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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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ersten Mal seit Jahren, ob es noch etwas gab, mit dem er Gott gnädig stimmen und ihn demütig bitten konnte, zu ihm zurückzukehren.
    Er sah auf den Plan, den Crowley ihm am Vormittag überreicht hatte, zusammen mit einem Koffer, dessen Inhalt er an den vorgeschriebenen Markierungen platzieren sollte. Drei Markierungen hatte er bereits abgearbeitet. Im Licht der Taschenlampe versuchte Menendez nun, die Karte zu lesen und sich zu orientieren. Als er sich wieder erhob, hatte er eine Entscheidung getroffen. Er wollte Gott wiederfinden. Hier und jetzt in dieser Unterwelt in der Simon Petrus vor zweitausend Jahren begraben worden war, der Fels, auf dem seine Kirche stand. Die Kirche, die er, Antonio Menendez, verraten hatte. Er wollte Gott wiederfinden. Er wollte es wirklich. Aber Gott hielt zuvor noch eine Prüfung für ihn bereit.
    Menendez erhob sich, erfrischt und gestärkt von seinem Entschluss, und eilte im Licht seiner schweren Stablampe weiter, zurück zu den ersten Markierungen. Er kam nur langsam voran, verlief sich einige Male und musste sich ständig neu orientieren. Er war allein in dieser Unterwelt, denn wegen der Sicherheitsmaßnahmen vor dem Konklave war die Nekropole für Touristen gesperrt. Allein mit sich und dem Grauen, das er in einem Koffer mit sich trug.
    Als er die Stelle der ersten Markierung schließlich erreichte, traf ihn aus dem Nichts der Schein einer Taschenlampe.
    »Wer sind Sie?« Die fremde Stimme klang genauso erschrocken wie der Kardinal. Menendez richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf den Mann, erkannte ihn jedoch nicht.
    »Ich bin Kardinal Menendez«, erwiderte er so fest und scharf, wie es ihm möglich war. »Wer, in Gottes Namen, sind Sie ?«
    Der Mann vor ihm senkte die Taschenlampe. »Oh, Eure Eminenz, ich habe Sie nicht gleich erkannt! Was, um alles in der Welt, machen Sie denn hier unten?«
    Menendez schätzte den Mann, der ihn in der Unterwelt des Vatikans überrascht hatte, auf etwa Mitte Vierzig. Ein freundliches, italienisches Gesicht mit Vollbart und einer modischen Brille. Ein typischer italienischer Gelehrter. Er trug Jeans und einen Fleece-Pullover gegen die Kälte hier unten. Neben ihm auf dem Boden entdeckte Menendez eine Tasche mit Werkzeug. Der Mann streckte dem Kardinal die Hand entgegen.
    »Professor Sederino vom Archäologischen Institut der Universität Rom. Wir sind uns schon einmal begegnet, Eure Eminenz.«
    Der Kardinal ergriff die ausgestreckte Hand nicht und musterte den Mann prüfend. Tatsächlich erinnerte er sich jetzt wieder an das Gesicht des Archäologen.
    »Was machen Sie hier, Professor?«
    Sederino räusperte sich verlegen. »Tja, ich … es geht um eine Untersuchung, die ich vor einem halben Jahr begonnen habe und leider nicht fortsetzen konnte. Aber was machen Sie eigentlich hier unten, Kardinal?«
    Der Professor sah irritiert auf den Koffer, den Menendez bei sich trug.
    »Ich komme oft hier hinunter zum Meditieren.« Etwas Besseres fiel Menendez auf die Schnelle nicht ein. Der Archäologe schien es auch nicht recht zu glauben.
    »Aha.«
    »Sind Sie allein?«
    »Äh … ja, natürlich. Hören Sie, Kardinal, ich weiß, ich sollte nicht hier unten sein während des Konklaves, aber Papst Johannes Paul III. hatte mir … nun ja, die Erlaubnis entzogen, diesen Teil der Nekropolis weiter zu erforschen. Und nach seit seinem Rücktritt … also …«
    »… dachten Sie, dass ein päpstliches Verbot nicht mehr gelte!«
    Sederino verzog gequält das Gesicht. »Ich bin Wissenschaftler, Kardinal. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis. Außerdem habe ich hier vorhin etwas gefunden. Etwas äußerst Seltsames. Ich wollte gerade wieder zurück, um den Fund zu melden.«
    Menendez spannte sich alarmiert an. »Was ist es?«
    »Hier, sehen Sie.« Sederino reichte dem Kardinal eine kleine durchsichtige Ampulle, die eine zähflüssige rote Substanz enthielt. »Es lag hier drin.« Der Professor deutete auf ein kleines Kästchen, das in eine Handfläche passte. Das Kästchen enthielt eine Aussparung für die Ampulle und darüber eine kleine Leuchtdiode. Auf der Oberseite des Kästchens prangte ein goldenes Kreissymbol. Ein Kreis mit einem kleineren Kreis im Zentrum. Das ewige Zeichen für Licht.

    »Was soll das sein?«
    »Ich habe keine Ahnung, Eure Eminenz. Es lag hier. Sehen Sie? Hier in der Grabnische.«
    »Ein Tourist wird es vergessen haben.«
    Sederino blickte den Kardinal verwundert an. »Das? Seit wann tragen Touristen Ampullen mit roten

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