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Apocalyptica

Apocalyptica

Titel: Apocalyptica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Graute
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Spitze ihrer Truppen als erste in die Ewige Stadt einzureiten. Sie hatte ihr Prunkornat gegen eine einfache, mattschwarze Rüstung eingetauscht, die ihren immer noch durchtrainierten Körper betonte. Der Rappe, auf dem sie den weiten Weg aus Nürnberg bis nach Roma geritten war, spie weißen Schaum. Sein Körper war ebenso in mattschwarze Panzerplatten gehüllt wie der seiner Herrin, und er tänzelte nervös, als sie die monumentalen Tore zur Stadt durchquerten. Direkt hinter der majestätischen Gestalt der Em ritt Equester von Tübingen, dicht gefolgt von einer Hundertschaft schwergepanzerter Kavallerie.
    Mit grimmiger Genugtuung nahm Em Susat zur Kenntnis, dass ihr Plan aufgegangen zu sein schien. Keiner hielt sie auf. Ungehindert konnten sie den gesamten Weg bis zum Lateran reiten. Die Templer, die nicht in Panik geflohen waren, konnten sich nicht einigen, wie in einem solchen noch nie da gewesenen Fall zu verfahren sei. Nie zuvor hatte es eine Invasion durch eigene Truppen gegeben, und die Übermacht war zudem so eindeutig, dass es glatter Selbstmord gewesen wäre, sich den Gabrieliten in den Weg zu stellen. Die Zivilbevölkerung zog ihre Konsequenzen und verbarrikadierte sich in ihren Häusern. Einige Schaulustige hatten sich auf Balkone und Balustraden zurückgezogen, um das Schauspiel aus sicherer Entfernung zu verfolgen. Der Em war es recht. Es lag ihr nichts daran, Zivilisten zu quälen. Im Gegenteil, wenn sie blieben, wo sie waren, würde ihnen kein Leid geschehen. Ihr Ziel war ein anderes.
    Als sie die Nova Insula erreichten, auf der sich der Lateran befand, war die Insel hermetisch abgeriegelt. Alle Brücken waren ein- oder hochgezogen, und aus versteckten Öffnungen in den Wehranlagen waren allerhand Waffen auf den kleinen Trupp gerichtet, der sich von der Hauptstreitmacht gelöst hatte. Eine beklemmende Stille lag über der Szenerie. Nur das vereinzelte Schnauben eines Pferdes durchbrach die angespannte Stimmung. Langsam beugte sich die Em im Sattel vor und förderte aus ihren Satteltaschen ein kleines Siegel zu Tage, das sie kurz darauf für alle gut sichtbar an der ausgestreckten Linken weit über den Kopf hielt. „Ich will mit dem Wachhabenden sprechen. Ich bin Em Susat von Nürnberg, Herrin von Gabrielsland und Ordensoberhaupt der Gabrieliten. Ebnet mir den Weg.“
    Equester von Tübingens Blick richtete sich nach oben, wo auf zahllosen Vorsprüngen an Türmen und Häuserwänden gabrielitische Engel darauf warteten, auf einen Wink ihrer Herrin über die Templer im Inneren des Laterans herzufallen. Er hoffte, dass es soweit nicht kommen musste. Wenn alle taten, was sie sollten, dann könnte all das hier unblutig von statten gehen.
    Immer noch geschah nichts. Dann, nach scheinbar unendlichen Minuten des Wartens, zeigte sich auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, der die beiden Parteien trennte, eine Gestalt. Sie war mit bloßem Auge auf die Entfernung nur schwer zu erkennen, doch der goldene Brustpanzer und der flammendrote Umhang waren ein klares Zeichen, dass es sich um ein Mitglied der Leibgarde des Laterans handeln musste, vermutlich der wachhabende Magister-Armatura. Em Susat ließ langsam ihr Amtssiegel sinken, das sie die ganze Zeit über stoisch in die Höhe gehalten hatte.
    „Was ist Euer Begehr, hochehrwürdige Mutter? Was bringt Euch dazu, den heiligen Frieden zu brechen und mit Waffengewalt in die Ewige Stadt einzudringen?“ Die Stimme des Magister-Armatura drang nur wie ein kalter Windhauch in die Ohren der Gabrieliten am diesseitigen Ufer, obwohl er sich sicher Mühe gab, so laut und verständlich wie möglich zu klingen. Die Em hingegen schien keinerlei Anstalten zu machen, diese barbarische Art der Konversation mitzumachen und winkte Equester von Tübingen zu sich, der an ihrer Statt Antwort gab. „Die hochehrwürdige Em Susat zu Nürnberg wünscht, in den Lateran vorgelassen zu werden, um mit Seiner Heiligkeit, Pontifex Maximus Petrus Secundus, und dem hochehrwürdigen Konsistorium zu sprechen.“ Der Kustos der Gabrieliten hoffte, dass seine Stimme genauso weit trug wie die des Magisters auf der anderen Uferseite.
    Wie zur Bestätigung seiner Gedanken folgte die Antwort auf dem Fuße. „Warum hält der Orden der Gabrieliten sich nicht an das vorgeschriebene Protokoll, wenn es nur um eine Audienz geht?“ Trotz der großen Entfernung zwischen den beiden Parteien glaubte Equester, einen lauernden Unterton in der Stimme des Magister-Armatura zu hören. Wer konnte es ihm

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