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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dieser Polizistin fiel.

12
    Egal wie früh Franca das Büro betrat, Hinterhuber war schon da. Geschniegelt mit einem seiner glattgebügelten Hemden und seiner unvermeidlichen Krawatte mit dem aufgestickten Edelweiß saß er am Computer und schaute konzentriert auf den Bildschirm. Seine Finger schlugen auf die Tastatur ein.
    Als sie die Tür hinter sich schloss, sah er kurz auf und lächelte ihr zu.
    Sie gähnte. Es war spät geworden in der vorigen Nacht. Sie wollte es sich nicht nehmen lassen, Marion Lingat persönlich die Todesnachricht zu überbringen. Während sie warteten, hatten Irmtraud Lingat und deren Mutter einiges über das Mädchen erzählt. Nett sei sie gewesen. Fröhlich. Hilfsbereit. Und überhaupt keine Probleme habe es mit ihr gegeben. Keine typische Pubertierende wie andere Mädchen in ihrem Alter. Darüber waren sich Tante und Großmutter einig. Beiden ging alles sehr nahe, sie schienen in besonderer Weise an Hannah gehangen zu haben.
    Kurz vor eins kam Marion schließlich nach Hause. Beschwipst und in bester Laune trat sie zur Tür herein. Völlig arglos. Lächelnd und mit fragendem Gesichtsausdruck hatte sie auf die versammelten Personen gestarrt. Dann war sie bleich geworden wie die Wand. Hatte sich nur noch mühsam aufrecht gehalten. Kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Weder schluchzte noch weinte sie. In dem Moment, als sie vom Tod ihrer Tochter erfuhr, war ihr Gesicht zu einer Maske erstarrt. Unheimlich war das. Franca lief es noch jetzt eiskalt den Rücken hinunter, als sie daran dachte.
    »Irgendwas Neues?«, fragte sie Hinterhuber.
    »Bis jetzt noch nicht. Außer, dass der Chef schon seit Stunden auf einen detaillierten Bericht wartet.«
    Sie lachte. »Das ist in der Tat nichts Neues. Von den Technikern ist noch nichts gekommen?«
    »Franca. Es ist Montag Morgen.«
    »Hätte ja sein können.«
    Als sie an ihm vorbeiging, um sich einen Espresso aufzusetzen, wehte ihr ein merkwürdiger Duft entgegen. Sie schnupperte. Orchideen oder Wildrosen. Jedenfalls süßlich.
    »Wonach riecht es denn hier?«, fragte sie.
    »Wieso?« Er sah vom Bildschirm hoch.
    »Kommt das etwa von deinen Kakteen?«
    Hinterhuber widmete sich mit Leidenschaft seiner Kakteensammlung. Zu Hause hatte er etliche entsorgen müssen, weil sie überhand nahmen. Nun zierte eine beträchtliche Galerie die beiden schmalen Fensterbänke ihres gemeinsamen Büros. Auch auf den Schränken standen einige Töpfe.
    Auf ihre Frage, was er an diesen Dingern denn fände, hatte er lächelnd geantwortet: »Sie sind eine sehr treffende Symbolik für das Leben. Genügsam. Und wenn man ihnen ab und zu einen Tropfen Wasser gibt, blühen sie richtig auf.«
    »Man darf ihnen nur nicht zu nahe gekommen«, hatte sie geantwortet. »Dann hat man die Finger voller pieksender Stacheln.«
    »Tss, deine botanischen Kenntnisse«, sagte er jetzt.
    Mit gekräuselter Nase näherte sie sich ihm. »Hey, das bist ja du. Wo kommst du denn her? Aus einem Siamesischen Männerpuff?«
    Er verzog die Lippen. »Woher weißt du denn, wie es in einem Siamesischen Männerpuff riecht?«
    »Dann gib mir eine Erklärung für deine ausgefallene Duftnote.« Sie füllte Wasser und Kaffeepulver in die kleine Espressomaschine, die sie kürzlich angeschafft hatte. Dazu zwei Espressotassen aus edlem Porzellan. Die in der Hand zu halten war ein vollkommen anderes Gefühl als die braungeriffelten Plastikbecher aus dem Automaten, an denen sie sich regelmäßig die Finger verbrannte. Ganz davon abgesehen, dass der Geschmack nicht zu vergleichen war. Hinterhuber trank weder Espresso noch Kaffee. Nur gesunden Tee mit exotischen Namen, von dem er zahlreiche unterschiedliche Beutelsorten in seinem Fach hortete.
    »Mein Duschgel war alle und da hab ich halt das von Ingrid genommen«, nuschelte er, während er seine Computer-Tastatur betätigte und den Druckerbefehl eingab. Als er Francas grinsendes Gesicht sah, fragte er: »Riecht es wirklich so schlimm?«
    Der Drucker ratterte.
    »Na ja.«
    »Dann musst du mich eben jetzt duftend ertragen.« Er nahm die Blätter aus dem Drucker und reichte sie ihr. »Also. Hier ist schon mal mein Bericht. Du kannst deinen Senf ja noch dazugeben.«
    Sie begann zu lesen. Das Alter der getöteten Hannah Lingat betrug vierzehn Jahre. Diese Tatsache hatte sie einigermaßen verwundert. Sie hätte das Mädchen von der Größe und Statur her höchstens auf zwölf geschätzt.
    Es folgte der mutmaßliche Ablauf des Geschehens. So, wie Frankenstein es ihnen erklärt

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