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Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)

Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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dagegen kauerten apathisch auf dem Boden. Neben Sophia kippte eine Frau stocksteif zu Boden, wie ein gefällter Baum. Die Mädchen, die Sophia und Laurenz empfangen hatten, kamen sofort, bedeckten die Frau mit einem weißen Laken und trugen sie wie ein Brett hinaus. Die Gläubigen applaudierten ernst.
    »Alles sehr afrikanisch«, rief Sophia gegen den Lärm der Trommeln an. »Man weiß nie, wen die Götter erwählen. Nur die Trommler sind rituell immun. Muss auch so sein. Ohne Trommeln keine Trance.«
    Laurenz nickte nur und versuchte, sich in ihrer Nähe zu halten. Er konnte die Wärme ihres Körpers spüren, die im Rhythmus der Trommeln neben ihm pulsierte. Ein Mann erhob sich aus der Menge, skandierte fremdartige Bantu-Gesänge, warf sich zuckend in die Menge und brach dann ebenfalls in Trance zusammen. Ein anderer wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Eine schwangere Jugendliche kippte mit Schaum vorm Mund kopfüber von einer Bank.
    »Da hast du deine eucharistische Magie!«, rief ihm Sophia zu. »Diese Besessenen sind jetzt die Götter selbst. Da können deine Hostien und dein Leib-Christi-Hokuspokus nicht mithalten, was?«
    »Ich dachte, du hast es nicht so mit Magie?«, rief Laurenz zurück, den Mund dicht an ihrem Ohr. Sie lachte nur. Ihre grünen Augen glühten. Niemand schien anzunehmen, dass er und Sophia nur zum Zuschauen gekommen seien. Eine Plastikschale mit Rosenblättern wurde herumgereicht, auch Laurenz musste sich eine Handvoll nehmen, um seine favorisierte Gottheit damit zu bewerfen. Er entschied sich für Orunmila, den Bewahrer der Harmonie und des Gleichgewichts der Weltordnung. Als ihm ein Teller mit gegrillten Fleischstücken und Bananen gereicht wurde, lehnte er dankend ab. Dann aber sah er, wie eine der weiß gekleideten Filhas do Santo mit einer Plastikflasche herumging wie auf der Suche nach jemandem. Zwischendurch blieb sie stehen, nahm einen kleinen Schluck und prustete dem Gläubigen vor ihr die hellbraune Brühe ins Gesicht. Als sie Laurenz entdeckte, hielt sie kurz inne und reichte ihm dann die ganze Flasche.
    »Finger weg!«, hörte er Sophias Stimme neben sich, ignorierte sie jedoch. Er tat, was er tun musste. Die Hitze, der Lärm der Congas, der süßliche Gestank der Mückenspiralen und Duftseifen, der hypnotische Ketu -Gesang der Yalorixá befreiten ihn von letzten Skrupeln. Mit einer raschen Bewegung ergriff er die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Neben ihm fluchte Sophia.
    Das Gebräu schmeckte wie Erbrochenes. Laurenz musste würgen, behielt das Zeug jedoch bei sich und grinste Sophia entschuldigend an.
    »Idiot!« Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    Der Ritus schien seinen Höhepunkt zu erreichen. Bunte Stoffbänder wurden kreuz und quer über den Altar geworfen. Der Rhythmus der Trommeln wurde hektischer, Mãe Tereza zuckte nur noch auf der Stelle, Feuerwerkskracher wurden abgefeuert. Die Frau, die vorhin in Trance gefallen war, wurde von den Messdienerinnen zurückgebracht, eingehüllt in das Prachtgewand der Gottheit, die in sie eingefahren war. Die Frau wirkte bleich, aber aufgekratzt und plauderte sofort angeregt mit ihren Freundinnen. Ringsum fielen Gläubige in Trance, wurden weggeführt und zurückgebracht. Das alles erinnerte Laurenz an Berichte über Exorzismen und beunruhigte ihn nicht sonderlich. Er fühlte sich nur etwas benommen und irgendwie durchlässig. Der Rhythmus und die Lichtblitze der Feuerwerkskracher durchdrangen seinen Körper ohne Widerstand, wehten durch ihn hindurch und hinterließen ferne, tropfende Echos. Er hatte das Gefühl, von innen aufzuweichen, das Denken fiel ihm schwerer, auch das Sehen. Sophia rief ihm etwas zu, aber er verstand sie nicht. Sie rüttelte ihn, wollte ihn wegführen, aber er weigerte sich. Als sie beharrlicher an ihm zerrte, umschlang und küsste er sie. Danach löste er sich auf.
    Er zerfiel einfach in seine atomaren Bestandteile, pulverisierte, verdunstete, wurde milliardenfach aus sich selbst herausgeschleudert, zerstäubte ins All, flog auf dem Rhythmus der Congas wie auf dem Pulsschlag des einzigen, allumfassenden Wesens. Er enthüllte sich. Er traf Gott. Orixalá, den Großzügigen, den Herrn des weißen Gewandes, den Schöpfer, den Verhüllten. Gott war das Wort, das Fleisch geworden war, und das Wort war bei ihm. Laurenz vernahm das Wort und sprach es nach.
    »Das ist mein Leib.«
    Immer wieder. Er war das Echo des Wortes, der Schatten des Gefäßes . Er war Orunmila, der Zeuge der Schöpfung, der

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