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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Religione, in einen Finanzskandal um undurchsichtige Geschäfte und Bürgschaften mit der Banco Ambrosiano , der Mafia und der Geheimloge Propaganda Due verstrickt gewesen. Man vermutete, dass Johannes Paul II. über die Banco Ambrosiano die Solidarność-Bewegung in Polen unterstützt hatte. 1982 fand man Roberto Calvi, den Chef der Banco Ambrosiano, erhängt unter der Blackfriars Bridge in London auf. Von der Mafia ermordet, wie sich herausstellte. Der Zusammenbruch der Banco Ambrosiano riss auch die Vatikanbank mit. Sie konnte nur durch eine Geldspritze aus dem Vermögen des Opus Dei gerettet werden, das dafür von Laurenz‘ Vorgänger Johannes Paul II. eine Personalprälatur erhielt. Was nichts weniger bedeutete als eine weltumspannende Diözese ohne eigentlichen Bischofssitz. Damit machte Johannes Paul II. das Opus Dei de facto zur mächtigsten Diözese der Welt. Woher das Vermögen des Opus Dei stammte, blieb ebenfalls im Dunkeln.
    Derzeit operierte das IOR eher als eine Art Girozentrale für die katholische Kirche, bei der viele Diözesen, Orden und andere katholische Einrichtungen Konten unterhielten. Aber immer noch weigerte sich die Vatikanbank, Zahlen über ihr Vermögen und ihre Geschäfte zu veröffentlichen, was den Verschwörungstheorien über die Machenschaften des Vatikans weiterhin Nahrung gab.
    Peter war überzeugt, dass der Vatikan über das IOR weltweit immer noch in schmutzige Geschäfte verwickelt war und sein Vermögen auch für die Durchsetzung politischer Ziele einsetzte. Beweisen ließ sich das allerdings nicht.
    Peter schloss den Artikel, der nur allgemein bekannte Fakten zusammenfasste, um kurz nach halb acht Uhr ab und schickte ihn per E-Mail an die Redaktion. Zerstreut sichtete er die aktuellen Nachrichten auf den Internetseiten von CNN, BBC und Radio Vaticano und nahm dann eine Dusche.
    Das Monster kam, als er mit einem Handtuch um die Hüften zurück ins Zimmer stapfte und sich über den schlecht gereinigten Holzboden ärgerte. Völlig ohne Vorwarnung schlug die Migräne diesmal zu, ohne jedes Anzeichen, ohne die kleinen Vorbeben aus Übelkeit und Sehstörungen. Eine Supernova explodierte vor Peters Augen, blähte sich in seinem Kopf auf und füllte ihn mit Schmerz, ganz und gar. Peter merkte nicht mehr, wie ihm die Knie wegsackten. Das letzte, was er bewusst wahrnahm, war eine rote Wolke, die auf ihn zuraste und ihn völlig einhüllte.
    Dann kam die Dunkelheit.
    Und die Angst.
    Die Angst war ein mathematisches Binom, ein Paradox aus Dunkelheit und Licht, zwei Urkräfte, die wie Kontinentalplatten ewig aneinander entlangschrammten und ihn dazwischen zermalmten. Als Ergebnis der binomischen Gleichung aus Dunkelheit und Licht blieb reine, klare, hundertprozentig destillierte Angst übrig.
    Peter zwängte sich in tiefster Dunkelheit durch einen engen Schacht. So eng, dass er nur mit nach oben gerissenen Armen hineinpasste und sich kaum bewegen konnte. Mit jeder Bewegung wurde der Schacht enger. Wie ein Schlauch, der sich um ihn herum zusammenzog. Doch am Ende des Schachtes war Licht. Verzweifelt keuchend und schreiend kämpfte sich Peter darauf zu, doch statt vorwärts bewegte er sich immer weiter rückwärts. Das Licht wurde immer kleiner – und erlosch.
    Peter sank in einen dunklen Ozean. Immer tiefer. Endlos tief. Kein Laut zu hören, nur das Rauschen seines Blutes. Peter versuchte zu schwimmen, konnte aber weder Arme noch Beine bewegen. Um ihn herum blitzen seltsame Fische und leuchtende Wesen auf, oben sah er die Lichter einer Stadt. Unerreichbar. Peters Lungen wurden vom Druck des Wassers zusammengequetscht und schrien nach Luft. Er wollte atmen. Ausatmen. Atmen, atmen, atmen! Aber wer ausatmete, musste auch einatmen, und das wäre sein sicherer Tod. Die Lichter um ihn herum verschwanden. Peter verspürte ein Brennen in seinen Arm- und Beinmuskeln wie von einem starken Muskelkater und hatte nur noch einen Wunsch: aus- und wieder einzuatmen. Und das tat er.
    Und alles erlosch. Die ganze Welt, die Zeit, der Schmerz, er selbst.
    Dann sah er den Petersdom. Peter ging über die Via della Conciliazione auf den Petersplatz zu, mitgerissen vom Strom unzähliger Menschen. Der Petersplatz war bereits von Hunderttausenden bevölkert, die alle auf einen einzigen Punkt starrten. Peter wandte den Blick und sah hinauf zur Sixtinischen Kapelle. Weißer Rauch stieg aus dem kleinen Schornstein. Ein neuer Papst war gewählt! Habemus papam! Pater fragte sich, auf wen die Kardinäle sich so schnell

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