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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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mein Stellvertreter sein.«
    Die Ungeheuerlichkeit dieser Ankündigung verschlug Nikolas schier die Sprache.
    »Was … Wieso ich, Meister?«
    »Weil ich dich dein ganzes Leben auf diese Aufgabe vorbereitet habe. In spätestens zwei Tagen sind wir am Ziel. Falls ich sterbe, wirst du den Großen Plan fortführen.«
    Beklemmung schnürte Nikolas den Hals zu. Beklemmung und ein unvertrauter Schmerz. Die Vorstellung, dass auch der Meister eines Tages ins Licht zurückkehren musste. Aber auch der Stolz, dass der Meister ihm verziehen und ihn auserwählt hatte.
    »Was ist mit Creutzfeldt? Er ist würdiger.«
    »Creutzfeldt hat andere Aufgaben. Kardinal Bahadur landet in dieser Minute in Frankfurt. Creutzfeldt wird das Paket dort wie geplant in Empfang nehmen. Das Paket und Peter Adam. Sobald Creutzfeldt Peter in den Tempel gebracht hat, wirst du mit ihm sprechen. Dir wird er vertrauen, Nikolas.«
    »Mir? Ich wollte ihn töten!«
    »Nein, du hast ihn glaubhaft verschont. Du bist sein Bruder. Du wirst ihm klarmachen, dass er ein Teil von dir ist, ein Teil von uns. Wenn er sich zum Licht bekennt, dann behandelst du ihn.«
    »Und wenn er sich dennoch weigert?«
    »Dann wirst du zusehen, wie das Virus deinen Bruder auffrisst, Nikolas. Wie dein Bruder bei lebendigem Leib verfault. Dieser Schmerz wird dich reinigen und dich stark machen für die Aufgabe, die dir bevorsteht.«
    Nikolas nickte. »Ich habe verstanden, Meister. Ich bin bereit. Aber wenn ihr mich zu eurem Stellvertreter bestimmt – sollte ich dann nicht …«
    Seth schnitt die Frage mit einer herrischen Geste ab. »Nein, Nikolas. Das Licht hat nur mir den Großen Plan enthüllt. Falls ich falle, wirst du den Kontakt neu aufbauen. Das Licht wird dich prüfen und nur, wenn es dich für würdig befindet, wird es dir den Plan enthüllen.«
    »So sei es«, sagte Nikolas. Seth erhob sich von dem Stuhl und wandte sich zum Gehen.
    »Meister?«, rief ihm Nikolas nach. Seth wandte sich noch einmal um.
    »Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht.«
    »Zum Beispiel über was?«
    »Über dieses Virus. Ihr habt mir nie davon erzählt. Wann habt ihr es Peter injiziert?«
    Seth lächelte. »Du denkst mit, Nikolas, das freut mich. Es war niemals nötig, Peter dieses Virus zu injizieren. Es ist einer der ältesten Bestandteile des menschlichen Erbguts. Ein schlafendes Gen. Niemand weiß, wo es herstammt oder was es bewirkt. Nicht jeder Mensch hat es. Aber es ist wundervoll. Wenn es durch kohärentes blaues Licht einer bestimmten Frequenz aktiviert wird, führt es in kurzer Zeit zu einem qualvollen Tod. Leben und Tod, Nikolas, sind nur Funktionen des Lichts, das weißt du doch. Peter wurde bereits mit diesem Virus geboren – genauso wie du.«

LXXIV
    17. Mai 2011, Flughafen Frankfurt
    M aria wusste, dass immer zuerst die Passagiere der First Class die Maschine verließen, also beeilte sie sich. Als sie das Gate erreichte, strömten bereits die ersten Personen heraus. Der Kardinal trug nur eine schlichte Soutane mit goldenem Kreuz vor der Brust. Ein groß gewachsener Inder mit vornehmen Gesichtszügen und, wie oft bei Indern höherer Kasten, einem vererbten Ausdruck von Arroganz im Gesicht. Er trug einen Aktenkoffer aus Aluminium bei sich, denn er fest umklammert hielt.
    »Eure Eminenz!« Maria stellte sich dem Kardinal in den Weg und streckte ihre Hand aus. »Schwester Maria von den Barmherzigen Schwestern der allerseligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria«, begrüßte sie den Kardinal auf Englisch. »Ich soll Sie in Empfang nehmen und zu Ihrer Maschine nach Rom bringen.«
    Kardinal Bahadur sah Maria misstrauisch an. »Davon ist mir nichts bekannt.«
    »Eine kurzfristige Anweisung aus Rom von Kardinal Menendez persönlich.«
    Bahadur stieß einen ärgerlichen Laut aus. »Was glaubt der Kardinalstaatssekretär? Dass ich mein Flugzeug nicht alleine finde? Oder ist er etwa besorgt, dass ich das Konklave verpassen könnte, um ihn zu wählen?«
    »Verzeihen Sie, Eure Eminenz. Ich habe nur den Auftrag, Sie zu begleiten. Wenn Sie das nicht wünschen, dann …«
    »Schon gut«, fuhr ihr der Kardinal ins Wort. »In Gottes Namen!«
    Maria merkte, dass er auf ihre Brüste starrte. Nicht der erste Kardinal, dem das passierte. Diesmal jedoch hielt sich ihre Empörung in Grenzen. Im Gegenteil senkte sie diesmal nicht den Kopf vor Wut, sondern sah den Kardinal mit dem gleichen herausfordernden Ausdruck an, den sie oft bei römischen Frauen bemerkt hatte, wenn sie flirteten.
    »Ich

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