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Apollonia

Apollonia

Titel: Apollonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Held
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Stecheisen und die Schubkarren, die Kartoffeln und das Büchsenfleisch und die Eier, die Ledergürtel und die Knöpfe und die Sessel, ja. Der Mensch wollte auch mal was Schönes haben, und Malwine brauchte nicht zu denken, dass man Halt machte vor der Villa. Da ging es jetzt hinein in des Feldmeisters Bude, wo sie gehaust hatten in Saus und Braus, während Scholmerbach Brennnesseln fraß!
    Und im Kasino fiel der Suppentopf um, dass halb Scholmerbach ausrutschte und sich die Knochen stieß und aufstand und wieder fiel, und trotzdem haben alle eifrig weitergemacht, bis alles ausgeräumt war und nichts mehr übrig blieb wie die nackten Fensterkreuze und der blanke Boden allein.
    So hatte sich Malwine das nicht vorgestellt gehabt, als sie in ihres Vaters Haus mit dem Feldmeister aus dem Fenster sah und die Leute mit den Handkarren ihr Hab und Gut und auch das Grammophon die Straßen herunterzogen und zuallerletzt auf einem Pferdewagen die herrliche Badewanne mit dem hohen weißen Badekessel fortbrachten. Der Feldmeister saß neben ihr und war ohne Mütze einen Kopf kleiner, und Malwine betrachtete ihn stirnrunzelnd und argwöhnisch und fragte:
    – So, Herr Schröder. Was nun!?!
    Die Amerikaner aber hatten ein Quartier in der Scheune vom Hühnerschorsch eingenommen und waren von den Strapazen und den Unannehmlichkeiten ihrer Belagerung übermüdet und hatten sich im Heu ausgebreitet und glaubten, in Scholmerbach dem Frieden trauen zu können, da geschah etwas, das konnten sie im ersten Augenblick gar nicht glauben.
    Denn kaum lagen sie in ihren duftenden, aber stacheligen Heubetten neben ihren Gewehren, da plötzlich erschien im Scheunentor in ihrem schönen Kleid vom letzten Tanz mit Hauptmann Tomaczek und mit Kämmen zurückgestecktem Haar und schönen roten Wangen Frau Malwine Schröder und hatte ihnen eine schwere Pfanne Eier gebraten mit Speck und Bratkartoffeln und Büchsenfleisch und Brot noch dazu, so viel sie nur hatte heben und tragen und braten können. Die Amerikaner waren ganz aus dem Häuschen. Es dauerte nicht lange, und Malwine brachte ihnen Schmalzgebackenes und Kartoffelplatz und einen Humpen Bier dazu, und beim nächsten Mal hatte sie ein Blech voll Pflaumenkuchen. Man wusste nicht, wo sie das alles hernahm, wenn andere nichts zu reißen und zu beißen hatten. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu, aber wann immer Malwine in der Scheune erschien, gab es ein großes Hallo, und sie wurde empfangen wie Zarah Leander persönlich, mit der, wie man sagte, sie ja auch eine gewisse Ähnlichkeit hatte, oder sollte man sagen: Rita Heiwörth, oder wie die hieß – man musste sich ja umstellen.
    Die Amerikaner waren schließlich auch nur Menschen, und Malwine hatte ein großes Herz für sie alle.
    Der Umschwung war da. Da war es gut, wenn man sich mit den Besatzern gut stellte, denn man wusste nicht, wie sie alles verstehen würden, und es war sicherlich kein Fehler, wenn man die Parteibücher verschwinden ließ und die Bilder vom Führer oder die Fahnen mit dem Hakenkreuz. Schon gleich, wenn die Amerikaner jetzt von Haus zu Haus gingen und suchten, besonders nach einem Fredo oder Fridolin Kebbelein und nach dem alten Bertel und dem Truppführer Vogler und allen auf die Bude rückten und dem Herrn Feldmeister mit seiner betörenden Gattin so gar nichts tun konnten, weil die sie so strahlend empfing, dass die Amerikaner immer ganz durcheinander wurden. Fredo war nirgendwo zu finden, vielleicht besuchte er seine Schwester im Kannenbäckerländ oder seinen Vetter hinter dem Heyerberger Weier. Irgendwann würde er schon wiederkommen, er musste sich ja um seine vielen Kinder kümmern, denn er war ein guter und verantwortungsvoller Mann, dem es ernst war mit allem, was er machte. Er hatte eben hundert Prozent hinter »der Sache« und unserem Vaterland gestanden und aufgepasst, dass alle auf Linie waren. So sagten die einen. Die anderen sagten, er war ein schlechter Hund, weil er alle und jeden angezeigt hat und allen Angst gemacht und sich aufgespielt und die Leute drangsaliert und ihnen böse mitgespielt hatte, und jetzt wolle er sich feige verstecken! Der Nazi! Durch und durch ein Hitler! Der solle bloß wiederkommen, der Drecksack, dem wollten sie gehörig die Meinung sagen, jetzt konnte er einpacken, der schlechte Fredo, jetzt war er ganz klein mit Hut, denn der Krieg war verloren, und Fredos Spiel war aus! Der konnte für den Rest seinen Lebens seine Schafe füttern und durfte froh sein, wenn ihn die Amis

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