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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Achseln. »Viel Glück«, sagte er.
    Maria sah sich um. Eine Gruppe orthodoxer Juden, die gerade aus New York angekommen waren, steuerte auf sie zu. Maria seufzte, beugte sich noch einmal vor und küsste Peter zurück. Und nicht nur flüchtig, sondern innig und warm und ganz und gar bei ihm. Ein Kuss, der Abschied und Willkommen bedeuten konnte. Peter spürte ihren Körper an seinem und dachte an die letzte Nacht, als sie ihm näher gewesen war als er seit langem sich selbst.
    »Aber damit wir uns verstehen – damit muss ab sofort Schluss sein!«, raunte sie.
    Peter grinste. »Ich warte unten auf dich.«
    Peter sah noch, wie sie ihre Haube zurechtzupfte und mit einem freundlichen Nicken an der verblüfften jüdischen Reisegruppe vorbeiging.
    Geh nicht, Maria! Bleib bei mir. Bleib für immer.
    Peter spürte wieder das Jucken an seinem Bein. Und mit dem Jucken merkte er plötzlich, dass er schwitzte. Im gleichen Moment überfiel ihn die Übelkeit und schnürte ihm den Hals zu. Er wandte sich um, eilte zu den Toilettenräumen. Keine Sekunde zu früh schloss er sich in einer Kabine ein und erbrach sich krampfartig in die Schüssel. Seine Beine zitterten, sein Gesichtsfeld verengte sich, er sah wieder jenes allzu vertraute gleißende Licht, dieses alles verzehrende Licht, seinen grauenhaften Engel aus Schmerz und Agonie und Schuld, der gekommen war, um ihn zu bestrafen für den Tod und das Leid und die Lust, für alles, was er in seinem Leben anderen Menschen angetan hatte. Das Licht war die Strafe. Das Licht und der Schmerz. Peter ging in die Knie, musste sich an der Schüssel festhalten, kämpfte gegen die Ohnmacht an.
    Nicht jetzt! Gott, bitte nicht jetzt!
    Stöhnend und zitternd erbrach er einen weiteren Schwall. Danach ging es ihm etwas besser. Kraftlos aber erleichtert stellte Peter fest, dass ihm der volle Migräneanfall diesmal offenbar erspart blieb. Als das gleißende Licht vor ihm nach unendlich langer Zeit verblasste und die tanzenden Flecken vor seinen Augen verschwanden, sah er, dass er Blut erbrochen hatte.
    Keuchend versuchte er, sich aufzurichten, als sein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Peter, hier ist Laurenz. Wo sind Sie?« Die Stimme des Ex-Papstes klang gepresst. Sofort sprangen Peters Instinkte an, und das Zittern in den Beinen verschwand.
    »Am Frankfurter Flughafen. Was ist los?«
    »Es gab eine Schießerei in Suite 306. Der Kontaktmann von Nakashima San ist tot. Creutzfeldt ist verschwunden.«
    Peter fluchte gepresst. »Haben Nakashimas Leute irgendwas in der Suite gefunden?«
    »Nein. Wo ist Maria?«
    »Sie nimmt gerade Kardinal Bahadur in Empfang.«
    »Verdammt, Peter, sie ist in größter Gefahr! Seth weiß, dass Sie in Frankfurt sind! Sie müssen Sie da raus holen.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Warten Sie, Peter, ich muss Ihnen noch etwas sa…«
    Aber das hörte Peter schon nicht mehr. Er steckte das Handy ein und stürmte aus der Toilettenkabine. Im Waschraum erwartete ihn eine Frau mit einer gezogenen Waffe.
    »Keine Bewegung, Mr. Adam!«
    Peter fror auf der Stelle fest und starrte die Frau an. Die Frau, die ihn fast ertränkt hätte.
    »Sie machen einen großen Fehler, Ms. Bertoni.«

LXXIII
    17. Mai 2011, Temple of Equinox, Rom
    D as Leben ist Schmerz. Der Schmerz entspringt dem Hass. Ohne Hass kein Leben. Hass und Schmerz sind die Elixiere des Lebens, ewige Quelle und Nahrung des Lichts. Das Licht ist der Weg und das Ziel. Das Alpha und Omega des Lebens. Aus dem Licht ist alles geboren, im Licht wird alles verglühen. Niemals ermüdend, niemals endend singt der Hass die Hymnen des Lichts, und Schmerz ist seine Stimme. Das Licht hat gesprochen: Du bist mein Hass, und du bist mein Schmerz. Brüder sollt ihr sein, ewige Brüder im Licht.
    Nikolas setzte die Klinge der Machete so sachte wie den Fuß eines Käfers auf seinen linken Unterarm. Die Klinge hauchte nur auf seinen Arm. Wie der Flügelschlag eines matten Schmetterlings. Interessiert beobachtete Nikolas, wie sich dennoch bereits eine feine rote Linie auf der Haut abzeichnete. Ohne Druck bewegte Nikolas die Klinge ein wenig. Die rote Linie wurde größer, und zu beiden Seiten wellte sich die Haut auf wie eine zu früh geöffnete Knospe. Nikolas spürte den Schmerz wie feinen Sand durch seinen Arm rieseln und zog die Klinge jetzt sanft um den Unterarm herum, bis das Blut aus einem klaffenden Wunde tropfte, freudig begrüßt von einem Ring aus frischen Narben.
    Schmerz ist die Substanz des Lichts. Schmerz ist Nahrung des Hasses. Nur

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