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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Schmerzen nicht fühlte – aber er betrachtete Schmerz als Freund, als reinigende Kraft, die seine Gedanken klärte und ihm half, seine Gefühle zum Stillstand zu bringen. Zurück blieb nur der Hass, klarer, reiner Hass, nicht verunreinigt durch Wut oder einem Bedürfnis nach Rache.
    Der Schmerz der Ablehnung jedoch fraß sich tiefer in ihn hinein als jeder andere. Denn Nikolas liebte den Meister. Der Meister war der sichtbare Teil des göttlichen Lichts. Der Meister war die Verkörperung der Reinheit des Hasses. Der Meister war die Sonne und er, Nikolas, nur ein schmutziger Komet, der sie auf ewig umkreiste und dabei glücklich zu Eis und Staub verdampfte.
    Aber er hatte versagt. Er war geflohen, als der Mann in der Kirche auf ihn geschossen hatte. Nicht so sehr Furcht, mehr ein völlig unbekanntes Gefühl entsetzlicher Verlorenheit hatte ihn plötzlich gepackt. Er hatte die Nonne einfach losgelassen und war blutend aus der Kirche gestürzt. Nikolas, das Gefäß des Hasses, war der Schlimmsten aller Schwächen erlegen – der Feigheit.
    Die Frage war nur, warum?
    Nikolas wartete demütig ab, bis der Meister ihn wieder ansprach. Seth drehte sich vom Fenster weg und sah Nikolas mit unverhohlenem Abscheu an.
    »Warum, Nikolas? Warum?«
    »Ich … ich weiß es nicht, Meister.«
    »Aber ich weiß es.«
    Seth setzte sich in einen der Ledersessel und nahm ungehalten eine kleine Dokumentenmappe vom Tisch. »Setz dich!«
    Nikolas erhob sich erleichtert und gehorchte.
    »Was macht die Schulter?«
    »Es ist nichts, Meister.«
    »Hast du den Mann erkannt?«
    »Nein, Meister.«
    »Er ist Journalist. Sein Name ist Peter Adam. Natürlich steckt der Jesuit dahinter.«
    »Ich kann den Jesuiten für euch töten, Meister.«
    Seth winkte ab. »Um den Jesuiten kümmere ich mich persönlich, wenn es soweit ist. Erst muss er mich noch zu Laurenz führen.«
    Seth reichte Nikolas die Mappe. »Das ist der Mann, vor dem du geflohen bist.«
    Nikolas öffnete die Mappe. Sein kontrollierter, gleichmütiger Ausdruck veränderte sich schlagartig, als er das Foto von Peter Adam sah. »Das ist der Mann?«
    »Es war mein Fehler, dass es soweit kommen musste. Du wirst diesen Fehler korrigieren und beweisen, dass du immer noch auf dem Pfad des Lichts wandelst. Peter Adam ist jetzt im Besitz des Relikts. Er ist den Geheimdiensten entkommen und nach meinen Informationen mit Hilfe des Jesuiten gerade auf dem Weg nach Avignon. Zusammen mit dieser Nonne.«
    »Was suchen sie dort?«, fragte Nikolas, der immer noch auf das Foto des Mannes starrte, der auf ihn geschossen hatte und vor dem er geflohen war.
    »Das wirst du herausfinden. … Nikolas?«
    »Soll ich sie töten, Meister?«
    »Nein. Bring mir vorläufig nur das Relikt und alles, was sie in Avignon sonst noch finden, auf die Insel.«
    Nikolas war einen Moment ratlos.
    »Was ist mit der Liste? Es sind noch neunzehn Namen übrig.«
    »Das Relikt hat Priorität.«
    Nikolas starrte des Bild von Peter Adam noch einen Augenblick an, dann klappte er das Dossier entschlossen zu. Sein Ausdruck hatte erneut jede Art von Gefühlsregung verloren.
    Nur, wenn dein Hass rein ist wie ein Gebirgsbach, wenn du frei bist von allen Leidenschaften, wenn du weder Rache noch Wut noch Trauer noch Mitleid oder Liebe kennst, wandelst du auf dem Pfad des Lichts.
    Er hatte eine Entscheidung getroffen. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er sich gegen den Befehl des Meisters stellen. Er würde Pater Adam töten.
    »Wie ihr befiehlt, Meister.«
    »Enttäusche mich nicht wieder, Nikolas.«
    »Ich werde das Relikt beschaffen und alles, was die beiden sonst noch finden.«
    »Gut, Nikolas. Gehe hin im Licht.«

XXXV
    13. Mai 2011, Rom
    D urch die getönten Scheiben der amerikanischen Limousine sah Peter überall Polizeikontrollen auf den römischen Straßen. Der Wagen des Botschafters mit dem Diplomatenkennzeichen passierte die Sperren jedoch, ohne ein einziges Mal angehalten zu werden. Nur an einem Seitentor des Flughafens Ciampino wurde der Wagen kurz gestoppt – dann aber unkontrolliert zum Vorfeld durchgewunken, wo bereits ein Learjet mit saudischem Kennzeichen wartete.
    Don Luigi hatte Peter die Pergamente mitgegeben und ihn mit Bargeld versorgt. Auf keinen Fall sollte Peter seine Kreditkarten benutzen. Ebenso sollten sie Kontakt, falls unbedingt nötig, nur aus Internetcafés herstellen.
    Peter dachte an Don Luigi, der ihm in den letzten Tagen immer unheimlicher geworden war. Der Exorzist schien über exzellente

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