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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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er wissen.
    »Marcus Rehberg.«
    Er nickte. »Ja. Der wohnt bei uns in der Nachbarschaft. Hübscher Bursche, nicht wahr?«
    Franca unterließ es, Hinterhuber mitzuteilen, dass dieser Marcus sie an Leonardo DiCaprio erinnerte. Dazu würde Hubi ganz sicher wieder etwas Spitzfindiges einfallen.
    »So wie ich gehört habe, ist das der Schwarm aller Gülser Mädchen.« Hinterhuber grinste.
    Vielleicht warst du ja früher mal der Schwarm aller bayrischen Mädchen, dachte sie.
    Sie hatten Winningen erreicht und passierten die Unterführung. Auf dem Platz rund um den Brunnen und vor dem frisch renovierten Spital, einer Vinothek, herrschte Hochbetrieb. Sämtliche Sitzplätze der verschiedenen Gastronomiebetriebe waren besetzt. Hinterhuber bahnte sich mit dem Vectra vorsichtig einen Weg durch das Menschengewimmel und fuhr die bucklige Straße entlang bis hinaus zum Löwenhof. Franca stieg aus. Durch das offenstehende Tor drang Gemurmel in einer fremden Sprache. Wahrscheinlich die polnischen Arbeiter, dachte Franca. Sie ging die hohe Treppe nach oben und betätigte den Türklopfer.
    Aus einem der Fenster duftete es verführerisch. Franca spürte, dass sie Hunger hatte. Sie hätte besser in der Kantine noch einen Happen essen sollen.
    »Denk dran: Noch wissen wir überhaupt nichts. Taktik eins ist angebracht. Nur Vortasten«, sagte Hinterhuber mit einem merkwürdigen Unterton.
    »Für wen hältst du mich denn?«, erwiderte sie ärgerlich. Wer gab denn hier die Richtlinien vor? Das klang ja ganz danach, als ob Hinterhuber ihr das Ruder aus der Hand nehmen wollte. Warte nur, Bürschchen, dachte sie. Das haben schon ganz andere versucht. Noch bin ich hier der Boss.
    »Ich meine nur, weil ich mir gut vorstellen kann, dass dich dieser Fall in besonderem Maße berührt. Wenn man eigene Kinder hat, verliert man bei diesem Thema leicht den objektiven Blick.«
    »Sag mal, was ...?«
    Franca verstummte mitten im Satz, als Irmtraud Lingat die Tür öffnete. Ein kleines Lächeln des Erkennens huschte über ihr großflächiges Gesicht mit dem markanten Feuermal.
    »Ich hoffe, wir stören nicht«, sagte Franca. »Dies ist mein Kollege, Herr Hinterhuber.« Mister Oberschlau, dachte sie grimmig, während sie der großen, kräftigen Frau mit liebenswürdiger Miene die Hand gab. »Wir hätten noch ein paar Fragen.«
    »Wir sind gerade beim Essen. Aber das ist schon in Ordnung. Kommen Sie nur mit.« Sie vollführte eine einladende Geste. Franca und Hinterhuber folgten ihr. Immer weiter dem verführerischen Essensgeruch entgegen. Hoffentlich verrät mich mein Magen nicht, dachte Franca noch, als der bereits laut und vernehmlich knurrte.
    »Sie können gerne mitessen. Es ist genug da«, sagte Irmtraud Lingat lächelnd, während sie das Esszimmer betraten. »Ich koche immer reichlich.«
    »Ach, nein, danke«, sagte Franca tapfer. Das ging ja wohl nicht an, dass sie sich hier verköstigen ließen.
    »Also, ich würde nicht nein sagen.« Hinterhuber sah Franca auffordernd an. »Wenn man so nett eingeladen wird.«
    »Aber gern. Und Sie, Frau Kommissarin, haben Sie es sich jetzt auch anders überlegt?«
    Franca gab sich geschlagen. »Danke, das ist sehr nett. Und wenn der Kollege ...« Ihr war es trotzdem ein wenig peinlich. Schließlich waren sie aus einem unangenehmen Grund hierher gekommen.
    »Nehmen Sie doch einfach Platz.« Irmtraud Lingat schickte sich an, zwei weitere Teller und Gläser aus dem Schrank zu nehmen.
    Marion und die ältere Frau Lingat saßen bereits am Tisch. Marion sah blass aus. Bei ihrem Eintreten hatte sie kaum aufgesehen. Vor ihr stand ein Teller, in dem sie lustlos herumstocherte. Daneben ein halb volles Weinglas.
    »Es gibt Rieslingschnitzel und Spätzle. Bitteschön.« Irmtraud Lingat reichte Franca einen wohlgefüllten Teller. »Einen Schluck Wein dazu?«
    »Nein, danke«, sagten Franca und Hinterhuber unisono. »Das nun wirklich nicht«, fügte Franca hinzu.
    »Verstehe, Sie sind ja im Dienst.« Irmtraud lächelte verständnisvoll und goss jedem von ihnen ein Glas Mineralwasser ein.
    »Für mich bitte nur Spätzle mit Soße. Kein Fleisch, wenn’s geht«, bat Hinterhuber.
    Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, zusammen mit der Familie Mittag zu essen. Da konnte man relativ locker auf das eigentliche Anliegen zu sprechen kommen. Satte Menschen führten andere Gespräche als hungrige. Diese einfache Weisheit galt auch für Kriminalpolizisten.
    Franca begann zu essen und war überrascht. Es schmeckte irgendwie

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