Apocalyptica
Besuch vorbereitet. Hattet Ihr eine angenehme Reise?“ Zu Gemmingen durchquerte den Raum wie ein jovialer Diener und reichte der Em schließlich die Hand, damit sie ihm ihre Unterwerfung bekunden konnte, indem sie seinen Amtsring küsste.
Die resolute Frau jedoch dachte nicht daran, ihrem Gegenüber den Gefallen zu tun und konterte: „Ich nehme an, euer Magister-Armatura hat eine undeutliche Aussprache, werter Freund, hatte ich doch gesagt, er möge das Konsistorium und Seine Heiligkeit herbitten. Sicher haben sie sich doch nur verspätet, Eure hochehrwürdige Eminenz, nicht wahr?“
Für einen Augenblick schien die Fassade in zu Gemmingens Gesicht zu bröckeln. Während er die verschmähte Hand langsam sinken ließ, bohrte sich sein Blick in den der Em. „Seine Heiligkeit ist unpässlich und kann nicht erscheinen, das restliche Konsistorium hat mit wichtigen Staatsgeschäften zu tun und ist daher unabkömmlich, daher werdet Ihr mit meiner Wenigkeit vorliebnehmen müssen, meine Teure. Wir befinden uns im Krieg. Habt Ihr denn die Botschaft Seiner Heiligkeit nicht erhalten?“
Em Susat überlegte, ob sie sich auf das Spiel einlassen oder ihr Gegenüber gleich mit einem gezielten Haken in die Bewusstlosigkeit schicken sollte. Sie hatte weder Zeit noch Lust, sich auf einen so unwürdigen Schlagabtausch einzulassen.
„Hütet Eure Zunge, zu Gemmingen, oder ich mache Euch dasselbe Angebot wie eben Eurem Vasallen. Ich beschuldige Euch, den Rest des Konsistoriums und Seine Heiligkeit des Hochverrats. Ihr habt willentlich und wissentlich gegen die Gebote unseres Herrn verstoßen, indem ihr den Mord an unschuldigen Kindern befahlt. Auf ein solches Verbrechen steht die Todesstrafe.“ Die Stimme der Em war im Laufe ihrer Ausführungen immer leiser und drohender geworden, doch das schien auf zu Gemmingen einen größeren Effekt zu haben, als hätte sie geschrien.
„Das ist lächerlich, hochehrwürdige Em. Schlicht absurd. Die Entscheidungen Seiner Heiligkeit sind durch und durch ehrbar und von Gott gew...“
Der plötzliche Tumult von hinter den beiden Streitenden unterbrach zu Gemmingen. Die Tür flog auf, und eine Reihe von Gabrielis-Templern führte die völlig verdatterten und eingeschüchterten Mitglieder des Konsistoriums in den Saal.
Zu Gemmingen, der zunächst in Richtung des Portals herumgekreiselt war, wirbelte nun wieder zurück zur Em. „Was erlaubt Ihr Euch?“
„Wie gesagt, Eure hochehrwürdige Eminenz, ich klage das Konsistorium und Seine Heiligkeit an, da wäre es doch unangebracht, wenn Ihre Eminenzen nichts davon erführen, meint Ihr nicht auch?“
Der Aufruhr im Kongregationssaal tobte eine Weile, ehe die Em dem Treiben mit kräftiger Stimme und dem Aufgebot ihrer Garde ein Ende setzte. „Silentium!“
Eingeschüchtert verstummten die Mitglieder des Konsistoriums.
„Werte, hochehrwürdige Eminenzen“, begann Susat, und ihre Stimme klang frei von Hohn oder Polemik, „wie ich bereits eurem Kollegen, dem hochehrwürdigen Kardinal Johannes zu Gemmingen, andeutete, handelt es sich bei meinem Hiersein nicht um einen Höflichkeitsbesuch, sondern um ein Anliegen von höchster Brisanz. Ich klage euch und Seine Heiligkeit des Hochverrats an. Zur Untermauerung meiner Anklage halte ich dieses von euch gesiegelte und von Seiner Heiligkeit abgezeichnete Schriftstück in Händen.“ Die Em hob bedeutungsschwanger eine Schriftrolle mit zahlreichen Siegeln der Angelitischen Kirche in die Höhe und hielt es den verstört wirkenden Ratsmitgliedern hin. „Meine Absicht, in diesen Hallen Recht zu sprechen, ist durch den heiligen Erzengel Gabriel legitimiert. Zur Sicherung der Unversehrtheit meiner Person habe ich meine Truppen angewiesen, jegliche bewaffnete Gegenwehr durch römische Truppen mit dem Tode zu ahnden, solange dieser Prozess andauert. Ich stelle die Ewige Stadt unter Kriegsrecht, bis der Fall abschließend geklärt ist.“
Sofort brandete wieder ein Wortschwall aus zahllosen Kehlen durch die Halle, aus dem sich nur langsam eine einzelne Stimme herausschälte.
„Ihr habt kein Recht, so etwas zu tun, dafür gibt es keinen Präzedenzfall, hochehrwürdige Em. Die Mitglieder der Congregatio Fidei sind unantastbar.“ Die Stimme gehörte Kardinal Nullo, der eingefallen und zerbrechlich in seinem Rollstuhl saß.
„Verzeiht, hochehrwürdiger Nullo“, entgegnete die Em gespreizt, „Ihr mögt recht haben, doch handelt es sich um besondere Umstände, bei denen die Dogmen selbst verletzt wurden und
Weitere Kostenlose Bücher