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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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hatte alles mit Cayods Karte gezahlt.
    Ein neuer Tag begann, und zum erstenmal erfuhr er etwas von der Existenz der Anlage Sub Energiter.
    Am nächsten Morgen bezahlte er und fuhr dorthin.
     
    Zufall und Zeit sind die zwei größten Tyrannen der Schöpfung. Stapen Crau 36 wußte, daß er sich in den wenigen Tagen, die ihm noch verblieben – natürlich waren es mehr als drei –, einem riskanten Seiltanz ohne Netz hingab. Aber er betrat die halb unterirdische Stadt, in der offensichtlich eine Unmenge von Energie erzeugt wurde, mit einer Mischung aus Frechheit und Vorsicht. Er kannte die Zahlen der Energieerzeugung, die Verfahren und kannte auch das Netz der Verteilung.
    Schon nach einer halben Stunde sah er, wie Sub Energiter errichtet worden war. Die Energiezentrale der »alten« Welt Cythera wurde während des Feuersturms der Apokalypse nicht eingeebnet, sondern durch eine Verbindung von über dem Erdboden tobender Vorgänge und solcher, die als Reaktion unterhalb des Bodens stattfand, um hundert Meter abgesenkt. Natürlich hatte das eine gewaltige Zerstörung zur Folge gehabt. Anschließend aber hatte man aufgebaut und von den Rändern des großen Kraters aus Plattformen in verschiedenen Höhen eingebracht, die auf riesige Säulen gegründet waren.
    Darauf errichtete man die neuen Werke. Hier wurde aus Abfall Energie erzeugt. Hier lieferten die gewaltigen Stationen Heißwasser, das durch Kontakt mit dem heißen Planeteninnern erhitzt worden war. Röhren von zwanzig Metern Durchmesser zweigten hier ab und transportierten Dampf und Wasser. Hier liefen schwere atomare Meiler und erzeugten Energie. Hier liefen die Adern der verschiedenen Förderanlagen zusammen. Stahl und Eisen wurde hier bearbeitet – eine gewaltige Zone von Schwerindustrie breitete sich aus. Geschlossene Kreisläufe wurden halbrobotisch gesteuert; wieder einmal hatte sich für Cythera ein Nachteil in einen Vorteil verkehrt.
    Stapen hielt sich bis zum Abend hier auf, dann kehrte er in sein Hotelzimmer zurück und dachte an Amarylis und Adagia.
    Stundenlang kontrollierte er, als er die Nachrichten auf dem Gerät seines Zimmers gehört hatte, seine Ausrüstung und alle seine zukünftigen Schritte. Er hatte inzwischen – so gut er es selbst feststellen konnte – alle Informationen über Cythera gesammelt und in seinem Unterbewußtsein versteckt.
    Nur eines fehlte noch. Das zentrale Problem.
    Was beabsichtigte Cythera Minor Nova mit seinem gewaltigen Reichtum anzufangen! Was bedeuteten die Ausdrücke »Langzeitplanung« oder »Langzeitprogramm«? Warum sprach niemand über Baudelaire?
    Er hatte den Eindruck, als würden alle fünf Millionen Menschen etwas planen, das mit dem Planeten seiner Auftraggeber zu tun hatte. Etwas, das so brutal und endgültig sein konnte wie die totale Ausrottung, oder etwas ganz anderes, das so aberwitzig war, daß es sich niemand vorstellen konnte.
    Sie alle wußten es. Niemand sprach jedoch darüber.
    Aber viele Menschen schienen in diesem Rahmen zu handeln und zu planen.
    Stapen war ohne viel Gepäck gekommen und ging wieder. Die Tasche und die Bücher beseitigte er in einem öffentlichen Abfallkonverter. Die Karten, Diagramme und Netzpläne ebenso. Er blieb an einer Kommunikatorzelle stehen, schob seine Karte in den Schlitz und blockierte so das Gerät. Auf einen kleinen Zettel schrieb er, wo der Besitzer der Karte zu finden war, dann fuhr er wieder zurück nach Port Calagrana und schlich in sein Versteck.
    Als er seine Tasche ausgraben wollte, stellte er fest, daß sie weg war. Alarmiert setzte er sich auf. Alle seine Vorräte, die ihm rund sieben Tage Überleben sichern sollten, waren verschwunden. Er besaß in seinen Taschen nur noch einige Tafeln einer nährstoffreichen Schokolade und ein paar Toilettenartikel.
    Abermals war er auf den Punkt Null zurückgeworfen worden.
    Und es gab jemanden, der wußte, daß sich hier jemand versteckt hatte. Er sprang auf und entdeckte im selben Augenblick die beiden Gleiter der Polizei, die auf sein Versteck zuschwebten.
     
    Stapen Crau fühlte, wie er erstarrte. Seine Augen huschten umher. Er fühlte sich wie ein in die Enge getriebenes Tier, das einen Fluchtweg sucht. Er sprang aus der Naturhöhle hinaus, klammerte sich an die Felsen und turnte nach schräg hinten. Als er vor einigen Tagen die Umgebung seines Verstecks abgesucht hatte, fand er diese Falte. Bisher hatte er es immer noch geschafft, sich einen Fluchtweg offenzuhalten. Jetzt kletterte er mit der Schnelligkeit des

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