Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
lügen«, sagte Maria in die Stille hinein. »So naiv kann niemand sein. Sie mussten doch wissen, dass Seth sich niemals an diese Vereinbarung halten würde. Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, dass Sie die Vernichtung der halben Weltbevölkerung immer schon geplant hatten, um Ihre ›Neue Weltordnung‹ zu errichten. Sie haben versucht, Seth für Ihre Ziele zu benutzen – und das hat Sie blind gemacht. Sie widern mich an, Mr. Nakashima.«
Nakashima zeigte keinerlei Regung. Er sah Maria nur ruhig an.
»Wir hatten keine Wahl, Schwester Maria. Aber wir hatten noch drei Amulette, und wir hatten auf einmal Sie und Peter Adam. Also haben wir versucht, das Ruder noch einmal herumzureißen. … Aber alles ist schiefgelaufen. Ich würde mir aus Scham sofort selbst das Leben nehmen, wenn ich nicht das Gefühl hätte, vielleicht noch nützlich sein zu können.«
Er verbeugte sich erneut. Steif und wenig überzeugend. Peter fing Marias misstrauischen Blick auf.
»Wie haben Sie das gemacht mit dem Zeitsprung?«, fragte Peters zweites Ich.
»Wir haben eines der Amulette mit einer Boje an einer bestimmten Position im Mittelmeer versenkt und es dann mit einem Laser aktiviert, als die Hikari die Position passierte. Wir dachten, wir wüssten bereits genug über die Amulette, um ihre Effekte auf Raum und Zeit kontrolliert einsetzen zu können. Aber ich habe mich geirrt. Ich kann Sie nur um Verzeihung bitten. Ohne Ihre Botschaft, Schwester Maria, wären wir vielleicht alle schon tot.« Er straffte sich, als wolle er reinen Tisch machen. »Nicolas Flamel ist vor vier Monaten gestorben. An Altersschwäche, was für eine Ironie! Nach den Regularien meiner Organisation bin ich sein Nachfolger. Aber wir sind fast vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten. Seth – oder Franz Laurenz – wird siegen, wenn Sie den Tesserakt nicht verschließen, Mr. Adam.«
»Wo ist Seth jetzt?«, fragte Peter. »Ich meine … Franz Laurenz.«
»Er ist nicht Seth!«, fuhr Maria ihn gereizt an.
»Papst Johannes Paul III. hat sich seit Monaten nicht mehr gezeigt«, erklärte Nakashima. »Wir wissen nicht, wo er sich derzeit aufhält. Im Vatikan jedenfalls nicht, wir haben alles durchsucht.« Er sah Maria und ihre Mutter Sophia an. »Wir wissen nicht, ob er überhaupt noch lebt.«
»Er lebt«, sagte Maria. »Ich weiß es.« Auch Sophia wirkte überraschend gelassen.
Nakashima nickte bloß, als betrachte er dies als Wunschdenken.
»Wo sind die Amulette?«, fragte Peters zweites Ich.
»Nun, zwei dürften in Ihrem Besitz sein. Drei habe ich. Seth hat vier.«
»Und wo sind die?«
»Wie gesagt, wir wissen es nicht. Die Situation ist völlig chaotisch. Und es ist sogar noch schlimmer.« Er öffnete einen Aktenkoffer und holte eine in Leder gebundene Sammlung loser Blätter heraus. »Ich will Ihnen etwas zeigen.« Peter erkannte darunter uralte Pergamente und sogar einige Papyri.
»Das ist das Buch Dzyan. Mit der Geste, es uns so bereitwillig zu überlassen, hat Seth seine Überlegenheit demonstriert.« Vorsichtig zog Nakashima ein mehrfach gefaltetes Leporello aus Feigenblattpapier heraus, das er auf dem Tisch ausbreitete. Peter erkannte farbige, wunderbar erhaltene Maya-Hieroglyphen.
»Das Buch Dzyan enthält unter anderem einen alten Maya-Codex mit dem berühmten Kalender und einigen Kommentaren«, erklärte Nakashima. »Daher wissen wir, dass für die Maya mit dem zweiundzwanzigsten Dezember zweitausendzwölf ein neuer Kalenderzyklus beginnt. Aber auch, dass sie mit dem Ende des aktuellen Zyklus wirklich das Ende der Welt meinten.« Er deutete auf einen Abschnitt des Leporellos. »Laut diesem Kalender soll heute eine Gottheit namens Bolon Yokte’ K’uh erscheinen beziehungsweise zurückkehren, prächtig gekleidet wie ein Herrscher. Und nach allem, was ich in den letzten Jahren gesehen und erlebt habe, weiß ich eines: Das Buch Dzyan hat noch nie gelogen. Morgen, Mr. Adam, wird die Welt untergehen. Irgendetwas wird kommen und die Menschheit auslöschen. Und Sie beide sind die Einzigen, die das verhindern können. Also frage ich Sie noch mal: Wo ist der Tesserakt?«
Peter zögerte kurz, sagte dann aber schließlich: »Auf dem Camposanto Teutonico. Unter der Palme.«
Nakashima griff zum Telefon und gab einige Anweisungen auf Japanisch. Danach herrschte angespannte Stille. Alle starrten nur auf das Telefon.
»Du hast eine Tochter?«, brach der ältere Peter unvermittelt das Schweigen.
Peter nickte. »Maya. Und du?«
Der andere
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