Apocalypsis 3 (DEU): Collector's Pack. Thriller (German Edition)
Laurenz’ Aktenkoffer. »Die Welt braucht mehr Ordnung als Farbe. Eine Haltung, die wir teilen.«
»Allerdings wurde Uccello im Alter so wunderlich, dass ihm nichts mehr gelang und er völlig verarmte«, entgegnete Laurenz.
Santillana lächelte dünn. »Aber Sie wollten bestimmt nicht über Kunst mit mir reden.« Er deutete auf die Sessel. »Bitte.«
Laurenz nahm Platz, bemühte sich, seine rastlosen Hände irgendwie ruhig zu halten, und wartete, bis Santillana zwei Gläser Wasser eingeschenkt hatte. Keiner der beiden rührte die Gläser jedoch an. Die Symbolik war eindeutig: Wer trinken musste, war immer der Schwächere.
Santillana schlug die Beine übereinander und musterte Laurenz. »Ich hätte gewettet, dass Sie tot sind.«
»Enttäuscht?«
»Wer bin ich, die Werke des Herrn zu bewerten!« Santillana schloss für einen kurzen Moment die Augen. »Also, was wollen Sie?«
Laurenz straffte den Rücken und sah dem Prälaten direkt ins Gesicht. »Zunächst Ihre Unterstützung.«
»Unterstützung?« Es klang fast amüsiert. »Wobei?«
»Petrus II. ist tot. Ich werde in Kürze mein Amt als Pontifex zurückfordern.«
Die erste echte Reaktion im Gesicht des Prälaten. Ein fast unmerkliches Zucken um die Augen, eine feine Verwerfung an der Oberfläche nur, wie nach einer Erschütterung in großer Tiefe. Laurenz war sie dennoch nicht entgangen.
»Ich schaffe es auch alleine, aber das kostet Überzeugungsarbeit und Zeit. Zeit habe ich nicht. Hat die Kirche nicht. Also – brauche ich die Unterstützung des Opus Dei.«
Santillana hatte sich wieder im Griff. »Sie sind wahnsinnig, Laurenz«, erwiderte er ruhig, aber mit unüberhörbarer Schärfe. »Sie werfen das höchste Amt der Kirche hin, tauchen unter, kurz darauf liegt der Petersdom in Trümmern, unerklärliche Katastrophen erschüttern die Welt, unser Ordensbruder Kardinal Menendez bringt sich um, der Papst wird zum Mörder, die Kirche steht vor dem Untergang. Und plötzlich tauchen Sie hier auf, erklären mir, der Papst sei tot, und bitten mich um Unterstützung, damit Sie sein Amt wieder an sich reißen können?«
»Danke für die Zusammenfassung, Prälat. Aber ich bitte Sie nicht. Ich erwarte Ihre volle Unterstützung. Und das ist noch nicht alles. Sobald ich offiziell wieder als Papst bestätigt wurde, werden Sie die Vermögensverhältnisse des Opus Dei offenlegen und sämtliche verfügbaren Mittel der Vatikanbank zur Verfügung stellen.«
»Was?« Santillana verlor allmählich die Fassung.
»Sie haben mich verstanden«, sagte Laurenz. »Der Orden kann offiziell bestehen bleiben, allerdings unter meiner Führung als Papst.«
Ein ungewöhnlicher Laut erfüllte den kleinen Salon. Das meckernde, eingerostete Lachen des Spaniers, der nicht mehr an sich halten konnte. »Und wozu brauchen Sie, wenn ich so neugierig fragen darf, das Vermögen des Opus Dei?«
»Falls Sie noch länger zögern, für sieben Milliarden Särge.«
Santillanas Lachen erstarb. »Sie sind wirklich wahnsinnig, Laurenz. Wirklich vollkommen verrückt.« Der Prälat des Opus Dei erhob sich mit einem Räuspern. »Nur fürs Protokoll: Die Antwort ist Nein. Und jetzt werde ich die Polizei verständigen.«
»Bleiben Sie sitzen!«, zischte Laurenz. »Ich bin noch nicht fertig.«
Santillana zögerte.
»Hinsetzen, sage ich.«
Santillana hatte genug. Er wandte sich ab und machte einen Schritt auf die Tür zu. Jedoch kam er nicht weit. Laurenz schoss aus seinem Sessel und verpasste dem Prälaten einen gezielten Faustschlag von hinten auf die Niere. Santillana brach ächzend zusammen und schnappte nach Luft. Laurenz packte ihn unter den Armen und zerrte ihn zurück in den Sessel. Dann griff er sich einen Stuhl und rammte ihn unter die Türklinke.
»Sie haben … keine Chance«, keuchte Santillana unter Schmerzen.
Laurenz beugte sich über ihn. »Ich weiß Bescheid über Sie und den Orden. Und was ich weiß, würde hundert Mal für Ihre Exkommunikation und die Auflösung des Opus reichen. Ich gebe Ihnen eine Chance, dem Herrn unserem Gott und der Welt, die er uns geschenkt hat, wahrhaftig zu dienen, unsere Kirche zu retten und die Mächte der Hölle zurückzuschlagen.«
»Verpiss dich.«
Santillana wollte sich aufrichten, doch Laurenz stieß ihn zurück und ignorierte das heftige Rütteln an der Tür. Er griff nach seinem Aktenkoffer und zog das Amulett mit der Triskele heraus, das Peter Adam ihm vier Tage zuvor zusammen mit der Übersetzung des Buches Dzyan zugesteckt hatte. Er
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