Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, und setzte sich neben den Fahrer. Während der Fahrt zurück nach Jerusalem fasste er die Ereignisse der vergangenen beiden Tage zusammen und berichtete auch knapp über seine letzten dreißig Jahre. Sehr knapp. Als sei ihm das Thema unangenehm. Maria verstand nur so viel, dass Peter zusammen mit Nikolas Jahrzehnte in einer eingefrorenen Welt der Mh’u verbracht und dabei das Buch Dzyan übersetzt hatte. Diesen ›Zustand der Gnade‹, wie er die Welt der Mh’u überraschenderweise nannte, hatte er offenbar nur durch den Mord an Nikolas verlassen können.
Maria war es gar nicht unangenehm, nur hinter ihm zu sitzen, ihn schweigend zu betrachten. Wenn er sprach und sich manchmal verlegen zu ihr umwandte, erkannte sie die vertrauten Züge wieder. Gleichzeitig spürte sie seine Zurückhaltung. Peter sprach ruhig und deutlich, betonte jeden Satz. Maria bemerkte einen schmerzhaften Unterton in der vertrauten Stimme, als sehne sich Peter trotz der jahrzehntelangen Einsamkeit nach dieser Welt zurück. Etwas, das Maria nur von Mitschwestern kannte, die den Orden verlassen hatten und ihn doch zeitlebens vermissten. Denn sie vernahm noch etwas anderes in Peters Stimme. Eine unerwartete, feste Gläubigkeit. Und sie verstand, dass Peter Gott gefunden hatte.
Sie hatte angenommen, dass sie direkt in Nakashimas Lagezentrum in der King-George-Street fahren würden, aber der Wagen brachte sie zunächst zurück in die Dormitio-Abtei. Bruder Isidor bat sie in den Diwan, den Salon des Klosters für offizielle Empfänge, der mit einem prächtigen Wandgemälde des österreichischen Malers Ernst Fuchs dekoriert war, an dem der Künstler über Jahrzehnte gearbeitet hatte. Dort warteten bereits Yoko Tanaka und Pater Anselmo – und ihre Mutter.
Ohne ein einziges Wort fielen sie sich in die Arme, und selbst ihre sonst so beherrschte Mutter weinte. Sie hielten sich fest wie Ertrinkende, einander die einzige Rettung in einem Meer aus Leid und Verwirrung.
Als sie sich wieder etwas fassen konnten, wischte ihre Mutter ihr die Tränen aus dem Gesicht, wie früher, und sah sie prüfend an. »Du bist zu dünn geworden.«
»Komm mir jetzt bloß nicht so«, sagte Maria schniefend und lächelte. Und dann: »Peter hat mir erzählt, was mit Papa passiert ist.«
Ihre Mutter schüttelte energisch den Kopf. »Dein Vater, Maria, mag viele Fehler gemacht haben, aber seinen Glauben hat er nicht verloren, das weiß ich.«
Maria sah, dass ihre Mutter noch etwas hinzufügen wollte, was ihr sehr schwerfiel.
»Schon gut, Mama. Du musst nichts mehr dazu sagen.«
»Nein, hör mir zu. Ich hätte ihn nie zu diesem Candomblé mitnehmen sollen. Er hat nie darüber gesprochen, aber damals ist etwas mit ihm passiert. Aber was es auch war – er war stark genug, sich dagegen zu wehren, und er wird es weiter sein. Du darfst ihn nicht aufgeben, hörst du?«
Maria nickte. Ihre Mutter wandte sich an Peter und reichte ihm die Hand.
»Danke, dass Sie mir meine Tochter zurückgebracht haben, Herr Adam. Franz hat mir berichtet, was Sie durchmachen mussten.«
Maria begrüßte jetzt auch Yoko und Anselmo wie alte Freunde und stellte ihnen Bar-Kleophas vor. Sie sah, wie Anselmo blass wurde, als er dem Sohn von Yeshua Bar-Rabban die Hand gab. Sie merkte auch sofort, dass Yoko und Anselmo etwas bedrückte. Auch Peter wirkte irritiert, die beiden im Kloster zu sehen.
»Was ist los?«, fragte Maria.
Anselmo und Yoko wechselten Blicke.
»Wir sollten eigentlich nicht hier sein«, druckste Anselmo herum.
»Wir haben keine guten Nachrichten«, erklärte Yoko. »Es betrifft deinen Vater.« Sie zögerte, weiterzusprechen. Pater Anselmo half ihr.
»Yoko und ich haben in den letzten beiden Tagen versucht, die Server aufzuspüren, mit denen die ›Träger des Lichts‹ ihre Satelliten steuern.«
»Falls es diese Satelliten überhaupt gibt«, fügte Yoko hinzu. »Bislang konnten wir nämlich keinen Hinweis auf ihre Existenz finden.«
»Sie müssen existieren«, sagte Peter. »Anders ist eine großflächige Aktivierung des DNA-Virus nicht möglich.«
»Wovon redet ihr da überhaupt?«, rief Maria dazwischen.
Peter erklärte ihr kurz seine Vermutung, dass die ›Träger des Lichts‹ Teile der Erdoberfläche aus dem All mit energiereichem blauem Licht bestrahlten, um das tödliche DNA-Virus zu aktivieren.
»Anselmo versucht seit zwei Tagen, diese Satelliten über die Kontrollstationen aufzustöbern und dann umzuprogrammieren.«
»Und was hat
Weitere Kostenlose Bücher