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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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eine schräge Felsplatte, glitt auf der anderen Seite über eine Geröllhalde wieder hinunter und prellte sich, als er auf einem rollenden Stein ausrutschte, die Knie und die Ellenbogen. Wütende Schmerzen zuckten durch seinen Körper. Er rannte weiter. Diesmal über ein System aus geschmolzenem Gestein, das wie ein riesiges unregelmäßiges Mosaik wirkte. Er verstauchte sich die Knöchel, schrammte sich die Haut auf, hastete, sprang, turnte, rannte weiter, immer dem imaginären Punkt der Landschaft zu, an dem er die nächste Station der Bahn wußte. Gut eine Stunde später sah er sie endlich – wieder umgeben von einem der neu angelegten Wälder. Davor und daneben erstreckten sich Farmen mit Gewächshäusern, hydroponischen Kulturen und Viehherden.
    Er betrachtete sich im Spiegel.
    So, wie er jetzt aussah, konnte er sich nicht unter Menschen wagen.

 
7.
     
    Die Farm war ein Mischbetrieb. Sie war dort, wo man auf menschliche Arbeitskraft verzichten konnte, automatisiert und mit einem präzisen System der Maß- und Regeltechnik versehen. Es gab nur wenige Arbeitskräfte; das schloß Stapen aus der geringen Menge der Wohnmöglichkeiten. Er hielt sich genau an der Grenze zwischen umzäunter Schonung und Viehweide auf, dort, wo ein Feld mit grünen, hoch aufgeschossenen Getreidehalmen wuchs. Er sah einen Halm genauer an; auch diese Pflanze schien eine positive Mutation zu sein, denn sie trug nicht einen Fruchtstand, sondern vier, untereinander gestaffelt.
    Wenn seine Überlegungen zutrafen, dann war Cythera Minor Nova heute weitaus reicher als vor einem halben Jahrhundert.
    Die Sonne stand zwei Handbreit über dem Horizont.
    Eine Herde feister, schwarzer Kühe drängte sich um eine halbautomatische Tränke. Stapen lief langsam entlang einer weißen Wand, bis er, die Waffe in der rechten Hand, an eine angelehnte Tür kam. Sie schwang leise nach innen auf. Warme Luft, die nach Tieren roch, schlug ihm entgegen. Er huschte hinein und blieb hinter der Tür stehen.
    Seine Augen durchforschten jeden Meter der langen Halle. Er befand sich in einem Stall. Hier war kein einziger Mensch zu sehen. Zehn Meter weiter. Geradeaus. Vorbei an Maschinen und Anschlüssen für die Melkapparaturen. Der Stall war sehr hygienisch. Stapen näherte sich der großen Scheibe, hinter der er die Möbel eines kleinen Raumes erkannte, das eine Kreuzung zwischen Wohnraum, Büro und Verwaltungszentrale zu sein schien.
    Er sah einen Spiegel und ein Waschbecken.
    »Hier bin ich richtig!« murmelte er. Das Tageslicht reichte noch. Er mußte die elektrische Beleuchtung nicht einschalten. Er zog schnell die Jacke aus und reinigte sich, wusch flüchtig sein Haar, trocknete sich ab und rieb den Schmutz aus der Kleidung und säuberte die zerschrammten Stiefel.
    Aus einem Probengefäß trank er einen Liter Milch, sah sich dabei um und erkannte am anderen Ende der Koppel, etwa dreihundert Meter entfernt, einen Gleiter mit eingeschalteter Beleuchtung. In rasender Eile beseitigte er seine Spuren. Er konnte sich jetzt wieder unter Menschen wagen. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, dann drehte er sich um und lief zurück in die Stallungen. Er huschte gerade aus der Tür hinaus, als der Gleiter auf der anderen Seite des Gebäudes hielt.
    Gehorsam trotteten die Rinder in den Stall. Jedes Tier suchte sich seine Box und blieb drin stehen. Das Spiel der Lichter auf der Schalttafel im Büro bewies, daß die Tiere in gewissen Grenzen durch beeinflussende Eingriffe gesteuert wurden; vermutlich besaßen sie Sonden im Hirn, die auf Funkbefehle ansprachen und leichte Ströme zur Steuerung ausschickten.
    Er lehnte sich gegen die Wand und schätzte seine Chancen ab. Einen Kilometer entfernt lag die Station.
    Als er sicher war, daß ihn niemand beobachtete, lief er hinüber in den Wald und verschwand in den dunklen Zonen zwischen Bäumen und Büschen. Ein paar kleine Tiere, die er nicht sah, flohen erschrocken.
    Stapen bemühte sich, die etwa vierhundert Meter bis zur Bahnstation möglichst schnell und lautlos zurückzulegen. Es wurde immer dunkler, und als er schließlich auf den Weg hinaustrat, sah er, daß ein Mann auf ihn gewartet hatte.
    Es war Cayod, der Vater des Kindes, das Stapen nach der Zeit gefragt hatte. Stapen ging geradewegs auf Cayod zu und sah dem Polizisten ins Gesicht.
     
    Cayod war groß und schlank. Im Licht der Straßenbeleuchtung warf er seinen Schatten quer über den weißen Weg. Sein Haar, das er mit einem dünnen schwarzen Reifen

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