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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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häufig gebrauchten Kopterlandeplatz, auf den Hang und das Meer hatte. Es dunkelte langsam, und die Stille des Raumes, verbunden mit der leeren Umgebung wirkten beruhigend und einschläfernd auf ihn.
    »Wie lange werde ich hier Ruhe haben?« fragte er sich laut.
    In Ruhe rauchte er eine Zigarette; eine halbvolle Packung hatte er gefunden. Stapen fühlte, wie der feine Schmerz in seinem Körper, die vielen Prellungen und Schnitte und Beulen, sich ausbreitete, wie die Nerven zu pochen und zu brennen begannen. Ab jetzt würden die Spuren deutlicher und die Ruhepausen kürzer werden. Er sprang im günstigsten Fall von einem neuen Versteck zum anderen. Im ungünstigsten Fall wurde er gefaßt. Langsam beruhigte sich sein Körper. Als Stapen die letzten Ereignisse an sich vorbeiziehen ließ, mußte er feststellen, daß er unverschämt viel Glück gehabt hatte.
    Er löschte die Glut der Zigarette, tastete sich ins Bad und ließ die Wanne vollaufen.
    In der kleinen halbautomatischen Küche entdeckte er Fertiggerichte, von denen er zwei erhitzte und aß. Die nächste menschliche Siedlung und das nächste Licht waren rund fünftausend Meter entfernt; drüben in Port Calagrana, wo die Strömung begann, die ihn hinaustreiben würde zu dem geheimen zweiten Treffpunkt mitten im Ozean, würden sie noch immer nach ihm suchen. Darüber hinaus standen alle Punkte, an denen er gesehen worden war und Spuren hinterlassen hatte, unter der Kontrolle der Sicherheitsabteilung.
    Nachdem er gegessen hatte, schaltete er das Nachrichtengerät ein. Während das Wasser wieder abkühlte, sah und hörte er, wie ein ganzer Kontinent nach ihm suchte. Als letzte Meldung kam eine Schilderung des eben erlebten Vorfalls aus der Sicht von Rufer Exasperes Sicht:
    Ein Muschelsammler, der sich hin und wieder in dieser Höhle aufhielt, hatte die Henkel der Tasche gefunden, als er zufällig seine Hand in den Sand grub. Er hatte schnell geschaltet und seinen Fund gemeldet. Aber die Beamten waren zu spät gekommen – sie sahen nur die Spuren dessen, der sich dort versteckt hatte.
    Überall befanden sich Sperren und scharfe Kontrollen, fuhr der Sprecher fort. Er bat alle Bewohner des Kontinents, ihre Karten niemals zu vergessen. Der gefesselte Polizist war gefunden worden. Man strahlte ein Interview mit Cayod aus. Stapen wurde überrascht, als der Polizist wortgetreu wiedergab, was er ihm gesagt hatte und dazu Stellung nahm. Er, Cayod, glaubte, daß es sich so verhielt, wie der Fremde gesagt hatte.
    Jedenfalls hatte man ihn als Staatsfeind abgestempelt. Jeder suchte nach ihm. Eine gute Beschreibung von seinem Aussehen und seiner Kleidung lag vor. Er würde die Konsequenzen ziehen müssen.
    Zwei beklemmende Fragen blieben:
    Warum hatte Adagia Rouah sich nicht gemeldet und ausgesagt? Sie kannte ihn doch besser als jeder andere Mensch auf Cythera Minor Nova!
    Und was bedeutete die Langzeitplanung?
    Auf einer Karte des Kontinents, suchte sich Stapen einen Weg aus, der ihn in sieben genau fixierten Schritten wieder nach Port Calagrana bringen würde. Dort lag die Endstation; dort würde er zu der winzigen Insel schwimmen und seine Taucherausrüstung anlegen.
    Die sieben Schritte umfaßten ein weites Programm. Alle diese Verfahren, sich zu tarnen, beherrschte er seit seiner Jugend, als er als kleiner Junge närrische Spiele gespielt hatte. Die Psychologen von Baudelaire aber hatten ihn gelehrt, diese Einsichten blitzschnell verwerten zu können. Wieder würde er versuchen, in der Masse unterzutauchen.
    Er entsann sich des eingelassenen Bades und stand auf.
    Der erste Schritt zur geistigen und seelischen Verwahrlosung begann mit der unbewußten körperlichen Verwahrlosung. Beide Faktoren schaukelten sich gegenseitig hoch. Er durfte sich geistige Verwahrlosung ebenso wenig leisten wie einen unausgeschlafenen Verstand. Im Bad ging er daran, seinen Körper mit einer an Selbstzweck grenzenden Pedanterie zu säubern und die unzähligen Wunden und Schrammen zu versorgen. Er hatte sich freiwillig der Gefahr ausgesetzt, daß man an Hand des Energieverbrauchs der Tiefstrahler ihn schon jetzt entdeckte, und der zweiten, daß er als nackter, triefender Mann schlecht fliehen und überleben konnte.
    Er entfernte den kosmetischen Lack von seinem Körper, was nicht ohne Schmerzen abging. Er dankte einem Zufall, der ihn eine Packung dieses Lacks, wohl für Fingernägel oder ähnliche Zwecke hergestellt, hatte einstecken lassen. Er wusch sein Haar, schnitt es an einigen Stellen mit Hilfe

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