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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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vertraut und dennoch eine Spur exotisch. Eine Komponente, die sie nicht kannte und die dem Gericht eine besondere Note gab. Das Fleisch zerging auf der Zunge. Hubi, da lässt du dir aber was ganz Besonderes entgehen, dachte sie. Eine Soße ohne Fleisch ist wie ein Zirkuspferd ohne Federbusch. Dieses Gericht war ein purer sinnlicher Genuss. Sagenhaft. Und so etwas Außergewöhnliches bekam man nun in einem einfachen Winzerhaushalt aufgetischt.
    »Sagen Sie«, wandte sie sich an Irmtraud Lingat. »Wo haben Sie denn so gut kochen gelernt? Das schmeckt ja wie in einem Gourmet-Restaurant.«
    Die Angesprochene lächelte geschmeichelt und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihre Mutter ihr das Wort abschnitt.
    »Haben Sie den Mörder meiner Enkelin gefasst?«, kam es scharf vom oberen Tischende.
    Bereits bei ihrem ersten Besuch auf dem Löwenhof war Franca die Verhärmtheit der alten Frau aufgefallen. Menschen, die viel durchgemacht hatten, legten solche Verhaltensweisen an den Tag, sagte ihre Lebenserfahrung. Frau Lingat senior gehörte offenbar zu den Menschen, die nicht zeigen wollen, wie nahe ihnen die Dinge gehen.
    »War es wirklich kein Unfall?«, fragte Irmtraud.
    »Inzwischen können wir ziemlich sicher davon ausgehen, dass es kein Unfall war«, antwortete Hinterhuber.
    »Aber das heißt ja ...« Irmtraud Lingats Augen weiteten sich. Sie sprach nicht aus, was es hieß.
    »Momentan versuchen wir, Hannahs letzte Lebensstunden zu rekonstruieren und einen genauen Zeitplan zu erstellen«, erläuterte Franca und hoffte, dass dies diplomatisch genug war in Hinterhubers Augen. »Waren Sie beim Mittagessen alle beisammen?« Franca sah in die Runde. Nur Irmtraud Lingat nickte, die anderen beiden Frauen zeigten keine Reaktion.
    »War auch Herr Kilian mit am Tisch?«
    Irmtrauds Augen wanderten unruhig hin und her. Marion saß apathisch da und blickte starr auf ihren Teller.
    »Ja, er hat wie immer mit uns zu Mittag gegessen«, sagte die alte Frau Lingat. Es klang so, als ob das eine Tatsache war, die ihr absolut nicht passte.
    »Nach dem Essen ist Hannah dann zusammen mit Herrn Kilian in die Weinberge gegangen. Ist das richtig?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass sie hoch zum Brückstück gehen soll«, sagte Irmtraud leise. »Hannah sollte den Entwicklungsstand der Trauben kontrollieren und nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Gab es einen besonderen Grund, dass Herr Kilian Hannah begleitet hat?«
    Irmtraud hob die Schultern. »Die beiden gingen oft miteinander in die Weinberge. Das ist doch nicht verwerflich, oder?«
    Franca ignorierte den Einwand. »Wir hätten ganz gern Herrn Kilian bei diesem Gespräch dabei. Ist er nicht hier?«
    »Der hat sich bis jetzt noch nicht blicken lassen«, zischte die alte Frau Lingat. »Dafür wird er schon seine Gründe haben.«
    »Er ist heute morgen mit dem Toyota weggefahren«, meinte Irmtraud mit unsicherer Miene. »Er hatte wohl etwas Dringendes zu erledigen.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, dass du ihm unser Auto überlassen hast?«, fuhr die Alte ihre Tochter an. Ihr rechtes Auge begann zu zucken.
    »Er wohnt doch schon so lange bei uns«, erwiderte Irmtraud hilflos. »Ich dachte, es ist in Ordnung ...«
    »Es ist vollkommen in Ordnung, Irmchen.« Es war das erste Mal, dass Marion sich an dem Gespräch beteiligte. Sie bedachte ihre Mutter mit einem warnenden Blick. »Der Toyota ist auf mich zugelassen. Und es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb ihn sich Herr Kilian nicht ausleihen dürfte.«
    Welch harmonische Klänge, dachte Franca. »Wissen Sie denn, wo er hingefahren ist?«, wandte sie sich an Irmtraud.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das hat er nicht gesagt.«
    »Wann wollte er zurückkommen?« Sie tauschte mit Hinterhuber einen Blick.
    »Das weiß ich leider auch nicht.«
    »Hm, das ist aber sehr schade.«
    »Der ist einfach mit dem Toyota weggefahren«, murmelte die alte Frau Lingat vor sich hin. Es klang fassungslos.
    Francas Kopfhaut zog sich zusammen. Unter ihrer Schädeldecke begann es zu rotieren. Es war klar, dass sie nicht die einzige am Tisch war, die einen Verdacht gegen Kilian hegte.
    »Dürfte ich mal einen Blick in sein Zimmer werfen?«, fragte Franca.
    »Ich verstehe nicht?« Irmtrauds Gesichtsausdruck war etwas dümmlich. »Ich meine, wozu sollte das gut sein? Wir achten die Privatsphäre unserer Gäste. Wollen Sie nicht warten, bis Herr Kilian wiederkommt? Dann kann er selbst entscheiden, ob er Ihnen sein Zimmer zeigen will.«
    »Sie glauben auch, dass er

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