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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Stunden schon. Immer wieder. Sie schienen nicht müde zu werden, auch wenn er stets die gleichen Antworten gab, denn sie sahen, wie müde er war. Irgendwann, so ihr Kalkül, würde er reden.
    Peter Adam saß an einem Tisch in einem kahlen Vernehmungsraum. Dicht hinter ihm stand der jüngere der beiden Commissarios, die ihn im Wechsel verhörten. Ein blasser Typ in einem blauen Pullunder. Sie hatten ihm Kaffee und Zigaretten angeboten, Peter hatte beides abgelehnt und nur um etwas Wasser gebeten. Die ganze Zeit über sah er Loretta in ihrem Blut vor sich. Das Loch in ihrer Brust, das blutige Zeichen auf dem Boden, das Entsetzen in ihren Augen, als sie ihn erkannte. Verzweifelt versuchte Peter zu verstehen, was Loretta mit ihren letzten Worten gemeint hatte.
    Welche Liste existiert? Prophetia de summis pontificibus. Apokalypse.
    Was ihn jedoch im Moment am meisten beunruhigte, war die Aussage des Portiers des Hotels. Er hatte ihn angeblich nicht nur kurz vor Eintreffen der Polizei gesehen, sondern bereits zwei Stunden zuvor.
    Das kann nicht sein! Das kann einfach nicht sein.
    Aber genau in diesem Zeitraum klaffte eben auch ein Loch von vier Stunden in seiner Erinnerung. Und natürlich glaubte ihm die Polizei die Migräne nicht.
    Sie glaubten ihm überhaupt kein Wort.
    »Ich will einen Anwalt sprechen«, murmelte er zum werweißwievielten Mal.
    »Hatten Sie eine Affäre mit Mrs. Hooper?«
    Peter schwieg. Der junge Commissario hinter ihm zog die Luft zischend ein. Schien eine Art Tick zu sein. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und sein älterer Kollege trat in Begleitung eines weiteren Mannes ein, den Peter bislang noch nicht kannte. Stiernackiger, muskulöser Typ mit rasiertem Schädel. Anfang fünfzig, schätzte Peter. Der Mann zog sein Jackett aus und setzte sich ohne große Umstände vor Peter an den Tisch.
    »Kommt jetzt die harte Tour?«, fragte Peter auf Italienisch.
    »Urs Bühler«, stellte sich der Mann auf Deutsch vor. »Kommandant der Schweizergarde.«
    Der Typ, der auf mich und Maria geschossen hat.
    »Was soll das? Sie haben hier keinerlei Befugnisse.«
    Bühler ging nicht darauf ein. »Was haben Sie gestern in der päpstlichen Wohnung gesucht?«
    »Ich war nie in der päpstlichen Wohnung.«
    Bühler zuckte mit den Wangenmuskeln. Peter vermutete, dass es ihm in den Fingern juckte, einfach zuzuschlagen. Er beherrschte sich jedoch und schob Peter ein Foto über den Tisch. Es zeigte eine Aufnahme vom Tatort. Lorettas Leiche. Die drei blutigen Ziffern auf dem Boden. Die mittlere war nicht genau zu erkennen. Es konnte 306 oder 3x6 bedeuten.
    »Was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung. Ich habe Loretta genau so vorgefunden.«
    »Das erste ist eine Drei. Das Letzte eine Sechs. Aber dazwischen, was ist das? Ein Multiplikationszeichen oder was? Drei mal Sechs? Was bedeutet das? 666? Die Zahl des Satans?«
    »Ich sagte doch bereits, ich weiß es nicht.«
    »Aber Sie waren sehr lange bei Pater Luigi. Vielleicht sind Sie besessen. Vielleicht haben ja gar nicht Sie Mrs. Hooper getötet, sondern Ihr Dämon. Vielleicht kommen Sie mit der Tour ja durch.«
    »Das ist doch albern.«
    Bühler kam plötzlich näher an Peter heran. »Nein, das ist es ganz und gar nicht, Herr Adam!«, zischte er. »Sie sind ein Mörder, und Sie sind in die päpstliche Wohnung eingebrochen. Ich will wissen, warum. Ich will alles wissen. Und wenn ich Ihnen dazu den Arsch aufreißen muss.«
    Peter sah zu den beiden Kommissaren. Bühler schüttelte den Kopf.
    »Vergessen Sie’s. Sprechen leider kein Deutsch. Italiener! Was will man von denen erwarten.«
    »Ich habe Loretta nicht getötet.«
    »Ein guter Rat, Herr Adam: Kooperieren Sie mit mir. Noch sind Sie hier unter Freunden.«
    »Was soll diese Drohung? Ohne Anwalt habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen.«
    Der ältere Commissario räusperte sich vernehmlich und machte eine Kopfbewegung zur Tür. Bühler warf Peter noch einen kalten Blick zu, dann erhob er sich und verließ den Raum. Die beiden Commissarios folgten ihm.
    Was soll das denn jetzt?
    Sie ließen ihn warten. Die Zeit verging, oder sie verging nicht. Sie hatten ihm seine Armbanduhr abgenommen. Peter schätzte, dass es weit nach Mitternacht sein musste. Das Warten verstärkte die Müdigkeit, aber er zwang sich, aufmerksam zu bleiben. Irgendwann hörte er Bühlers Stimme von draußen, dumpf und laut. Er verstand nicht, was Bühler sagte. Seine Stimme klang aufgebracht und wütend.
    Kurz darauf flog die Tür auf und eine junge Frau in

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