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Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)

Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Bewahrer des Gleichgewichts der Weltordnung, er kannte die Bestimmung alles Seienden.
    Die Pronoia des reinen Lichts rief ihn zurück. Laurenz spürte, wie er sich wieder verdichtete und seine Substanz und seine Hülle zurückerhielt. Wie eine Gnade, die ihm für kurze Zeit gewährt wurde. Nackt sank er in die Finsternis und das Chaos hinab. Mühelos drang er in den großen Kokon ein. Und sah den Löwenmann.
    Laurenz brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, wo er sich befand. Auf dem Dach der Grabeskirche, seinem Lieblingsort in Jerusalem. Er hatte während seines Studienjahrs in Jerusalem gelegentlich in der Grabeskirche gebetet, obwohl ihn die Streitereien und sogar Prügeleien unter den sechs christlichen Konfessionen, die sich die Kirche teilten, immer fassungslos gemacht hatten. Er sah jetzt, dass er auf dem flachen Seitendach der Kirche stand, das von der koptischen Gemeinde bewohnt wurde. Da sie die kleinste und in der Konfessionshierarchie niedrigste Gemeinde waren, hatte man die Kopten aufs Dach verbannt, fernab von den wichtigen Heiligtümern. Die Kopten hatten sich notgedrungen gefügt und eine Kapelle und ärmliche, äthiopisch anmutende Lehmhäuser auf dem Dach errichtet. Über den niedrigen Eingängen hingen verwitterte Holzkreuze. Eine Oase des Friedens und der Bescheidenheit, in der Laurenz oft Ruhe gefunden und gebetet hatte. Ein guter Ort.
    Laurenz sah einige koptische Mönche, Pilger und Touristen auf dem Dach, aber sie rührten sich alle nicht, verharrten wie eingefroren in ihrer letzten Bewegung. Ein Mönch wässerte das Dach gerade mit einem Schlauch. Auch der Wasserstrahl war im Fluss erstarrt. Kein Laut zu hören, kein Verkehrslärm, keine Vögel, auch keine Congas mehr.
    Der Löwenmann winkte. Er trug einen weißen Leinenanzug und erwartete ihn auf einem Klappstuhl vor einer der Hütten. Laurenz bemerkte, dass er selbst wieder Wanderhose, Khakihemd und die blaue Umhängetasche trug, und kam sich unpassend gekleidet vor.
    »Nun kommen Sie schon!«, rief der Löwenmann, als Laurenz näher trat. Erst jetzt konnte er ihn hören, als ob der Schall in dieser erstarrten Welt nur kurze Distanzen schaffe. » Sie wollten mich schließlich treffen, und wir haben nicht ewig Zeit.«
    Laurenz erkannte jetzt auch, dass der Löwenmann durchaus menschliche Gesichtszüge hatte. Er sah aus wie ein sehr rüstiger alter Mann.
    »Wie gefällt es Ihnen hier oben?«, fragte er. »Ich dachte, der Ort könnte Ihnen gefallen.«
    Laurenz setzte sich auf den freien Klappstuhl. »Sie sind Seth.«
    »Wie auch immer Sie mich nennen wollen, Herr Laurenz. Ich freue mich, dass wir uns endlich persönlich treffen. Wir haben viel zu besprechen.« Seth sprach Deutsch mit einem seltsam schleppenden Akzent. Eine heisere, schneidende Stimme, mit dem Nachhall von Jahrhunderten.
    »Was ist das hier?«, fragte Laurenz.
    »Es ist jedenfalls nicht die Hölle, falls Sie das meinen. Sie würden es sogar einen Zustand der Gnade nennen. Neutraler Grund sozusagen. Nein, bitte keine Fragen. Sie werden ohnehin noch alles selbst herausfinden. Irgendwann. Einstweilen muss Ihnen genügen, dass wir uns in einer Art Limbus befinden, den man nicht ohne Weiteres betreten oder verlassen kann. Aber wie Sie sehen, gibt es Hintertürchen.«
    »Und was hätten wir zu besprechen?«
    »Nun, zum Beispiel, ob Sie mich töten – oder ich Sie .«
    » Könnte ich Sie denn töten?«
    »Zumindest ist das doch der Auftrag Ihres Ordens, nicht wahr?«
    »Aber wenn dies neutraler Grund ist, nehme ich an, dass uns beiden in gewisser Weise die Hände gebunden sind.«
    Der Löwenmann klatschte in die Hände. »Punkt für Sie!«
    »Was schlagen Sie also vor?«
    »Einen dritten Weg, Herr Laurenz. Zu unserer beider Nutzen.« Er richtete sich auf. »Wie Sie und Ihr Orden ja wissen, repräsentiere ich Kräfte, die einen bestimmten Plan verfolgen. Einen Plan, den Sie wiederum zu vereiteln suchen.«
    »Die Apokalypse.«
    »Eine neue Weltordnung. Und Sie werden mir helfen, sie zu errichten.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du bereits mir gehörst.«
    »Ich denke, das hier ist neutraler Grund.«
    Der Löwenmann grinste ihn an. »Ich hab gelogen.«
    Unvermittelt sprang der Löwenmann aus seinem Stuhl, und stürzte sich auf ihn, packte Laurenz und schleuderte ihn zu Boden. Völlig perplex versuchte Laurenz, sich irgendwie zu wehren, doch Seth lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihm, drückte ihn zu Boden, schlug seine Fangzähne in seinen Hals und zerfetzte ihm die Schlagader mit

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