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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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dick Staub darauf. Unwichtig, uninteressant. Die Lampe schwenkte herum, verzerrte die Schattenfüße zu einer Grimasse und ließ schließlich ganz von ihnen ab. Rufus hatte es geschafft, der Schwarze lag längst in seinem Bett, während die Erwachsenen da draußen standen und Steine wegrollten.
    Aber warum dann diese vollkommene Stille? Weshalb drang kein Laut von oben herunter, warum blieben Alex’ Atem, sein Räuspern und Ausspucken, das Knirschen seiner Schritte die einzigen Geräusche?
    Weil sie gerade dabei sind, schweres Gerät für die Rettung zu organisieren, beantwortete sich Alex seine dummen Fragen selbst. Warum denn immer vom Schlimmsten ausgehen? Da oben sitzt sicher jemand, ganz bestimmt sogar! Und dieser Jemand weiß wie all die anderen Retter, dass es Tageslicht braucht. Im Dunkeln in diesem steilen und unsicheren Gelände – das ist vollkommen unmöglich. Morgen, morgen wird nicht nur die Sonne zwischen den Steinen nach unten scheinen, morgen werden wir von hier aus auch Bagger hören, Stimmen.
    Morgen.

    » Und, wie sieht es aus?« Max empfing Alex am Eingang und nahm ihm die Rucksäcke ab.
    » Juhu! Du hast sie gefunden!« Timi schnappte sich was ihm gehörte, die Freude darüber etwas zu trinken zu haben wandelte sich beim Anblick seiner Flasche aber schnell in Enttäuschung. Er hatte seine kurze Pause am Nachmittag vollkommen vergessen, die Pause, während der sich sein Bruder um Kasi gekümmert hatte. Zwei Fingerbreit über dem Boden schwappte der Colaspiegel. Nur zwei, höchstens drei Schluck.
    » Die ganze Decke am Ausgang ist runtergekommen.« Alex beschrieb so gut es ging, was er gesehen hatte. Auch erzählte er von seiner Vermutung, dass sie am nächsten Morgen vielleicht einen Sonnenstrahl sehen, auf jeden Fall aber Geräusche von oben hören würden. Timi nahm diese frohe Botschaft zum Anlass, seine Flasche zu leeren. Morgen gab es Nachschub von oben! Er warf die Flasche quer durch den Raum, legte den Kopf auf seinen Rucksack und verschränkte die Arme vor der Brust. Trotz seiner langen Hose und der Regenjacke fror er und sein Rücken, die Beine und der Po schmerzten von der langen Warterei, aber wenn er jetzt etwas schlafen könnte, dann verging die Zeit schneller, dann war es ruck, zuck morgen früh. Er schloss die Augen und versuchte, sich sein Bett vorzustellen, die leuchtenden Sterne an der Zimmerdecke. Hundi fehlte ihm, ein Kuscheltier mit abgekauten Ohren, nur noch einem Auge und einem großen Flicken auf dem Rücken. Mutter hatte ihn letztes Jahr operieren müssen, weil Timi eingeschlafen war und vergessen hatte, seine Nachttischlampe zu löschen. Irgendwie musste er dann im Schlaf Hundi hin zu dieser Lampe geschoben haben, jedenfalls stank es, als Mutter in der Nacht noch einmal nach ihrem Kleinen sah, im Zimmer fürchterlich nach verkohltem Stoff und auf Hundis Rücken rauchte ein ziemlich großer schwarzer Fleck. Gut, dass Mutter ihn hatte operieren können …
    » Glaubst du wirklich, dass die Feuerwehr kommt? Auch die aus Wellendingen und Bonndorf?«, fragte Max gerade als sein kleiner Bruder einschlief. Alex nickte.
    » Natürlich müssen die kommen. Presslufthämmer, vielleicht einen kleinen Bagger – das bekommt niemand den schmalen Weg hier herauf. Dazu braucht es Drehleitern und Seilwinden. Wer weiß, vielleicht alarmieren die sogar die Bergwacht.« Alex sah zu Kasi herüber, der noch immer wie versteinert in seiner nassen Ecke saß. Er hatte sich in der zurückliegenden halben Stunde keinen Millimeter bewegt. »Hat er irgendwas gesagt?« Alex deutete mit dem Kinn auf Kasi.
    » Nein.« Max schüttelte den Kopf. »Kein einziges Wort. Und bewegen tut der sich auch nicht mehr!« Der letzte Satz klang vorwurfsvoll, als sei Kasi einzig und allein in dieser Lethargie versunken, um sich an Max zu rächen. Alex zog Kasis Rucksack zu sich heran, nahm dessen Trinkflasche und ging zu ihm.
    » Lass doch«, sagte Max. »Wenn er was will, soll er sich’s doch holen.« Wobei er damit rechnete, dass Kasi es sich eben nicht holen würde. Er selbst hatte einen ziemlich großen Durst mit seiner Cola nicht löschen können, ganz im Gegenteil. Jeder Schluck, den er nahm, verlangte nach einem weiteren Schluck und nach noch einem. Jetzt hielt er eine Flasche in den Händen, die der seines Bruders auffallend ähnelte. Aber Max’ Worte prallten an Alex ab. Er hielt Kasi die Flasche vors Gesicht und als dieser nicht reagierte, träufelte er sich etwas von dem Zitronenwasser in die Hand,

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