Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
ebenfalls und blieb dicht vor Rufer Exaspere stehen.
    »Finden Sie ihn!« sagte sie drängend. »Schnell!«
    Rufer verbeugte sich steif und heftete den Blick seiner ruhelosen Augen auf sie.
    »Wir geben uns größte Mühe, Digen Ancyle!« entgegnete er.
    Er ließ sich von ihr zur Tür begleiten, drückte ihre Hand und ging hinaus. Sie starrte eine Weile hinter ihm her in den leeren Korridor, dann schloß sie die Tür und kehrte zurück in den Wohnraum.
    Sie setzte sich schwer in einen Sessel, drehte ihn herum und sah hinaus, durch die riesige Scheibe, in die dunkle, ebene Wildnis der aufgeforsteten Zone rund um die Stadt. Irgendwo dort draußen, im Niemandsland aus glasiertem Stein und erodierten Felsen, aus schmalen Wasserläufen und ersten, zaghaft sich ausbreitenden Moosen, versteckte sich der Mörder, der ihre Zukunft gestohlen hatte.
    Digen merkte nicht, daß sie lautlos zu weinen begann.
     
    Vorsichtig schritt Stapen auf den Lift zu, der neben dem wirklichen Eingang zu Konnas Apartment lag. Die sicherste Methode, aus Fehlern zu lernen, sagte er sich, war, sich keineswegs zu gestatten, sie ein zweitesmal zu begehen. Er durfte sich nicht einmal der zufälligen Entdeckung aussetzen, so wie heute in den Morgenstunden in jenem Hotelfoyer.
    Die Kopter der Polizei waren verschwunden.
    »Ich rechne, damit, daß sie in der Aufspürung von Verbrechern keine besonders große Übung haben«, sagte er sich.
    Er betrat den Lift, fuhr auf die betreffende Ebene und ging langsam, die Hand am Kolben der versteckten Waffe, in die Richtung der Tür, die zu Konnas Apartment führte. Nirgendwo war eine Wache zu sehen. Auch glaubte Stapen keine versteckten Geräte hier angebracht. Die Wachen hielten sicher den Versuch, sich hier zu verbergen, für außerhalb jeder Vorstellung.
    Es war die Zeit, da alle Stadtbewohner offensichtlich in ihren Wohnungen waren. Stapen erreichte die Tür, lehnte sich dagegen und fühlte, wie sie aufging. Also doch! Er hatte zu zwei Drittel damit gerechnet, daß die Sicherheitsleute die Tür gewaltsam geöffnet und nicht wieder verschlossen hatten. Das Türblatt schob sich leise summend in die Decke und nahm sofort die Abwärtsbewegung wieder auf. Leise und mit dem Rücken an der Wand, die Waffe in den Fingern, ging Stapen geradeaus. Er betrat einen Raum, der fast völlig dunkel war. Niemand war hier. Von Adagias Wohnung her kannte er den ungefähren Grundriß. Nacheinander zog und schob er sämtliche Türen und Vorhänge auf und blickte in jeden der umgebenden Räume hinein.
    »Ich bin also allein!« murmelte er.
    Er stellte seine Tasche ab und überlegte, was er als nächstes tun konnte. Er blickte zum Fenster hinaus und sah, daß etwa zehn Meter unter ihm die neue aufgeforstete Zone lag. Neu aufgeforstet bedeutete in diesem Fall, daß dieser Teil des Waldes rund ein halbes Jahrhundert alt war, daß dessen Alter abnahm, je weiter man sich von der Stadt entfernte.
    Stapen sicherte sich eine Fluchtmöglichkeit. Das war das erste, was er tat. Er suchte in der dunklen Wohnung herum und fand in einer Kammer ein Tau, zweifellos ein Stück aus Konna Panders Ausrüstung. Er trug es bis zur Tür der Terrasse, schlang es um eine stählerne Strebe und ließ dann die Taurolle neben der Brüstung liegen. Innerhalb von Sekunden konnte er sich an diesem Tau heruntergleiten lassen.
    Dann ging er zurück zur Tür, lockerte hinter der Abdeckplatte eine Verbindung und schloß sie neu an. Dann drückte er auf ein paar Knöpfe und verriegelte die Tür. Jeder, der jetzt versuchte, die Tür zu öffnen, würde das Signal auslösen. Er schaltete kein Licht ein, aber er schleppte den kleinen Zweitempfänger ins Bad, schloß die Tür und schaltete ihn ein.
    Nach etwa drei Minuten wurde die laufende Sendung unterbrochen, und eine Zusammenfassung aller Ereignisse um Konna Panders Tod folgte.
    Stapen hörte gebannt zu.
    Eine Stunde später wußte er, daß er zum Teil recht gehabt hatte. Die Behörden waren auf viele Dinge vorbereitet, aber nicht darauf, inmitten von fünf Millionen Menschen einen getarnten Mörder zu suchen. Sie hatten sämtliche Spuren, die er hinterlassen hatte, exakt ausgewertet, aber sie würden ihn schwerlich finden.
    Er schaltete das Gerät aus, trug es wieder zurück und sah auf die Uhr.
    »Kann ich auch am Tag hier bleiben?« murmelte er.
    In jeder Ecke der Wohnung schien eine Gefahr zu lauern. Er entdeckte einige Bücher und Lesespulen, die ihn und die Männer von Baudelaire interessierten, nahm sie mit in

Weitere Kostenlose Bücher