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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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die Küche und versuchte, sich ein schnelles, einfaches Essen zuzubereiten. Er schaffte es ohne nennenswerte Zwischenfälle.
    Er trug eine Reihe Polster und Kissen ins Bad, lehnte die Tür an und las, während er in voller Kleidung am Boden lag, die Bücher. Die weniger interessanten Stellen überflog er, die Fakten studierte er intensiver. Langsam und ereignislos verging die Zeit. Gegen Mitternacht schaltete er das Licht aus, verließ sich auf sein Glück und schlief ein.
    Er wachte gegen neun Uhr auf und sah in den Spiegel.
    »Ich muß jede Sekunde fliehen können!« sagte er sich.
    Jetzt war auch die Nacht nicht mehr seine Gehilfin. Sie verbarg ihn vielleicht in weglosem Gelände, aber nicht dort, wo es Menschen und Lichter gab. Also konnte er sich nur am Tag frei bewegen.
    Er rasierte sich und sah nach dem Datum.
    Am hundertneunundzwanzigsten Tag dieses Jahres war er an Land gegangen. Fünf Tage waren verstrichen. Heute schrieb und zählte man den hundertvierunddreißigsten Tag. Es gab keine andere Einteilung mehr, keine Namen für Wochen- oder Sonntage, keine Monatsbezeichnungen. Er mußte also am hundertvierundvierzigsten Tag wieder im Wasser sein und dem geheimen Treffpunkt entgegenschwimmen.
    Diesen sechsten Tag, die darauffolgende Nacht und den nächsten Vormittag verbrachte er unruhig, aber ungestört, in Konna Panders Wohnung. Er las alles über die Rohstoffe, die Energieerzeugung, die Raumschiffe und die spärliche Raumflotte des Planeten.
    Er entdeckte auch eine Karte, auf der ein zweiter kleiner Hafen eingezeichnet war. Endstation einer Stichlinie der Magnetkissenbahn, weniger geschlossen angelegt, mit sicheren Verstecken. Das war das Ziel seines letzten Tages.
    Er griff gerade nach einem schmalen Buch, das auf dem Rücken den Titel Maximen des Langzeitprogramms trug, als der Kommunikator wütend aufsummte.
    Stapen Crau zuckte zusammen, ließ das Buch fallen und sah sich wie gehetzt um. Wieder ertönte das Signal.
    »Wer ist das?« flüsterte er heiser.
    Er fühlte sich plötzlich in der Falle.

 
6.
     
    Gerüchte sind schneller als das Licht und bewegen sich auf irrealen Bahnen. Die wenigen Kontakte, die Händlerschiffe mit den Bewohnern dieses Planeten hatten, genügten, um ein Gerücht entstehen zu lassen, das mit der Entfernung von Cythera Minor Nova immer dichter wurde. Man raunte sich zu, daß es den Planetariern besser ginge als je zuvor. Das war nicht einmal falsch. Man staunte über die seltsamen Musterungen der Gesichter und Körper, aber fand keine Erklärung. Die hermetisch geschlossenen Grenzen des Planeten vergrößerten das Geheimnis noch. Für die Männer von Baudelaire mußte der Zustand unerträglich, zumindest aber sehr voller Fragen sein. Wie hatten es die Strahlungsgeschädigten Nachkommen geschafft? Wie groß waren die Verwüstungen der Apokalypse wirklich? Rüsteten die Leute von Cythera eine Flotte, um den Planeten Baudelaire zu überfallen und Rache zu nehmen für den Tag Null? Was geschah dort hinter dem Strahlenvorhang der angereicherten Purpuratmosphäre? Wie viele Menschen gab es eigentlich?
    Neugierde also und das schlechte Gewissen hatten die Männer dazu gebracht, Stapen als Spion abzusetzen. Er wünschte sich jetzt, sie würden alles verdrängt haben und die Lösung dieser Fragen ebenfalls ihren Nachkommen überlassen. Aber da war dieses Buch. Langzeitprogramm?
    Das konnte viel und alles bedeuten. Wieder summte das Gerät auf. Es klang noch dringender, noch fordernder.
    Beim zehnten Signal hielt es Stapen nicht mehr aus. Er ging langsam auf den Bildschirm zu und streckte die Hand aus. Das elftemal.
    Das zwölftemal ... dreizehnte ... vierzehnte ...
    »Verdammt seid ihr alle!« murmelte er und schaltete den Antwortknopf ein. Ein fremdes Frauengesicht starrte ihm entgegen. Nein, nicht völlig fremd. Er hatte gestern ihr Gesicht in die Nachrichtensendung eingeblendet gesehen.
    »Ich bin Digen. Was tun Sie in Konnas Wohnung?« rief sie erschrocken.
    Schlagartig begriff er. Sie hatte versucht, ihre Trauer zu überwinden, indem sie eine Handlung ausführte, von der sie glauben müßte, sie hülfe ihr. Aus diesem Grund hatte sie die vertraute Nummer angewählt und sicher mit keiner Antwort gerechnet.
    »Ich versuche, irgendwelche Spuren zu finden!« sagte er.
    Über ihr Gesicht mit dem aparten Muster huschte der Ausdruck des Verstehens.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen!« sagte sie.
    »Ich glaube nicht. Ich suche gerade in den Büchern. Vielleicht entdecke ich Hinweise

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