Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
ganze Straßenzüge. Die wenigen Menschen, die sich dahinter verschanzt hatten, versuchten verzweifelt, die Untoten, oder was auch immer sie waren, abzuwehren, von denen sie in Rudeln angegriffen wurden. Auf dem Petersplatz campierten immer noch Hunderttausende. Peter konnte sie singen hören. Der Rest der Stadt, soweit er durch den Dunst aus Rauch und Feuchtigkeit sehen konnte, war menschenleer. Nur hier und da erkannte er kleine Gruppen, die sich eilig auf den Petersplatz zubewegten, immer in der Furcht vor den Untoten, die jederzeit auftauchen konnten.
»Rom war immer die schönste Stadt der Welt für mich.«
Sein älteres Ich trat auf die Terrasse und gesellte sich zu ihm. »Kennst du Rom?«
Peter schüttelte den Kopf. »Nur flüchtig. In meiner Welt hat Nikolas eine Wohnung in der Via Giulia. Aber ich hab ihn da nicht oft besucht.«
Das zweite Ich wirkte überrascht. »In deiner Welt lebt Nikolas in Rom? Und dann auch noch so nobel?«
»Er ist Prälat bei der Glaubenskongregation. Ziemlich große Nummer, glaub ich.«
»Ich fass es nicht!« Das zweite Ich lachte, wurde dann aber gleich wieder ernst. »Entschuldige, aber … der Nikolas, den ich kannte, der in diese Welt gehörte, war ein Killer.«
»Hast du ihn deswegen getötet?«
»Nein. Wir haben die letzten dreißig Jahre zusammen verbracht. Ich glaube, dass Gott ihm vergeben hat. Ich jedenfalls habe ihm vergeben.«
»Und warum hast du ihn dann …?«
»Weil ein Akt des Bösen die einzige Möglichkeit war, aus dem Zustand der Gnade herausgeschleudert zu werden. Nikolas hat sich für mich geopfert. Sein Dämon ist auf mich übergegangen.«
Peter sah sein zweites Ich prüfend an. Er wirkte völlig klar und bei Verstand.
»Dann bist du also sowas Ähnliches wie eine dämonische Zeitbombe?«
Der andere lachte. »Das hat Nikolas kurz vor seinem Tod auch gesagt. … Ja, ich bin eine Gefahr. Nur das Amulett verhindert, dass der Dämon in mir durchbricht.«
Schweigend starrten sie auf die verwüstete Stadt. Peter nippte an seinem Tee.
»Vielleicht haben wir’s ja verdient, dass wir untergehen, was meinst du?«
Der andere schüttelte den Kopf. »Das ist die Apokalypse, aber keine göttliche Strafe.«
»Was macht dich da so sicher?«
»Ich weiß es, glaub mir. Und Maya weiß es auch, wenn sie bei ihnen ist.«
Der Gedanke an Maya schmerzte.
»Wie sieht es da aus? Da, wo sie jetzt ist.«
»Still«, erklärte sein anderes Ich. »Ansonsten ist es die gleiche Welt. Nur wie erstarrt, es gibt keine Bewegung. Aber es gibt die Mh’u. Es ist eine gute Welt. Maya ist nicht allein.« Er straffte sich, wie um eine schmerzvolle Erinnerung abzuschütteln. »Nakashima hat zu einer Lagebesprechung gerufen. Aber ich wollte dich kurz alleine sprechen.« Er sah sich kurz um. »Du weißt, was mit uns los ist, nicht wahr?«
Was mit uns los ist!
»Ja. Ich hab es geträumt.«
»Was hast du geträumt?«
»Maria und ich auf dem Tempelberg in Jerusalem. Wir waren die einzigen Überlebenden. Da hat sie mir gesagt, was mit mir … mit uns los ist. Und jetzt erzählst du mir noch was von deinem Dämon.«
»Und wie denkst du darüber?«
Ja, wie denkst du eigentlich darüber, dass du für das alles verantwortlich bist?
»Warum ausgerechnet wir?«
»Ich weiß es nicht. Nikolas und ich haben es nie herausgefunden.«
»Alles wegen diesem Scheißplan der Mh’u. Zwei Welten, zwei Zwillingspaare, immer alles doppelt, der große Trick, nicht wahr? Die eine Welt kann vor die Hunde gehen, die andere überlebt.«
»Ja.«
Peter schüttelte den Kopf. »Ich will aber nicht sterben, verstehst du? Ich will zurück in meine Welt. Ich will Maya zurückhaben.«
Der andere sah ihn ruhig an. »Lass uns den Tesserakt finden, Peter. Und Seths Amulette. Das ist unsere einzige Chance.«
Als sie in den Schatzsaal eintraten, saßen bereits alle am Tisch. Nakashima, Maria, Sophia Eichner, Pater Anselmo, Urs Bühler und Yoko Tanaka. Peter und sein zweites Ich setzten sich auf die letzten freien Plätze. Peter bemerkte, dass Bühler angespannt wirkte, als habe er eine schlechte Nachricht erhalten. Und er bemerkte auch die Blicke zwischen Maria und seinem zweiten Ich, aus denen ein großer Schmerz sprach und eine Verbindung, die inniger war, als er befürchtet hatte. Marias Augen waren gerötet, als habe sie in der Nacht viel geweint. Dennoch wirkte sie beherrscht, wie jemand, der bereit war, seinem Schicksal ins Auge zu sehen.
»Ich hoffe, Sie konnten sich ein wenig ausruhen«, begann
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