Jacke und Seil in das von Kasimir vorgeschlagene Versteck, kauerte sich darüber und Kasi stellte die Fundstücke so davor, dass Rufus selbst in Kasis Taschenlampenlicht kaum noch zu erkennen war. Wenn der das Gesicht unten behielt … Kasi zerrte die unter dem Tisch stehende Truhe hervor und stellte sie mit hochgeklapptem Deckel in den Gang zum Raum mit den Fässern, rannte zurück und nahm vier von den Lanzen.
    » Was machst du noch? Versteck dich!«
    Kasi rannte mit den Waffen wieder zum Durchgang und verkeilte eine nach der anderen zwischen den eng beieinanderstehenden Wänden. Zum Schluss wirkte es wie ein von Laserstrahlen überwachter Durchlass. Kasi blieb wenig Zeit, sich an diesem Bild zu freuen. Er rannte zum Kessel, kletterte hinein …
    » Wir kommen!«
    … rollte sich auf dessen Grund zusammen und zog sich die dunkelblaue Regenjacke über den Kopf. Er behielt die Lampe in der Hand, rückte seine Brille zurecht und hörte im selben Augenblick Schritte.
    Kasi hielt den Atem an, nicht weil er Angst hatte, dass der Kessel diesen Atem aufnehmen, verstärken und als regelmäßiges Schnaufen hinauswerfen könnte, er tat es ganz automatisch und schloss die Augen. Was nicht atmet, sich nicht bewegt, nichts sieht, das existiert nicht und kann also auch nicht gefunden werden.

    Von einer Staubwolke verfolgt stolperte Alex in den Raum. Er rannte weiter, leuchtete dabei nach rechts und links, in der Rechten sein Schwert. Unmittelbar vor Rufus’ Versteck blieb er stehen, aber nicht weil er diesen entdeckt hatte. Nein, er bückte sich nach einem ihm deutlich zu großen Helm, setzte diesen auf und versuchte das Visier herunterzuklappen. Rufus hätte nur die Hand ausstrecken brauchen um Alex’ Fuß zu berühren. Aber er tat es nicht, rührte sich nicht und verschmolz so mit den Waffen und deren Schatten. Als Max den Raum erreichte, kämpfte Alex noch immer mit dem Visier.
    » Das blöde Ding ist eingerostet.« Aber der Helm erfüllte auch so seinen Zweck: er musste den Kopf darunter nicht schützen, er sollte ihn erhöhen, Alex zu etwas Besonderem machen. Und der Helm gab sich alle Mühe, die in ihn gesetzten Erwartungen wenigstens teilweise zu erfüllen. Max starrte den Freund mit großen Augen an, warf den hinteren Teil seiner Lanze weg – er hatte sie auf dem Weg zwischen den beiden Räumen zerbrochen – und griff nach der ihm von Alex angebotenen Kopfbedeckung. Seine passte besser, rutschte nicht bei jedem Schritt hin und her wie bei Alex, der jetzt, eine Hand am Kopf, weiterstürmte.
    » Glaubst du wirklich, dass die sich in den Fässern versteckt haben?«, fragte Max. Die abgebrochene Lanze unter den Arm geklemmt, rückte Max seinen Helm zurecht und folgte dem Freund.
    » Ganz bestimmt! Entweder sitzen sie in den Fässern oder irgendwo dahinter!« Er freute sich auf die Festnahme der beiden Kleinen, lachte, sich eines schnellen Sieges gewiss. Weder für den einen noch für den anderen der Gejagten empfand er besonders viel Sympathie. Dass sie hier mit dabei sein durften, verdankten sie einzig und allein seiner Redseligkeit vom Vorabend. Sich dessen voll und ganz bewusst, ärgerte Alex sich jetzt ein wenig über sich selbst. Hätte er gewusst, was hier unten unentdeckt seit Ewigkeiten schlummerte – auf den Schwarzen und die Brillenschlange hätte er verzichtet. Aber gut, sie befanden sich nun einmal hier und – die andere, die glänzende Seite der Medaille – ohne sie gäbe es dieses Spiel jetzt nicht.
    Alex stürmte voran, erreichte den Durchgang in den Fässerraum, das Licht seiner Taschenlampe streifte die von Kasi eingeklemmten Hölzer, die wie vier einzelne und ziemlich dicke Spinnenfäden den Gang versperrten. Bevor Alex sich über diese Veränderung ernsthaft Gedanken machen konnte fing ihn dieses Netz, traf sein Kinn auf die erste Stange, er riss den Kopf nach oben und das Holz schlug ihm auf den Kehlkopf. Der folgende Aufschrei klang in Kasis und Rufus’ Ohren wie eine von unten nach oben

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