Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
sich auf, als der kleine, schnelle Katamaran segelfertig war, »die sich völlig umstellen, wenn sie sich einmal Urlaub gönnen. Dann streife ich sämtliche Kultur ab. Natürlich ist das ein Witz, denn ich rasiere mich, trage gepflegt abgerissene Kleider, aber das alles ist eine ziemlich starke Illusion. Sie gibt mir das Gefühl, etwas ganz besonderes aus den wenigen Tagen gemacht zu haben.«
    Sie standen da und sahen sich an. Mit einer Bewegung, die unnachahmlich lässig wirkte, schob Stapen Crau 36 seine Brille auf die Nasenspitze. Als bestünde zwischen ihnen ein geheimes Einverständnis, lächelte Ihara. Stapen lächelte zurück.
    »Möchten Sie mitsegeln?« fragte sie.
    Sie fanden sich beide sehr sympathisch. Für einen Augenblick erhaschten beide einen Zipfel jenes Gefühls, das Menschen auf kaum beschreibbare Weise schnell zu Freunden werden läßt.
    »Mit Vergnügen!« sagte Stapen. »Wenn es nicht bis zum Ende der Welt geht!«
    »Nein«, erwiderte sie schnell. »Nur bis zum Ende des Tages. Haben Sie, was Sie brauchen?«
    Er nickte.
    »Alles, was ich besitze und brauche, trage ich bei mir.«
    Er begriff jetzt, daß er wiederum einen Tag in Sicherheit war. Dieses Mädchen schien abermals seine Rettung zu sein. Als er sie hatte ankommen sehen, hatte er beschlossen, sich ihr förmlich aufzudrängen. Daß es derartig gut ging und leicht, überraschte ihn. Er sah zu, wie sich Ihara bis auf den Badeanzug auszog und eine dünne Seglerjacke überstreifte, dann zog er seinerseits Jacke und Hemd aus und verstaute sie in einem wasserdichten Kasten des linken Schwimmers.
    »Leinen los?« fragte er.
    »Mit Vergnügen!« erwiderte sie.
    Als die Leinen eingezogen waren, brummte der kleine Hilfsmotor auf, zog den Katamaran zwischen den anderen Booten hervor, stieß ihn zurück und dann wieder nach vorn in die Richtung auf die offene See. Als sie der ablandige Wind erfaßte, zog Stapen das Segel auf und setzte sich, gegen den Mast gelehnt, unter den Großbaum.
    »Himmlisch!« sagte er. »Übrigens, ich bin Stapen Urac.«
    »Ihara Goyer«, sagte sie. »Auch beim Projekt beschäftigt?«
    »Nein«, sagte er. »Ich habe mein Leben dem Meer überantwortet. Ich untersuche die Veränderungen des Meeresbodens. Ganz hübsch leer heute, die Plaza und der Hafen.«
    »Das kommt von zwei Gründen«, sagte Ihara.
    Das Boot machte schnelle Fahrt. Noch bewegte es sich auf zwei Schwimmern zischend durch die kleinen Wellen. Der Wind summte in dem Segel, dem Rigg und dem Mast. Die ersten leichten Sprünge ließen erkennen, daß das Boot bei noch etwas mehr Wind hervorragende Gleiteigenschaften aufwies. Ihara hatte sich mit einer Sorgleine befestigt und warf eben Stapen eine zweite zu.
    »Ja?« murmelte er, befestigte die Leine um seine Brust.
    »Erstens macht jetzt kaum jemand Urlaub, und zweitens hat das Programm der letzten Jahre endlich genutzt. Fünf Millionen verteilen sich das ganze Jahr über auf rund dreißig Erholungsplätze. Besonders die Schneegebiete sind in diesem Jahr mit Sicherheit überlaufen.«
    Abermals eine neue Informationskette.
    Die Bevölkerung von Cythera Minor Nova besaß eine Verwaltung, die offensichtlich mit Hilfe der Rechenmaschinen genügend Gebiet geplant und auch gebaut hatte, in denen sich fünf Millionen erholen konnten. Es gab augenscheinlich mehr Freiplätze als Interessenten, so daß es nirgends überfüllt war. Und diese Gebiete erstreckten sich vom Meeresstrand bis hinauf in die Berglandschaften, in denen Wintersport möglich war. Ein glücklicher Planet?
    »Völlig klar!« erwiderte Stapen. Er dachte mit gewissem Schauder daran, wie dieser harmlose Ausflug vermutlich enden würde.
    »Ist es Ihnen zu schnell, Stapen?« fragte Ihara.
    Sie besaß entzückende runde Ohren. Inzwischen die dritte Mutation, die von der Norm der Menschen abwich. Pechschwarze Augen, die wie die Lichter einer Antilope wirkten, standen in einem Gesicht, das durch eine geschwungene senkrechte Fläche geteilt wurde. Sie hatte ihre breiteste Ausdehnung auf der Stirn, die schmalste auf dem Nasenrücken und gabelte sich beiderseits des Halses in zwei dünne Linien.
    »Keineswegs. Ich vertraue Ihrer Segelkunst. Außerdem kann ich leidlich gut schwimmen!« lachte er.
    »Wie schön!«
    Der Katamaran wurde schneller, als sie den Schutz des Festlandes verließen. Stapen konnte flüchtig das kleine Haus auf den Klippen sehen, in dem er zuletzt übernachtet hatte. Es schien zu einem unweit davon aufgerichteten Leuchtturm zu gehören. Hin und

Weitere Kostenlose Bücher