Apokalypse auf Cythera
er und atmete schwer.
Sie mußte inzwischen alles wissen. Sie war alles andere als dumm, und sämtliche Daten paßten genau zusammen. Konna Pander, sein angeblicher Freund, der Mord und sein seltsamer Abschied. Und auch die fehlende Mutation der Haut. Sie wußte genau, wer er war und was er war. Und wenn sie der Polizei ihre Mitteilung machte, hatten sie auch sein Aussehen und übergenug Fingerabdrücke aus ihrer Wohnung. Er hatte sich ausgeliefert, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihn haben würden.
Dann gewann die vernünftige Überlegung die Oberhand. Entweder hatte Adagia Rouah sofort nach Bekanntwerden des Mordes gemerkt, was mit ihm nicht stimmte. In diesem Fall hätte er das aus den letzten Nachrichten, die er verfolgt hatte, deutlich heraushören müssen. Sie schwieg also. Warum schwieg sie? Wollte sie, vielleicht zusammen mit Digen, ihn in eigener Regie zur Strecke bringen?
»Ich muß es erfahren!« sagte er sich.
Über ihm leuchteten fahlrot die Sterne durch den Schleier der Atmosphäre. In der Ferne startete ein Handelsraumer mit Exportgütern des Planeten. Die gesamte Welt litt unter den Folgen der Apokalypse, nur ein Kontinent war zum Teil verschont geblieben, und am Rand dieses Kontinents saß er, Stapen Crau 36, ein Ausgestoßener, ein Mörder. Vor sich den Ozean mit seinen mutierten Fischen und Gewächsen, hinter sich fünf Millionen Menschen, die ihn suchten.
Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf, legte sich wieder in die Mulde aus Sand, die noch etwas seiner Körperwärme ausstrahlte, und dachte nach. Morgen würde er versuchen, sich die noch ausstehenden Informationen zu suchen.
Vorsichtig näherte er sich der Endstation der Stichlinie.
Es war später Vormittag. Niemand hatte ihn bisher entdeckt oder verfolgt. Seine Tasche war im Sand vergraben; er hoffte, keine sichtbaren Spuren hinterlassen zu haben. Er fühlte sich ausgeschlafen, und das helle Sonnenlicht trug dazu bei, daß er sich sicherer gab, als es seiner inneren Stimmung entsprach.
Er blieb stehen, als er eine ungewöhnliche Formation von Menschen vor und unter sich sah.
»Rufer Exaspere hat diesmal richtig geschaltet!« flüsterte Stapen.
Er sah auf den freien Platz des Bahnsteigs hinunter. Dort stand eine Kette von Männern in unauffälligen Uniformen. Sie sperrten die gesamte Breite des Bahnsteigs ab und ließen nur die Menschen durch, die ihre Karte vorwiesen. Jeder, der keine Karte bei sich hatte, wurde abgewiesen und von einer Gruppe anderer Männer in Empfang genommen.
Natürlich suchten sie nach einer Karte, in die der Name Konna Pander eingraviert war.
Stapen lächelte leicht. Das war durchsichtig. Aber ebenso stand für ihn fest, daß er diesen Kordon nicht durchbrechen konnte, ohne sich zu demaskieren. Er trat langsam von der Stufe zurück und drehte den Kopf. Dabei geriet er in das Blickfeld eines Polizisten, der dreißig Meter schräg unter ihm stand und gerade einen Mann zu der anderen Gruppe hinüberschickte. Eine halbe Sekunde lang trafen sich die Blicke der beiden Männer.
Es war der Polizist, der Vater des Kindes, das ihn um die Zeit gefragt hatte. Stapen erschrak und machte eine hastige Bewegung, dann wandte er sich vollends ab und ging zurück. Hinter ihm brüllte jemand.
»Sie dort oben! Heller Lederanzug! Bleiben Sie bitte stehen.«
Stapen tat so, als habe er nichts gehört und als gelte der Ruf nicht ihm. Er ging zielstrebig auf eine Baumgruppe neben dem Fußgängerweg zu. In diesem Augenblick entließ ein Lift eine Gruppe von etwa zwanzig Personen aus einem tiefergelegenen Bauwerk. Sie schoben sich zwischen ihn und seinen Verfolger. Stapen ging schnell weiter. Alle seine Muskeln spannten sich. Er erreichte die Baumstämme, machte drei weitere Schritte und sah sich um.
Niemand starrte in seine Richtung, aber am oberen Teil der Treppe gab es einige Verwirrung.
Stapen schnellte sich weiter in die Deckung hinein, winkelte die Arme an und begann zu rennen. Die nächsten zweihundert Meter legte er in nicht ganz dreißig Sekunden zurück, dann befand er sich wieder in der vertrauten Umgebung des Waldes. Der Chef der Sicherheitsabteilung schien richtig zu denken – er sperrte sämtliche Ausgänge dieses Kontinents ab. Wenn ein Agent mit dem Raumschiff zu fliehen versuchte, würde er es vom Wasser aus tun. Eine richtige Überlegung. Stapen lief einen Kilometer weit, dann schlug er einen Haken und lief parallel zur Bahnlinie.
Eine Stunde verging, dann hatte er den Rand des Waldes
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