Apocalypsis Collector's Pack Deutsch - Webnovel: Apocalypsis Collector's Pack Deutsch
jedoch zu einem milchigen Himmelblau. Als ahme es den Himmel nach. Nie zuvor hatte Maria ein derartiges Blau gesehen. Für Steine erschienen ihr die Perlen zu leicht. Aus bemaltem Holz waren sie auch nicht. Was war das für ein Material? Bei dem Faden, an dem die Perlen aufgereiht waren, handelte es sich um Seide, vermutete Maria. Sie fragte sich allerdings, ob Seide beständig genug war, um Jahrhunderte zu überdauern. Vielleicht war das ganze Amulett aber über die Jahre immer wieder neu aufgefädelt worden.
Auch das Medaillon war sorgfältig gearbeitet, die Gravur des Kupfer-Licht-Symbols wirkte so präzise wie von einem Laser. Genauso die fremdartigen Schriftzeichen, die es einrahmten und den Rand des Medaillons zierten. Die Hieroglyphe auf der Rückseite jedoch wirkte sehr viel ungleichmäßiger und schien nachträglich eingeritzt worden zu sein. Als habe der unbekannte ägyptische Künstler in großer Eile einen Fluch bannen wollen.
Maria beschloss jedoch, sich von dem Amulett nicht mehr ins Bockshorn jagen zu lassen und setzte ihre Untersuchung fort.
»Sprich zu mir!«, flüsterte sie ihm zu. »Was bist du?«
Das Amulett schwieg und leuchtete nur milde im Mittagslicht. Maria legte das Relikt aufs Bett neben den Rosenkranz. Erst in diesem Augenblick fiel ihr das völlig Offensichtliche auf. Maria stieß einen bestürzten Laut aus, als sie die frappierende Ähnlichkeit zwischen dem Amulett und dem Rosenkranz erkannte. Beide Gegenstände wirkten auf dem weißen Laken wie Geschwister, die sich nach langer Trennung wiedergefunden hatten. Zwei verbundene Perlenschnüre, die eine mit einem Kreuz, die andere mit einem kreisrunden Medaillon am Ende. Sogar die Größe der Perlen stimmte überein. Was ein Zufall sein musste, da es Rosenkränzen in hunderterlei Ausführungen gab.
Rasch zählte Maria die Perlen des Amuletts nach. Vierundfünfzig. Fünf weniger als beim Rosenkranz. Warum vierundfünfzig? Waren einige Perlen über die Jahrhunderte verloren gegangen oder bedeutete die Anzahl der Perlen schlicht gar nichts? Daran glaubte Maria nicht. Sie war mit einem Mal überzeugt, dass nichts an dem Amulett zufällig war. Um was auch immer es sich dabei handelte, sein Schöpfer musste genau gewusst haben, was er tat. Also warum vierundfünfzig? Maria erinnerte sich, was Don Luigi einmal über die Vorliebe von Dämonen und Templern für Zahlenmagie erzählt hatte, und bildete im Kopf die Quersumme von vierundfünfzig. Sie ergab neun – ausgerechnet die Zahl der Templer. Zufall? Maria wischte den Gedanken beiseite. Vierundfünfzig Perlen. Der Unterschied zum Rosenkranz bestand darin, dass die etwas größeren Perlen für die Vaterunser fehlten. Vierundfünfzig gleich große Perlen. Maria staunte erneut, wie exakt gleich groß sie tatsächlich waren und wäre jede Wette eingegangen, dass sie alle auch bis aufs Mikrogramm das Gleiche wogen. Das Amulett strahlte Symmetrie und Strenge aus, Rhythmus und Gleichförmigkeit. Und wirkte dennoch erhaben milde. Es wirkte wie …
»...ein Gebet!«, rief Maria verblüfft aus. Sie verstand jetzt, dass fünf Perlen gar keinen Unterschied machten. Man konnte das Amulett ebenso beten wie einen Rosenkranz. Es schien geradezu darauf zu warten.
Maria atmete tief durch und überlegte, ob sie das wirklich tun sollte. Mit einem rätselhaften okkulten Gegenstand den Rosenkranz zu beten erschien ihr wie ungeheure Blasphemie. Auf der anderen Seite hatten sie das Amulett in der Wohnung des Papstes gefunden. Und falls das Amulett dennoch ein Tor zur Hölle sein sollte, dann wäre nichts geeigneter, es verschlossen zu halten, als Gebete.
Maria nahm das Amulett, sammelte sich einen Moment und kniete sich dann vor das Bett. Sie hielt das blaue Relikt nun in beiden Händen wie ihren Rosenkranz. Wie sonst mit dem Kreuz begann sie mit dem Medaillon und betete das apostolische Glaubensbekenntnis.
»Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische
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