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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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du mich deinem Freund Luigi vor?«
    »Ich bin gerade auf dem Weg zu ihm.«
    »Und warum, zum Teufel, nimmst du mich nicht mit?«
    »Loretta, bitte. So läuft das nicht. Vertrau mir, sobald ich etwas in Erfahrung bringe, weißt du’s als erste. Versprochen.«
    »Verarsch mich bloß nicht, Darling.«
    Am Petersplatz bog Peter links ab und folgte der Vatikanischen Mauer zur Petrianus-Pforte, einem von Touristen weniger frequentierten Tor. Peter berührte beim Gehen die Mauer, die das gesamte Staatsgebiet des Vatikans umschloss. Er mochte die Mauer. Drei Meter siebzig breit, fünf Meter hoch, 3420 Meter lang. Ein Festungswall aus Tuffblöcken, flachen Ziegeln und Tavertin, und das einzige Bauwerk in Rom, das frei von Plakaten, Graffitis und dem allgegenwärtigen » Ti amo per sempre! « blieb. Die Mauer fühlte sich abgegriffen an und dort, wo die Tavertinkanten auf die Straße ragten, ganz glatt. Uralte Haken waren in die sienabraunen Ziegel eingelassen, in den Fugen hatte sich Moos angesetzt. Es gab sechzehn Pforten in dem Mauerbauwerk. Zwei führten zu den vatikanischen Museen, zwei waren zugemauert, eine mit einer Eisentür versperrt und eine nur per Zug befahrbar. Eine kleine Tür führte in eine Suppenküche, eine weitere direkt zur Glaubenskongregation, und eine geradewegs in die Tiefgarage des Vatikans.
    Die Hauptpforte, die Santa-Anna-Pforte, lag gleich neben der Kaserne der Schweizergarde. Peter wusste, dass sie derzeit am stärksten kontrolliert wurde und wählte daher die Petrianus-Pforte neben dem Sant’Ufficio. Gleich dahinter lag der Campo Santo Teutonico, der deutsche Friedhof, der staatsrechtlich zum Hoheitsgebiet des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gehörte. Wenn man einigermaßen bestimmt auftrat und den Wachen an der Pforte mit fester deutscher Stimme »Zum Campo Santo, bitte!« zurief, wurde man ohne Passierscheinkontrolle eingelassen und war im Vatikan.
    Peter war jedoch klar, dass der Trick diesmal auch am Petrianus-Tor nicht greifen würde. Seit dem Papstrücktritt hatte die Schweizergarde die Kontrollen an allen Toren verschärft. Daher zeigte Peter dem jungen Schweizer am Tor seinen Ausweis und erklärte, dass er mit Pater Luigi verabredet sei. Der Gardist scannte Peters Ausweis, und nach einem letzten, prüfenden Blick stempelte er den Passierschein und winkte Peter mit einer knappen Geste durch. Im Vorbeigehen sah Peter, dass der Schweizergardist erneut zum Telefon griff und sicher seinen Vorgesetzten anrief.
    Peters Weg führte durch die vatikanischen Gärten, am Johannesturm und dem Hubschrauberlandeplatz vorbei auf ein kleines, unscheinbares Häuschen zu, der Casina del Giardiniere, dem ehemaligen Gärtnerhäuschen. Abgeschieden vom größten Trubel, an einem der beschaulichsten Plätze im Vatikan, mitten in den Gärten, in Sichtweite des Rosengartens und der Petrusstatue, lebte und arbeitete hier Pater Luigi Gattuso. »Don Luigi«, wie man ihn im Vatikan respektvoll nannte.
    Peter hatte Don Luigi vor einem Jahr interviewt und schien dem sizilianischen Padre irgendwie sympathisch gewesen zu sein, nachdem sie eine gemeinsame Vorliebe für amerikanische Fernsehserien entdeckt hatten. Jedenfalls hatte sich der hochgebildete Don Luigi als unschätzbare Quelle zum Verständnis der rätselhaften und komplizierten Mechanik des Vatikans entwickelt, und Peter revanchierte sich gelegentlich mit DVDs der aktuellsten amerikanischen Serienstaffeln.
    Don Luigi, Autor von über zwanzig international erhältlichen Büchern, kannte alles und jeden im Vatikan und war regelmäßiger Gast in der Terza Loggia . Als Sonderbeauftragter des Papstes galt der kernige Mittfünfziger in der Kurie auch nicht als Schwätzer oder Wichtigtuer. Dennoch verdankte Peter ihm etliche Insider-Informationen. Selbst Peters hartnäckiges Beteuern, dass er mit der katholischen Kirche abgeschlossen habe und weder an Gott, Christus, Maria, Allah, Shiva noch an sonst irgendein höheres Wesen glaube, hatte an Luigis Vertrauen etwas ändern können. Was, wie Peter argwöhnte, womöglich daran lag, dass er Peter als »Fall« betrachtete.
    Denn Don Luigi war der Chef-Exorzist des Vatikans.
    Peter entging nicht, dass überall auf dem Gelände des Vatikans bewaffnete Schweizergardisten und Gendarmen der päpstlichen Gendarmerie patrouillierten. Niemand jedoch hielt ihn auf oder fragte nach seinem Passierschein. Auf seinem Weg passierte Peter den Eingang zur Nekropole, den Katakomben unter dem Vatikan, einem

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