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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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tauchte zwei Finger hinein und berührte damit Kasis Lippen. Wieder reagierte der Junge nicht.
    » Der pennt. Oder träumt von besseren Zeiten«, kommentierte Max.
    Alex träufelte Kasi die Tropfen an seinen Fingern auf die Lippen. Und plötzlich kehrte Leben in das Kind zurück. Kasi leckte sich die Lippen ab und schluckte. Und er öffnete die Augen.
    » Hier. Du musst was trinken. Und setz dich mal anders hin, mir tun vom Zusehen schon sämtliche Knochen weh.«
    Kasi betrachtete Alex, als könne er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wer da jetzt vor ihm stand und mit ihm sprach. Schließlich aber bewegte er sich, Staub rieselte von Kasis Fingern, seinem Arm und er nahm die Flasche. Aber statt zu trinken, ließ er sie in seinen Schoß sinken und starrte wieder ins Leere. »Trinken!« Alex nahm Kasis Hand und führte die Flasche so an dessen Lippen. Der Junge öffnete den Mund und ließ etwas Wasser hineinlaufen, vergaß aber zu schlucken. Plötzlich hustete er, Zitronenwasser spritzte bis zu Max und Kasi änderte notgedrungen nun auch seine Position.
    » Siehst du, der will gar nichts. Lass ihn doch einfach in Ruhe, tust ja gerade so, als wäre er dein liebsterbester Freund.«
    » Ohne uns säße er jetzt nicht so da. Hätte ich euch nicht allein gelassen, wäre das alles nicht passiert.«
    » Und wenn du ihn nicht gefesselt hättest«, ergänzte Max und erst, als er die Worte aussprach, drang ihm diese Tatsache auch wirklich ins Bewusstsein. Ja, hätte Alex nicht die Idee gehabt, Kasi zu fesseln und an der Decke aufzuhängen – nichts wäre passiert. Also trug genau genommen Alex die Verantwortung für Kasis … Missgeschick . Aber Alex sah diese Tatsache ganz offensichtlich etwas anders. Plötzlich ließ er Kasis Hand los (und siehe da, Kasi konnte inzwischen auch allein trinken) und kam herüber. Jetzt wieder ganz der alte Alex, baute er sich vor seinem Freund auf und leuchtete ihm ins Gesicht.
    » Nur dass du es weißt, Max, nur dass du es weißt und nicht wieder vergisst: Glaub bloß nicht, du könntest dich später irgendwie herauswinden und mir alles in die Schuhe schieben. Ich weiß, was ich getan habe und ich weiß, dass ich da wahrscheinlich zu weit gegangen bin. Aber irgendwie hat sich alles so ergeben.«
    » Genau«, pflichtete Max bei. »Es hat sich ergeben .«
    » Aber das da mit seinem Arm, Max, das hast du gewollt …«
    » Hab ich nicht!«
    » Aber du hattest eine ganze Stunde Zeit mit dem da und hast nicht aufgehört! Ich will gar nicht wissen, was du noch angestellt hättest, wenn ich nicht runtergekommen wäre.«
    » Aber du hast ihn auch nicht runtergenommen«, konterte Max. »Du hast das Mädchen nicht gerettet.«
    » Hör jetzt auf, ihn so zu nennen!« Alex wusste das doch alles! Er wusste ganz genau um das eigene Versagen. Und er wusste, wie Vater auf dieses Versagen reagieren würde. Er setzte sich und lehnte sich neben Max an die Wand. Kasi verschwand im Dunkeln, trank aber weiter, wie sie hören konnten, trank viele kleine Schlucke. Max hörte das Mädchen trinken, konnte sich ganz genau vorstellen, wie der kleine Kehlkopf hochsprang und wieder zurückfiel. Ohne es zu wollen wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    » Was meinst du, werden wir Ärger bekommen?«
    » Werden wir.« Alex dachte an seinen letzten Kelleraufenthalt – das Ergebnis der anstehenden Ehrenrunde. Aber Vater und Keller, ja selbst ein blauer Fleck dürften nach dem hier das kleinste Problem sein, das wusste Alex. Eine Ohrfeige tut weh, ein paar Stunden im Keller gehen vorüber. Aber wenn die Erwachsenen Kasimirs Gelenke und vor allem seinen Oberarm sahen, würde es richtigen Ärger geben.
    » Meinst du, dass sie mich … einsperren?« Max fürchtete sich vor dem Moment der Entdeckung. Selbst wenn das Mädchen die Klappe hielt, seine ach so fürsorgliche Mama würde die Wunde entdecken und feststellen, dass kein Stein dieses Loch geschlagen haben konnte, es sei denn, dieser Stein besaß rein zufällig Ränder, die Zähnen zum Verwechseln ähnelten. Max sah sich bereits auf dem Polizeirevier in Bonndorf, zusammen mit Alex, Timi und Rufus in einer kleinen Schlange vor Kasis Arm und ein Kind nach dem anderen musste den Mund öffnen und auf Kasis Wunde legen. Bei jedem Kind schüttelten Kasimirs Eltern und die Polizisten nur mit den Köpfen bis, ja, bis Max eben den Mund aufmachte. Sofort klickten Handschellen um seine Gelenke und sie steckten ihn für diese erste Nacht in eine kleine Zelle, bei

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