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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sich ein lähmender Schmerz durch Stapens rechte Hand aus und lief hinauf bis zum Trizeps.
    »Konna hat sich selbst umgebracht!« stöhnte Stapen, drehte sich halb weg und schlug seinen Ellenbogen gegen das Gesicht Cayods.
    »Sie lügen!«
    Cayod taumelte, ließ sich nach vorn fallen und ergriff den rechten Arm seines Gegners. Stapen hebelte den Angriff aus, warf sich zur Seite und schlug mit aller Kraft Cayod die geballten Fäuste in den Nacken. Der Polizist brach zu seinen Füßen zusammen. Zwei Sekunden lang atmete Stapen durch, dann sprang er nach vorn und steckte die Waffen ein. Er schleifte den schlaffen Körper bis zur Mauer, zerrte ihn hinüber und sprang dann selbst über die Begrenzung. Schwitzend und immer wieder mit einem halben Zusammenbruch ringend, zog Stapen den Polizisten zwischen die Stämme hinein. Außerhalb des letzten Lichtschimmers lud er sich den Körper auf die Schultern und trug ihn weiter in das Dunkel hinein. Etwa einen Kilometer weiter im Innern des Kunstwaldes begannen seine Knie zu zittern. Der Körper auf seinem Rücken begann sich zu bewegen.
    Stapen ließ Cayod ächzend auf ein Moospolster gleiten, zog den Gürtel aus den Schlaufen der Diensthose und fesselte Cayods Hände in einer Weise auf den Rücken, daß sich Cayod nicht von selbst befreien konnte.
    Dann lehnte er sich an einen Stamm, atmete und massierte sich die Stellen, von denen sich der Schmerz wellenförmig ausbreitete.
    Zehn Minuten vergingen.
    Das Licht der roten Sterne sickerte zwischen den Zweigen hindurch. Die winzige Lichtung sah aus, als erfüllte sie ein rötlicher Nebel. Stapen zog seine Waffe, kauerte sich auf die Hacken und setzte, als der Polizist die Augen öffnete, ihm die Mündung der Nadelwaffe an die Schläfe.
    »Sie sind Cayod, nicht wahr?« murmelte er.
    Cayod rührte sich und bemerkte, daß er gefesselt war. Seine Augen hefteten sich auf Stapens Gesicht.
    »Ja!« sagte er und spuckte aus.
    »Ich bin der Fremde, den Sie suchen!« sagte Stapen leise. »Sie sind mir ausgeliefert, und ich könnte sie mühelos töten. Sehen Sie das ein?«
    Cayod nickte und schwieg.
    »Hören Sie verdammt gut zu, ich spreche nur einmal!« sagte Stapen entschlossen. Er fühlte sich, als habe ihn ein durchgehendes Pferd über zehn Kilometer Geröll geschleift.
    »Ich höre, Sie Schuft.«
    Stapen holte Luft und sagte:
    »Ich werde Sie am Leben lassen. Ich hätte auch Konna Pander am Leben gelassen; er brachte sich selbst um, als er die Säureflasche herunterwarf. Ich bleibe noch drei Tage auf diesem Planeten, dann holt mich ein Schiff ab, drüben, jenseits von Sigma Borealis.
    Ich bin kein Mörder, und ich will kein Mörder sein. Sie werden einen Tag lang hier etwas unbequem liegen, und wenn ich ausgeschlafen bin, lasse ich Sie abholen. Alles, was ich suche, sind Informationen, nichts sonst.«
    Er fesselte die Füße des Mannes mit den Riemen der Waffentasche und überzeugte sich, daß Cayod sich zwar bewegen, aber unter keinen Umständen befreien konnte. Jede seiner Bewegungen wurde von haßerfüllten Blicken des schweigenden Polizisten begleitet. Schließlich knebelte Stapen den Mann und blieb stehen.
    Er schaute auf ihn herunter und sagte:
    »Ich glaube nicht, daß Sie mich in den nächsten drei Tagen finden!«
    Er bückte sich, klopfte die Taschen des Beamten ab und hatte schließlich dessen Karte in den Fingern.
    »Ich lasse diese Karte irgendwo liegen«, sagte er. »Meine Spur zu verfolgen, ist nicht sehr geschickt; ich lege verschiedene falsche Spuren. Sie werden mir nicht glauben, daß ich es ehrlich meine – aber ich selbst bedaure die Entwicklung am meisten.
    Ich hatte keine andere Wahl, als hierher zu kommen.
    Und ich werde meinen Auftrag so gut erfüllen, wie ich es kann. Leben Sie wohl – denken Sie ein wenig über alles nach. Nicht jeder, der wie ein Verbrecher wirkt, ist einer.«
    Er warf einen letzten Blick auf den gefesselten Polizisten, dann verschwand er in der Dunkelheit und betrat eine halbe Stunde später den Bahnsteig. Niemand beachtete ihn, niemand hielt ihn auf. Er fuhr wieder nach Omikron Nucleon. Der Erfolg hatte ihn ein wenig kühner werden lassen, aber es war die Kühnheit eines Verzweifelten, dachte er.
    Dieselbe Stadt.
    Ein anderes, großes Hotel, billiger und weniger aufwendig.
    Heiße und kalte Duschen, ein hervorragendes Essen auf dem Zimmer. Dann ein langer Besuch in den Bücherläden und einigen anderen Geschäften. Er kehrte mit reicher Informationsbeute zurück in sein Hotelzimmer und

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