Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
noch! Wo sind Sie?«
»Im Pantheon. Ist Peter Adam bei Ihnen?«
»Ja. Ich meine, beide Peter Adams.«
»Und meine Frau und meine Tochter?«
»Sind ebenfalls hier in Sicherheit. Es geht ihnen gut. Soll ich sie wecken?«
»Nicht nötig. Ich will nur eines wissen: Können Sie sie sicher nach Spitzbergen schaffen?«
Nakashima zögerte.
»… möglicherweise. Fragen Sie das oder ist das eine Frage von Seth?«
Laurenz ging nicht darauf ein.
»Können Sie sie in Sicherheit bringen?«
»Gegenfrage: Kann es denn überhaupt noch irgendwo Sicherheit geben?«
Laurenz hatte die Frage erwartet.
»Wenn Sie sämtliche Amulette hätten, ja. Alle Amulette zusammen würden ausreichend Schutz bieten. Sie könnten mit Ihren Leuten auf Spitzbergen überleben.«
»Was wollen Sie, Laurenz?«
»Peter Adam. Beide. Es will sie haben.«
Er konnte Nakashima atmen hören.
»Wo ist der Tesserakt?«
»Hier bei mir im Pantheon. Glauben Sie mir, er ist für Sie unerreichbar.«
»Und ich nehme an, wenn ich Ihnen die beiden Peter Adams ausliefere, besteht keine Hoffnung mehr, den Tesserakt jemals wieder zu verschließen.«
»Sie hätten alle neun Amulette. Sie könnten die Apokalypse überleben.«
Nakashima schwieg. Atmete nur in den Hörer und dachte offenbar nach.
»Also ein Austausch Leben gegen Leben?«
»Sie waren doch immer ein pragmatisch denkender Mensch.«
»Aber Sie waren einmal Papst.«
»Ich bin es noch. Also, was ist?«
Nakashima räusperte sich.
»Peter Adam und sein Parallel-Ich werden misstrauisch sein.«
»Dann denken Sie sich etwas Überzeugendes aus.«
LX
22. Dezember 2012, Castel Sant’Angelo, Rom
D er letzte Tag der Menschheit zeigte sich grau und zögernd, als wolle er es sich jeden Augenblick noch einmal anderes überlegen. Er hätte auch allen Grund dazu gehabt, denn was Peter vom Dach der Engelsburg aus sah, übertraf seine Albträume der letzten Nacht. Immerhin hatte er ein paar Stunden geschlafen, trotz der katastrophalen Nachrichten. So reagierte sein Körper manchmal auf extremen Stress: mit einem übersteigerten Schlafbedürfnis. Nakashima hatte ihnen einige Zellen im vierten Stock mit jeweils vier Schlafplätzen überlassen. Peter hatte es vorgezogen, sich die Zelle mit Bühler, Pater Anselmo und einem von Nakashimas Technikern zu teilen. Seinem zweiten Ich wich er lieber aus, und dem anderen schien es genauso zu gehen.
Peter wunderte sich nicht, dass Bühlers Schlafplatz bereits leer war, als er erwachte. Der Schweizer wirkte nicht wie ein Mann, der viel Schlaf brauchte. In der kleinen Küche im vierten Stock traf er Yoko Tanaka und Pater Anselmo beim Teekochen. Er hätte lieber einen Kaffee gehabt, aber Kaffee gab es schon lange nicht mehr in Rom. Von Maria und dem anderen Peter war nichts zu sehen. Peter überlegte, ob er an ihre Kammer klopfen, ihr Tee bringen und nachsehen sollte, ob sie mit dem anderen geschlafen hatte. Aber dann war ihm dieser Impuls sofort peinlich. Er zog es vor, alleine zu sein, vielleicht das letzte Mal in diesem Leben, und auf dem Dach ein bisschen frische Luft zu schnappen.
Die Welt wird heute untergehen, und du willst frische Luft schnappen.
Er wunderte sich über die Sturheit, mit der das menschliche Gehirn selbst angesichts größten Grauens an Routinen und Normalität festhielt, um daraus Hoffnung zu schöpfen.
Als er den fünften Stock erreichte, sah er gerade noch, wie Nakashima und Bühler in dem schmalen pompejischen Korridor verschwanden, der um den Schatzsaal herum in die anliegenden Säle führte. Der Anblick beunruhigte ihn irgendwie, dennoch ging er den beiden nicht nach. Zwar misstraute er Nakashima, Bühler jedoch schätzte er als zuverlässig und unkorrumpierbar ein.
Es regnete nicht mehr, als Peter nun also mit einem Becher heißem Tee auf die Terrasse der Engelsburg trat, aber eine dichte Wolkendecke lastete schwer wie eine Glocke über der Ewigen Stadt, als wolle sie sie in Brandgeruch und Leichengestank ersticken.
So viel zum Thema frische Luft.
Rauch von Hunderten kleiner Lagerfeuer quoll über die Dächer und begrenzte die Sicht in alle Richtungen. Dennoch sah Peter genug Verwüstung: ausgebrannte und eingestürzte Häuser wie nach einem Bombenangriff. Gerodete Parks. Die Grünflächen der Villa Borghese, der Vatikanischen Gärten und des Gianicolo-Hügels existierten nicht mehr. Peter sah keinen einzigen Baum, die Überlebenden der Seuche hatten offenbar alles zu Brennholz verarbeitet. Ausgebrannte Autos und Barrikaden blockierten
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