Apocalypsis 1 (DEU)
sein. Aber gewiss war die Original-Prophezeiung des Malachias dabei.«
»Wohin sind die Templer geflohen, Pater?«
Don Luigi machte eine unbestimmte Geste.
»Darüber gibt es viele Legenden. Angeblich verließ eine Flotte mit dem Tatzenkreuz der Templer auf den Segeln unter Antonio Zeno den Hafen von La Rochelle etwa neunzig Jahre nach dem Ende des Ordens in Richtung Amerika. Ein Nachfahre von Antonio Zeno veröffentlichte 1558 eine angebliche Landkarte dieser Reise. Demnach haben die Templer sogar Amerika entdeckt – noch vor Columbus. Aber das sind alles Verschwörungstheorien, die Sie überall im Internet finden können.«
»Haben Sie irgendeine Idee, Pater?«
Don Luigi schüttelte betrübt den Kopf. Peter dachte nach.
»Wo ist der Computer?«, fragte er schließlich.
Im Büro der Karmeliterinnen fand Peter zwei Computer mit schnellem Internetanschluss. Als Peter gerade den Browser gestartet hatte, trat Maria ein.
»Ich hab’s eben gehört.« Ohne Umstände setzte sie sich an den zweiten Computer. »Also, wonach suchen wir?«
»Nach allem, was irgendwie mit den Templern zu tun hat«, erklärte Peter. »Irgendeinen Hinweis, wo sie die Pergamente aus Clairvaux hingeschafft haben könnten – und wenn er noch so verrückt klingt. Nimm dir jedes noch so bekloppte Forum über Verschwörungstheorien vor. Wer etwas Interessantes findet, gibt sofort Bescheid.«
»Oui, mon général!«, sagte Maria und salutierte.
Peter grinste sie an. »Soll ich dir erklären, wie man so einen Computer bedient?«
»Du kannst meinetwegen zum Teufel gehen. Auf die Plätze, fertig – los!«
Peters Kenntnisse über den Templerorden waren nur rudimentär. Die kurze Recherche brachte ihn immerhin auf einen Stand, mit dem er die erste Runde einer Quizshow überstanden hätte. Nach einer guten halben Stunde referierte er Maria seine Ergebnisse.
»Zwischen 1118 und 1121 von Hugo von Payns und Gottfried von Saint-Omer gegründet, waren die Templer zunächst nur eine Art Miliz zum Schutze der Pilger und Kaufleute, die nach dem ersten Kreuzzug ins Heilige Land strömten. Vermutlich eine Bande von stinkenden Söldnern, nicht weniger gefährlich als die Wegelagerer selbst. Ihren Namen erhalten sie in Erinnerung an Salomons Tempel in Jerusalem. Bis Hugo von Payns nach Frankreich zurückkehrt und mit Bernhard von Clairvaux spricht. Manche vermuten, dass Hugo von Payns in Jerusalem auf ein großes Geheimnis gestoßen sei, das dort verborgen lag, und dass Bernhard diesen »Schatz«, oder was immer es war, unbedingt in den Besitz der Kirche bringen wollte. Jedenfalls wird Bernhard daraufhin zum obersten Marketingchef der Templer.«
Maria verzog missbilligend das Gesicht.
»Im Ernst«, fuhr Peter fort. »Die Templer, wie wir sie aus Legenden und Büchern kennen, sind eine Erfindung von Bernhard von Clairvaux. Er war ein strenger Zuchtmeister. Hat den Bernhardinerorden reformiert und gnadenlos allen Zierrat aus den Kirchen entfernt. Back to the roots, sozusagen. Er war ein scharfer Hund, ein Ketzerjäger, lässt Bücher verbrennen und zettelt Inquisitionsprozesse gegen jeden an, der ihm krumm kommt. Jedenfalls hat Bernhard zweiundsiebzig Ordensregeln für diese Abenteurer im Heiligen Land festgelegt, und die waren streng. Mönchsoldaten sollen sie sein, weiße Mäntel sollen sie tragen ohne Pelz, jeweils zwei Ritter müssen sich eine Schüssel beim Essen teilen und auch Matratze und Decke. Geschlafen wird in Hemd und Hose. Fleisch gibt es nur dreimal die Woche, freitags wird gefastet. Schmuck am Zaumzeug oder der Kleidung – verboten. Kein Firlefanz, Schluss mit lustig. Aber die Waffen sollen immer ordentlich in Schuss sein. Nicht für die Jagd, denn die ist ebenfalls verboten. Ein Templer soll kämpfen. Vor allem aber sollen sie keusch sein, diese neuen Ritter. Sollen sich schön fernhalten von Frauen, denn Frauen gelten als gefährlich. Ein Leben in Kampf und Buße. Wie klingt das?«
»Nach einer Horde stinkender Schlächter«, erwiderte Maria.
»Genau das waren sie. Aber streng geführt. Schau dir das Wappen der Templer an. Es zeigt zwei Ritter auf einem Pferd. Vermutlich soll das Bild den brüderlichen Zusammenhalt symbolisieren. Aber daher rühren offenbar später auch diese Gerüchte über sodomitische Praktiken bei den Templern. Angeblich haben sie einen Götzen namens Baphomet angebetet und sich bei obskuren Ritualen gegenseitig auf den Hintern geküsst.«
Maria schwieg dazu. Peter zeigte Maria verschiedene
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