Apocalypsis 1 (DEU)
Drei.
»Mr. Adam, wir müssen reden.«
»Ich möchte nicht reden«, hörte er jemand krächzen.
Bin ich das?
Das Bild kam langsam zur Ruhe, und Peter erkannte nun eine Art fensterlosen Kellerraum.
Na klar. Was hast du denn gedacht?
Keine Bewegung möglich. Die Bestürzung, sich nicht bewegen zu können. Das Entsetzen, gefesselt in einem Keller auf einem Stuhl zu sitzen und zu frieren.
»Mir … ist kalt.«
»Das geht vorbei.« Wieder die Frauenstimme. Wo kam sie her?
Im Moment erkannte er nur die beiden Männer in Hemdsärmeln vor sich. Große, korrekt wirkende Männer mit kleinen Nasen und breiten Wangenknochen, typische Midwest-Physiognomie. Sie blickten ihn mit ruhigen, harten Augen an und taxierten ihn mit etwa so viel Emotion wie Schlachter ein Stück Vieh.
Peter kämpfte verzweifelt gegen den erneuten Brechreiz an und versuchte, sich zu orientieren.
»Er ist soweit«, sagte der kleinere der beiden Männer.
Die Frau kam in sein Blickfeld. Die Frau, die Alessia Bertoni hieß. Sie setzte sich auf einen Stuhl vor ihn.
»Mr. Adam, können Sie mich verstehen?«
Peter nickte.
»Gut. Ich erkläre Ihnen kurz, wie das hier abläuft. Ich stelle Ihnen jetzt einige Fragen, und Sie werden Sie beantworten. Wenn ich mit Ihren Antworten zufrieden bin, muss das hier nicht lange dauern. Haben Sie verstanden?«
Peter nickte. Sie trug immer noch das gleiche Kostüm.
Kein italienischer Akzent. Sie ist gar keine Römerin.«
»Gut. Beginnen wir mit etwas Einfachem. Haben Sie Loretta Hooper getötet?«
Peter riss die Augen auf und sah die Frau an.
»Nein«, krächzte er.
Sie wirkte enttäuscht.
»Denken Sie genau nach. Haben Sie Loretta Hooper getötet?«
»Wer sind Sie? Wo bin ich hier?«
Alessia Bertoni nickte einem der Männer zu. Zügig aber ohne Hast zogen sie ihm einen kleinen Baumwollsack über den Kopf und kippten ihn samt dem Stuhl zu Boden. Ehe Peter noch schreien konnte, hatte einer der beiden Männer ihm ein Handtuch über den Kopf gelegt, das sich sofort mit Wasser füllte. Die ganze Welt füllte sich mit Wasser. Wasser und Panik, überwältigender Panik. Instinktiv hielt Peter die Luft an. Aber der Druck auf den Lungen zusammen mit der Panik verstärkte das Gefühl des Ertrinkens nur noch. Immer noch auf dem Stuhl fest zusammengeschnürt zuckte Peter in Panik, krampfte sich zusammen, während die Angst ihn auffraß. Ihn, die ganze Welt, alles. Kein Gedanke mehr möglich, nur noch die Angst und das Wasser, das ihn umgab, alles ausfüllte. Seine Lungen schrien nach Luft, während die Männer weiter Wasser auf das Handtuch gossen. Peter atmete Wasser, verschluckte sich und krampfte sich so sehr zusammen, dass das Atmen überhaupt unmöglich wurde.
Dann rissen sie ihm das Handtuch und den Baumwollsack wieder vom Gesicht und richteten ihn samt Stuhl wieder auf.
Peter würgte und hustete, japste nach Luft.
»Das waren nur ein paar Sekunden, Mr. Adam«, erklärte ihm Alessia Bertoni ruhig. »Aber Zeit spielt im Moment wirklich keine Rolle. Also, ich frage Sie noch mal: Haben Sie Loretta Hooper getötet?«
Peter starrte die junge Frau an.
»Ich weiß es nicht.«
Er wusste es ja wirklich nicht. Ihm fehlten vier Stunden.
»Schon besser, aber immer noch nicht optimal. Seit wann wussten Sie, dass Mrs. Hooper für den amerikanischen Geheimdienst arbeitete?«
»Was?«
»Sie sollten mich nicht wieder enttäuschen, Mr. Adam. Loretta Hooper hatte den Auftrag, Informationen über das Verschwinden und den Aufenthaltsort des Papstes zu beschaffen. Dazu hat sie sich Ihrer Hilfe bedient. Aber offenbar hat sie Sie unterschätzt. Wir werden diesen Fehler nicht machen, glauben Sie mir.«
»Loretta war beim C.I.A.? Mein Gott! Ich wusste das nicht.«
»Wo befindet sich der zurückgetretene Papst zu Zeit?«
»Sind Sie auch vom C.I.A.?«
Nicht, dass die Frage im Augenblick irgendeine Relevanz besessen hätte. Aber Peter wollte Zeit gewinnen. Er wusste, dass sie ihn wieder mit dem Handtuch und dem Wasser »Behandeln« würden, aber er wollte den Moment so lange wie möglich hinauszögern. Denn auf einmal bezweifelte Peter Adam, dass er diesen Raum lebend verlassen würde.
Sie verstand seine Taktik natürlich. Dennoch ging sie darauf ein. »Diese beiden Gentlemen ja«, erklärte sie. »Ich allerdings arbeite für einen anderen internationalen Dienst. Die Welt wird von Terroranschlägen erschüttert, und die zuständigen Dienste haben beschlossen, dass diese Krise nur gemeinsam bewältigt werden
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