Apocalypsis 3.05 (DEU): Kleophas. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Kirchenraumes vor. Maria tastete die Wände im Vorbeigehen mit den Fingern ab, um eingeritzte Symbole oder Zeichen zu entdecken. Aber auch nach zwei Stunden intensiver Suche waren sie bis auf verschiedene Abbildungen des Tatzenkreuzes der Templer immer noch nicht auf einen Hinweis gestoßen.
»Nur die Ruhe«, sagte Maria, mehr zu sich selbst. »Ich bin sicher, dass es einen Hinweis gibt. Womöglich liegt er direkt vor unserer Nase und wir sehen ihn bloß nicht.«
Allmählich füllte sich die Kirche mit Pilgern und Touristen. Maria registrierte, dass ein alter Mann, Kleidung und Kippa nach ein jüdischer Dorfbewohner, sie schon eine Weile beobachtete. Als der Mann sah, dass sie ihn bemerkt hatte, wandte er sich ab und verließ die Kirche. Maria eilte ihm hinterher, aber als sie aus der Kirche trat, war der Mann nicht mehr zu sehen.
»Was war?«, fragte Don Luigi hinter ihr.
»Nichts. Nur so ein Impuls.«
»Machen wir weiter?«
»Nein, wir warten«, sagte Maria entschieden.
»Worauf?«
»Ich weiß es nicht! Wir warten einfach, okay?«
Don Luigi zuckte mit den Achseln. »Sie sind der Boss, Schwester.«
Unweit der Kirche lag eines der unzähligen Humus-Lokale. Maria und Don Luigi kehrten dort ein und bestellten Tee und einen Teller mit gemischten Vorspeisen. Die ganze Zeit über ließ Maria keinen Blick von der Kirche.
»Es ist da irgendwo«, murmelte sie. »Ich weiß es.«
Ein Gedanke ging ihr nicht aus dem Kopf. Nachdenklich und schweigend beendete sie ihr Essen.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, hier auf mich zu warten?«, wandte sie sich nach einer Weile wieder an Don Luigi.
Der ehemalige Papst schüttelte den Kopf. »Was haben Sie vor?«
»Ist nur so eine Idee.«
»Und dazu müssen Sie alleine sein?«
»Tun Sie mir einfach den Gefallen und warten hier auf mich, ja? Bitte.«
Don Luigi nickte seufzend. Maria ließ ihm etwas Geld da und ging zurück zur Kirche. Sie setzte sich in eine der vorderen Bänke, griff nach ihrem Amulett und begann stumm den Rosenkranz zu beten. Die Zeit verging klickend mit jeder Perle des Amuletts, mit jedem Gebet. Pilger kamen, machten Fotos, gingen wieder. Eine amerikanische Touristin sang ein frommes Lied. Maria achtete nicht darauf, ließ nur Perle für Perle durch ihre Finger gleiten.
Bis jemand neben ihr Platz nahm. Maria wandte sich ein wenig um und erkannte den alten jüdischen Mann von vorhin wieder. Er sah sie nicht an, blickte nur geradeaus auf den Altar.
»Eine schöne Kirche«, sagte Maria auf Englisch.
»Ja, das ist sie.«
»Kommen Sie aus dem Ort?«
»Ich wohne hier schon mein ganzes Leben.«
Maria nickte, als wisse sie das längst. »Und kommen Sie oft hierher? »
»Ja. Praktisch jeden Tag.«
»Aber Sie sind doch jüdisch.«
Der Alte lachte. »Na und? Dies war nicht immer eine katholische Kirche. Aber Sie, Schwester, Sie sind auch nicht nur zum Beten hier. Was tun Sie hier? Sie und dieser Priester da drüben bei Abu Shukri, der aussieht wie aus einem schlechten Mafiafilm. Was suchen Sie hier?«
Maria wandte sich dem Alten zu. Gebräuntes, runzeliges Gesicht. Aber es waren seine Augen, die sein wahres Alter verrieten. Lebendige, aber ungewöhnlich helle Augen, wie unter der Last einer Ewigkeit ausgeblichen.
»Ich suche Sie , Mr. Kohn.«
Der Alte seufzte.
»Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
Maria schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.« Sie zog das Amulett aus der Tasche und reichte es dem Mann. Der Alte schwieg. Blickte Maria prüfend an, als versuche er sich zu erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Schließlich überwand er sich seufzend, nahm das Amulett entgegen und betrachtete es wie einen verlorenen Gegenstand, der nach langer Zeit wieder zu ihm zurückkehrte.
»Sie sehen ihr ähnlich«, sagte er leise.
»Wem?«
»Maria. Meiner Mutter.«
Maria starrte ihn an. Der Alte lächelte jetzt breit. »Das war ein Kompliment, Schwester. Kein Grund, sich zu erschrecken.« Er reichte Maria das Amulett zurück. »Ich habe viele Namen gehabt in meinem Leben. Kohn heiße ich schon lange nicht mehr. Die Leute hier in Abu Ghosh nennen mich Shimon Bar-Kleophas. Der Sohn des Kleophas. Aber auch das stimmt nicht. Denn mein wahrer Name ist Shimon Bar Rabban. Der Sohn von Yeshua Bar Rabban.«
XXVI
24. August 2013, Athos, Griechenland
T raue niemandem.
Hatte sie gesagt. Sie hatte es schließlich gesagt.
Das Rot wich der Dunkelheit. In der Dunkelheit war Leben, Bewegung, Räuspern und Nervosität. Aber in der Dunkelheit war auch
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